Das Forschungsquartett — dieses Mal in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft
Zielkonflikte in der europäischen Batterieindustrie
Die Batterieindustrie leistet einen wichtigen Beitrag für die Energiespeicherung — ein wichtiger Beitrag für die Energiewende. Das erkennt die EU an und setzt auch auf Energieforschung in diesem Bereich, doch der europäische Batteriemarkt liegt im internationalen Vergleich trotzdem weit zurück. So ist China der weltweit größte Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien und vor allem unschlagbar, was Produktionskapazitäten angeht.
In Europa soll die Industrie mehr gefördert werden, damit sie wächst und strategisch unabhängiger wird. In Ungarn hat man das versucht, indem Sonderwirtschaftszonen ins Leben gerufen und ausländische Investoren an Land gezogen wurden. Lokale Unternehmen waren im Nachteil. Außerdem hatten die wirtschaftlichen Interessen eine höhere Priorität als Umweltschutzbedenken.
Something quite concerning that I see in the EU case and specifically in the Hungarian case, is that fossil fuel, Russian gas in particular, is overwhelmingly used to power these industries, which of course puts their sustainability like a broader ecological footprint into question.
Pálma Polyák, Senior Researcherin am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung

Batterien aus Vlies
Das Start-up Batene, eine Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für medizinische Forschung, hat einen Weg gefunden, um Batterien leistungsfähiger zu machen und ihre Produktion zu vereinfachen. Das Team nutzt feine Metallvliese, die als Stromkollektoren in der Batterie dienen. Das Metallgewebe hilft dabei, den elektrischen Widerstand der Elektroden zu verkleinern und erhöht die mechanische Stabilität, was die Batterie sicherer macht.
Wir werden auch weniger Materialien einsetzen müssen, um die gleiche Menge an Energie speichern zu können. Wir brauchen ungefähr 50 Prozent weniger an Kupfer und Aluminium. Das hat wesentliche Vorteile, wirtschaftlich und was die Nachhaltigkeit angeht.
Joachim Spatz, Physiker am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung

Energieforschung mit Kernfusion
Bei der Kernfusion verschmelzen zwei leichte Atomkerne bei Millionen Grad hohen Temperaturen zu einem schweren Kern. Dabei wird Energie freigesetzt. Fusionsenergie gilt als nachhaltig, sicher und effizient. Das Start-up Proxima Fusion, das aus dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik gegründet wurde, will in den 2030er-Jahren ein Fusionskraftwerk auf Basis eines Stellarators bauen. Stellaratoren schließen Plasma ein — also energiereiches, ionisiertes Gas –, indem Elektromagneten das Plasmagefäß umgeben. Das stabilisiert das Plasma, regelt die Wärmebelastung und ermöglicht einen Dauerbetrieb der Maschinen. Für die Fusion werden die Wasserstoffisotope Deuterium und Triterium verwendet.
Hier in München fließt die Isar. Wenn wir da das Deuterium herausnehmen und das fusionieren würden, dann könnten wir alleine damit die gesamte Menschheit mit Strom versorgen.
Jorrit Lion, Physiker und Mitgründer von Proxima Fusion

Welche neuen Entwicklungen gibt es in der Energieforschung und was bedeutet das für die künftige Energieversorgung und -speicherung? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Karolin Breitschädel mit ihrer Kollegin Alina Metz in dieser Ausgabe vom „Forschungsquartett“. Welche Konflikte es zwischen den Zielen der EU und der Batterieindustrie gibt, erklärt Dr. Pálma Polyák, Senior Researcherin am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung. Außerdem spricht Prof. Joachim Spatz, Physiker am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung, über Batterien, die aus metallischen Vliesen bestehen, und Jorrit Lion klärt auf, warum Kernfusion als Energiequelle der Zukunft bezeichnet werden kann. Lion ist Physiker und leitender Wissenschaftler und Mitgründer von Proxima Fusion.