Das Forschungsquartett — dieses Mal in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Das Ringen um ein Plastikabkommen
Kaum ein Werkstoff steht so für die moderne Konsumkultur wie Plastik. Kein Wunder, denn das künstliche Material steckt in allen möglichen Gegenständen um uns herum. Oder besser gesagt: die künstlichen Materialien. Plastik steht für eine ganze Palette an chemischen Verbindungen, die günstig herzustellen sind, eine Vielzahl an praktischen Eigenschaften aufweisen und dabei leicht und robust bleiben. Diese Vorzüge machen Plastik eigentlich zu einer echten Errungenschaft.
Der weltweite Siegeszug der Kunststoffe hat aber auch mindestens eine Schattenseite — nämlich die wachsenden Müllberge. Plastik findet nicht nur seinen Weg in die Wälder und Ozeane, sondern in Form von Mikroplastik sogar in unsere Körper. Um eben diese Probleme in den Griff zu kriegen, verhandeln die Vereinten Nationen seit 2022 über ein globales Plastikabkommen.
Letzten Endes geht es darum, wie ambitioniert dieses Dokument sein soll: Möchte man sich auf das Abfallproblem begrenzen? Oder möchte man weiter vorangehen?
Annika Jahnke, Umweltchemikerin am UFZ

Der Klassiker: Wirtschaft oder Umweltschutz?
Wie so oft, wenn es um Fragen des Klima- und Umweltschutzes geht, prallen auch beim Plastikabkommen wirtschaftliche und ökologische Argumente aufeinander. Während eine besonders ambitionierte Gruppe von Staaten auf einen weitreichenden Vertrag drängt, haben vor allem Ölförderländer ein Interesse daran, dass weiterhin viel Plastik produziert wird — schließlich wird es aus Erdöl hergestellt. Bisher ist es nicht gelungen, einen Kompromiss zu finden: Die bislang letzte Verhandlungsrunde 2024 in Südkorea blieb ohne Einigung.
Wie vielfältig Plastik ist, kann man sich vergegenwärtigen, wenn man sich mal überlegt: Was ist an Plastikprodukten in dem Raum, in dem man sich gerade befindet?
Dana Kühnel, Ökotoxikologin am UFZ

Im August gehen die Verhandlungen in Genf in eine neue Runde. Die Umweltchemikerin Prof. Annika Jahnke und die Ökotoxikologin Dr. Dana Kühnel vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung werden das Ringen von 160 Staaten wieder verfolgen — sie waren auch vergangenes Jahr in Südkorea mit dabei. Wie müsste ein globales Plastikabkommen aussehen, um dem wachsenden Müllproblem beizukommen? Und wie stehen die Chancen auf eine Einigung? Darüber haben Annika Jahnke und Dana Kühnel mit detektor.fm-Redakteur Johannes Schmidt im „Forschungsquartett“ gesprochen.