Kreative Forschungsmethoden
In der Serie „White Collar“ hilft der Kunstfälscher und Dieb Neal Caffrey dem FBI dabei, seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen das Handwerk zu legen: Er unterstützt den Ermittler Peter Burke unter anderem dabei, Fälschungen zu erstellen oder zu erkennen. Würde die Serie aber nicht in den 2010er Jahren spielen, sondern in den 3010er Jahren, wäre Caffrey wohl ziemlich überflüssig. Denn auch in der Kunst und der digitalen Kunstwissenschaft kommt die KI immer mehr zum Einsatz.
Prof. Dr. Tristan Weddigen ist Direktor an der Bibliotheca Hertziana, dem Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom und unterstützt junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei, Künstliche Intelligenzen zu ihrem Vorteil zu nutzen. Dabei ist ein völlig neues Forschungsfeld an der Schnittstelle zwischen Informatik, Kunstwissenschaft und künstlerischer Praxis entstanden.
Es ist genauso wichtig, Kunst durch KI zu erforschen, wie KI durch Kunst.
Prof. Dr. Tristan Weddigen, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte
KI als Kulturphänomen
Wichtig ist Weddigen, dass KI noch weitaus weniger Arbeit in der digitalen Kunstwissenschaft übernehmen kann, als vielleicht angenommen. Wenn Quellen nicht verifiziert werden können, ist beim Einsatz von KI Vorsicht geboten.
Als Kunst- und Kulturwissenschaftler finde ich das Phänomen KI interessanter als die Anwendung von KI in unserem Fach, denn es ist ein Kulturphänomen, das uns grundsätzlich beeinflusst und unser Sehen und Denken über Bilder verändern wird und es bereits tut. Das zu erleben, ist ein Privileg.
Aber wie weit ist der Einsatz von KI in der Kunstwissenschaft eigentlich? Und welche Herausforderungen sind damit verbunden? In dieser Folge von „Ach, Mensch!“ spricht detektor.fm-Moderatorin Jessica Hughes mit Tristan Weddigen darüber, warum KI selbst bei Rekonstruktionen beschädigter Kunstwerke mit Vorsicht zu genießen ist und warum in der digitalen Kunstwissenschaft durch KI ein ganz neues Forschungsfeld entsteht.