Weniger Arbeit, und doch nicht mehr Zeit
Die meisten Menschen in Deutschland arbeiten deutlich weniger als die Generationen vor ihnen. Durchschnittlich, je nach Statistik, 35 Stunden pro Woche. Gleichzeitig fühlt sich jede und jeder Vierte gestresst. Gut ein Drittel der Deutschen hat das Gefühl, zu wenig Zeit für Familie und Freundeskreis zu haben. Aber warum ist das so? Dieser Frage ist brand eins-Autorin Anabelle Körbel für das aktuelle brand eins-Magazin mit dem Schwerpunkt „Zeit“ nachgegangen. Dabei hat sie ganz unterschiedliche Antworten bei verschiedenen Menschen gefunden. Grundsätzlich, so führt sie an, leben die Menschen in einer sehr schnellen und komplexen Welt.
Das Zeit-Paradox
Das Zeit-Paradox besagt zunächst einmal, dass die Zeit umso wertvoller wird, je knapper sie ist. Und das ist der Fall in einer effizienten, beschleunigten Welt wie der unseren. Und wenn die Zeit besonders wertvoll ist, steigt der Druck, sie sinnvoll zu nutzen. Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch in der Freizeit. Das Beschäftigt-Sein sei zu einer Art Statussymbol geworden, auch in der Freizeit müsse man produktiv sein und Leistung bringen.
Daneben gibt es vor allem zwei unterschiedliche Perspektiven auf das Zeit-Paradox: Die eine geht davon aus, dass wir an der erhöhten Beschleunigung der Welt, in der wir leben, nichts ändern können. Darum sei es umso wichtiger, zu schauen, wie wir gut mit Stress umgehen. Die andere Perspektive ist, dass das Zeit-Paradox gesellschaftlich begründet ist, weil Erwerbsarbeit gesellschaftlich eher anerkannt wird als Sorgearbeit, soziales oder politisches Engagement.
In dieser Folge des „brand eins Podcasts“ spricht brand eins-Autorin Anabelle Körbel mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert über das Zeit-Paradox, Zeitarmut und Zeitwohlstand, und warum sie in dieser Diskussion neben Arbeitszeitverkürzung auch das Thema Löhne wichtig findet.