Umstrittener Zug auf der Yucatán-Halbinsel
Über eine Strecke von insgesamt rund 1.500 Kilometern fährt der „Tren Maya” seit diesem Jahr durch den Südosten von Mexiko. Der Zug verbindet die Tourismus-Hotspots an der Küste mit uralten Maya-Stätten und Naturreservaten. Während Umweltschützerinnen und -schützer das Projekt kritisieren (nachzuhören in der ersten von zwei Folgen), preist es die mexikanische Regierung als ein Instrument für die wirtschaftliche Entwicklung an. Und tatsächlich hoffen viele Menschen in Mexiko durch den neuen Zug auf neue Arbeitsplätze und mehr Wohlstand.
Wir profitieren davon, wenn mehr Touristen herkommen, denn der Zug bringt uns auf die Landkarte. Durch den Zug wird es neue Beschäftigungsmöglichkeiten geben.
Juan Medina, Koch
Viele Indigene sehen den „Tren Maya“ kritisch
Auch viele Indigene stehen dem Projekt kritisch gegenüber. Unter anderem, weil bei den obligatorischen Konsultationen der indigenen Bevölkerung wichtige Informationen über die Folgen des Projekts unterschlagen wurden. Dass bei den Befragungen die Rechte der indigenen Bevölkerung verletzt wurden, findet auch Ángel Sulub. Er ist yukatekischer Maya, Aktivist und einer der Koordinatoren des Maya-Gemeinschaftszentrums „U kúuchil k Ch’i’ibalo’on“ in der Kleinstadt Felipe Carrillo Puerto. Dass der „Tren Maya“ seit Kurzem auch hier hält, macht Ángel Sulub Sorgen:
Kultur wird zerstört, wenn man sie kommerzialisiert.
Ángel Sulub, Maya-Aktivist
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Ángel Sulub fürchtet, dass der Massentourismus, der mit dem Zug einhergeht, die Kleinstadt Felipe Carrillo Puerto erreichen und die Maya-Kultur gefährden könnte. Auch der Mexiko-Experte Günther Maihold ist skeptisch, ob die Maya wirklich von dem Projekt profitieren:
Es stellt sich die Frage, wer denn letztlich Profite mit dem „Tren Maya“ einfahren kann. Und dazu gehören natürlich meist keine Maya-Organisationen, sondern eben internationale Touristikkonzerne.
Günther Maihold, Politikwissenschaftler und Mexiko-Experte
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Für diese Folge von „Mission Energiewende“ war detektor.fm-Redakteurin Alea Rentmeister auf der Yucatán-Halbinsel in Mexiko, ist mit dem „Tren Maya“ gefahren und hat den Aktivisten Ángel Sulub besucht. Außerdem hat sie mit dem Mexiko-Experten Günther Maihold gesprochen und die Deutsche Bahn gefragt, welche Rolle ihre Tochterfirma DB Engineering & Consulting bei dem Projekt „Tren Maya“ gespielt hat. Diese Recherche wurde durch ein Stipendium des Internationalen Journalistenprogramms (IJP) ermöglicht.
Wenn ihr mehr zu Zügen und insbesondere zur Deutschen Bahn hören wollt, dann haben wir noch einen Tipp für euch. Und zwar unseren neuen Podcast „Teurer Fahren“. Da geht’s um die Deutsche Bahn AG, die vor 30 Jahren gegründet wurde. Die ersten beiden Folgen sind am 12. Dezember 2024 erschienen.