Wir Menschen haben Rechte und gelten vor dem Gesetz als natürliche Personen. Selbst Unternehmen werden als juristische Personen anerkannt und sind somit ebenfalls Rechtssubjekte. Aber haben Tiere nicht auch ein Anrecht auf (artgerechtes) Leben? Auf Freiheit? Immerhin gibt es das Tierschutzgesetz, nach dem zum Beispiel seit diesem Jahr das sogenannte Küken-Schreddern verboten ist.
Mensch vs. Tierrecht
Der Mensch sieht sich im Anthropozän an der Spitze der Nahrungskette und das Tier als Ressource. Das spiegelt sich auch im Mensch-Tier-Verhältnis wieder. Wir zerstören das Ökosystem, worunter vor allem die Tiere leiden. Wir nutzen Tiere als Nahrungsquelle, für die Arbeit, aber auch für Forschungszwecke. Allein im Jahr 2020 sind in Deutschland mehr als 2,5 Millionen Tiere in Laboren gestorben. Die wirkliche Zahl, ist aber wohl noch höher, da sogenannte „Überschusstiere“ gar nicht eingerechnet werden. Aber warum erschüttert uns tierisches Massensterben nicht? Warum beuten wir Tiere weiterhin aus?
Die Unterdrückung von Tieren: Speziesismus
Speziesismus wird in der Tierethik als Diskriminierungsart definiert. Zwei Lebewesen dürfen nicht nur wegen ihrer Artzugehörigkeit unterschiedlich behandelt werden. Stattdessen sollen individuelle Eigenschaften wie Leidensfähigkeit oder Bewusstsein als Unterscheidungsmerkmale fungieren.
Vom Objekt zum Subjekt
Ob und wann es einen Paradigmenwechsel im Recht geben wird und Tiere als Subjekte angesehen werden und somit offiziell Rechte erlangen, ist aktuell nicht absehbar. Aber es lässt sich zumindest eine globale Entwicklung erkennen, sagt die Juristin Saskia Stucki. So zum Beispiel in Ecuador, dort wurden Wildtieren in diesem Jahr eigenständige Rechte zugesprochen. Die Tiere fielen unter die Naturrechte und seien durch diese geschützt. Sie dürfen fortan nicht mehr gefischt, gefangengehalten, gesammelt, getauscht oder gejagt werden.
Über das Tierrecht spricht detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna mit der Juristin Saskia Stucki vom Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg.