Susanne Wanger macht den Faktencheck
Die Deutschen sind faul. Die Deutschen arbeiten nicht genug — oder nicht effizient genug. Das sagen derzeit einige Politikerinnen und Politiker, und auch Bundeskanzler Friedrich Merz mit Blick auf die schwächelnde Wirtschaft. Aber helfen längere Arbeitszeiten, die deutsche Wirtschaft wieder anzukurbeln? Und stimmt dieses Klischee überhaupt?
Neben dem Mythos vom „Freizeitpark Deutschland“ gibt es noch viele weitere Klischees. Zum Beispiel, junge Beschäftigte seien viel krank, wenig motiviert, und viele zugewanderte Menschen seien zu wenig integriert. Ist das wirklich so? Wir fragen eine Expertin: Die Sozialwissenschaftlerin Susanne Wanger forscht seit 20 Jahren am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Sie plädiert dafür, genau auf die Zahlen und Daten zu schauen, zu vergleichen und zu differenzieren. Im europäischen Vergleich seien sind die Teilzeitquoten in Deutschland sehr hoch.
Und diese hohe Teilzeitquote führt dazu, dass die durchschnittlichen Arbeitszeiten in Deutschland sehr niedrig ausfallen.
Susanne Wanger

Gender Pay Gap, Care Gap, Gender Working Time Gap — Lücken überall
In den vergangenen Jahrzehnten ist die Erwerbstätigkeit von Frauen stark gestiegen in Deutschland. Bei den Erwerbsquoten in Europa gehört Deutschland damit zur Spitze. Aber:
Diese Erwerbstätigkeit findet zum großen Teil in Teilzeit statt. Fast 60 Prozent der beschäftigten Frauen arbeiten in Teilzeit.
Susanne Wanger
Für Frauen ist dieser hohe Anteil der Teilzeitarbeit mit vielen Nachteilen verbunden, meint Susanne Wanger. Zu diesem Gender-Working-Time-Gap komme der Gender-Pay-Gap, also die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern, geringere Aufstiegschancen und später oft auch niedrigere Renten.
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen andere gängige Arbeitsmarktmythen haben, und welche Lösungsansätze sie hat, darüber spricht Susanne Wanger in dieser neuen Folge des brand eins Podcasts mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert.