Um die weltweiten Klimaziele einhalten zu können, ist eine Stellschraube von ganz besonderer Bedeutung: saubere Energie. Sowohl in der Industrie als auch im eigenen Haushalt. In nicht industrialisierten Ländern ist das jedoch oft ein Problem. Auf dem afrikanischen Kontinent haben beispielsweise südlich der Sahara fast eine Milliarde Menschen gar keinen bzw. nur einen eingeschränkten Zugang zu sauberer Haushaltsenergie. Die deutsch- südafrikanische Initiative Green Quest will das ändern. Welche Ziele verfolgt die Initiative und welche Folgen hat eine erfolgreiche Umsetzung? Das klären wir heute hier im Wissenschafts-Podcast von detektor.fm, diese Woche in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum Berlin. Mein Name ist Caroline Breitschädel. Schön, dass ihr wieder zuhört. Das Forschungsquartett: Wissenschaft bei detektor.fm, in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum Berlin. In vielen Ländern Afrikas haben Millionen Menschen keinen Zugang zu grüner Energie, um zu kochen, zu heizen oder die Zimmer zu beleuchten. Wenn sie dafür fossile Energie nutzen, hat das allerdings viele negative Folgen für die Umwelt, fürs Klima und für die Gesundheit der AnwohnerInnen. Deswegen hat das Helmholtz Zentrum Berlin gemeinsam mit Dutzenden Forschenden aus Südafrika und Deutschland einen sauberen Haushaltsbrennstoff entwickelt. Was damit auf sich hat, das weiß meine Kollegin Alina Metz. Hallo Alina. Hallo Caro. Ich habe es ja eben schon angesprochen: Die Initiative Green Quest arbeitet daran, Millionen Haushalte im südlichen Afrika mit sauberer Energie zu versorgen. Kannst du mir und den HörerInnen die Initiative nochmal einordnen? Gerne. Also zu Beginn ist es wichtig zu betonen, dass sich Green Quest auf die Herstellung eines Haushaltsbrennstoffes konzentriert. Das heißt, in erster Linie geht es vor allem um die Energieversorgung fürs Kochen, aber auch zum Beispiel fürs Heizen. Das soll ein erster Schritt sein, um allgemein den Zugang zu Energie für Haushalte zu verbessern. Es geht hier also wirklich darum, einen technischen Zugang überhaupt zu ermöglichen und nicht darum, Solaranlagen zu bauen, woran wir jetzt vielleicht bei den Worten „saubere Energie“ denken. Und wie wollen die ForscherInnen das umsetzen? Ziel ist es, wie eben schon erwähnt, Millionen Haushalte mit sauberer Energie zu versorgen, in diesem Fall mit grünem Flüssiggas. Außerdem beschäftigen sich die ForscherInnen mit den sozialen, technischen und auch wirtschaftlichen Folgen, die dieser Wandel mit sich bringen kann bzw. bringen wird. Green Quest ist übrigens ein interdisziplinäres Projekt, das auch vom Bundesforschungsministerium gefördert wird. Insgesamt arbeiten mehr als 50 WissenschaftlerInnen aus Südafrika und Deutschland unter der Leitung des Katalyse Instituts der Universität Kapstadt und des Helmholtz Zentrums Berlin zusammen. Wie ist denn bisher die Lage vor Ort? Also welche Art von Energie wird denn da jetzt aktuell vor allem genutzt, zum Beispiel zum Kochen? Das sind zum einen Biomasse, also zum Beispiel Feuerholz oder auch Holzkohle, oder fossiles Flüssiggas. Das trägt allerdings zur Abholzung, Bodenerosion und CO2-Emissionen bei. Außerdem gibt es negative Folgen für die Umwelt und Gesundheit der Menschen, wie mir Catalina Jimenez erzählt hat. Die gebürtige Argentinierin ist leitende Wissenschaftlerin am Helmholtz Zentrum Berlin für Material- und Energieforschung und koordiniert Projekte wie Green Quest. Das Projekt lebt von dem Austausch vor Ort, weshalb Jimenez die Lage der BewohnerInnen ganz gut beschreiben kann. Viele davon verlangen auf die Anzahl solider Brennstoffe wie Holz, Schmutz und andere Dinge. Die Feuerung dieser Biomasse oder was auch immer sie brennen, um Heizung zu produzieren oder um zu kochen, schadet auch den toxischen Umfeldern zu Hause. Und es ist sehr oft der Fall, dass Frauen und Kinder in der Haushaltsstelle verantwortlich sind, diese Brennstoffe zu sammeln. Das verhindert sie von Arbeiten oder von der Schule, wenn sie Kinder sind. Aber auch das verringert sehr stark ihre Gesundheit in vielen Bereichen. Zu den häufigsten gesundheitlichen Folgen zählen Atemwegsprobleme oder die Berührung mit giftigen Substanzen. Oft führen die Gesundheitsprobleme dann auch zum Tod. Ein Verzicht auf die Brennstoffe ist aber auch nicht möglich, so Jimenez. Es ist sehr überteuert, weil es in diesen komprimierten Gallen oder Flaschen kommt, die sie transportieren müssen, und das ist natürlich weniger erfordert. Okay, das heißt, die Nutzung von Biomasse hat nicht nur etliche negative Folgen, also für die Gesundheit, das Klima und die Unabhängigkeit der Menschen vor Ort, sondern sie ist auch sehr teuer. Wie will Green Quest das mit dem eigenentwickelten Flüssiggas denn lösen? Das grüne Flüssiggas wird aus grünem Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien gewonnen wird, und aus der Atmosphäre abgeschiedenem CO2 hergestellt. Flüssiggas meint damit einfach Gas, das aufgrund seines Aggregatzustands einfach zu lagern ist, am besten komprimiert in Flaschen, und das übrigens auch ein geringes Treibhauspotenzial aufweist. Dafür arbeiten die WissenschaftlerInnen mit lokalen Unternehmen zusammen, die sich mit nachhaltiger Energie beschäftigen, und mit Unternehmen, die beispielsweise als Projekt der Universität Kapstadt mal entstanden sind. Dazu zählt Hyena, das sich auf wasserstoffbasierte Stromanwendungen und Brennstoffzellentechnologie konzentriert. Am Ende soll der verflüssigte Brennstoff dann in komprimierte Flaschen transportiert und so verteilt werden. Und wie ist jetzt der aktuelle Stand im Projekt? Also wie es jetzt vielleicht schon deutlich geworden ist, ist es den Forschenden gelungen, den Brennstoff herzustellen. Das Flüssiggas wurde dann an Hyena übergeben. Problematisch ist jetzt allerdings, dass derart umweltfreundliche und nachhaltige Brennstoffe ziemlich teuer sind. Meist sogar teurer als die Alternativen auf fossiler Basis, wie Erdgas oder im Vergleich zu Holz, das aus der Umgebung gesammelt werden kann. Und wir hatten ja vorhin schon gesagt, dass die Kosten eine größere Rolle spielen. Deswegen braucht es die Unterstützung von vielen Seiten, vor allem von der Politik, so Catalina Jimenez. Wir müssen auf eine Veränderung der Mentalität arbeiten. Nicht nur, dass wir glauben, dass das für uns machbar ist, sondern auch, dass wir alle Stakeholder, die Entscheidungsträger, die Regierungen und die Gemeinschaft engagieren, um zu sagen, dass wir diese Unterstützung von der Regierung brauchen. Und auch um die Awareness zu schaffen, dass die fossilen Flüssiggasoptionen auch stark subventioniert werden. Um aktiv etwas bewegen zu können, ist eine soziale und wirtschaftliche Analyse notwendig, wie ich es am Anfang schon mal erwähnt habe. Die Wettbewerbsfähigkeit ist manchmal nicht so fair, wie wir es erwarten. Deshalb sage ich, dass die soziale Teilnahme und die sozial-technische Analyse, wo wir weiter arbeiten, um zu schauen, ob wir Vorsitzende von Entscheidungsträgern sein können oder eine Politik machen können. Wir suchen immer noch die Möglichkeit, die Politik zu entwickeln und zu vermitteln und diese Erfahrung zu teilen oder sogar zu anderen Ländern wie Namibia oder Uganda zu übertragen. Welche sozialen und wirtschaftlichen Folgen könnte denn so ein Wandel in der Energieversorgung vor Ort haben? Jimenez und ihre KollegInnen berichten, dass vor allem Mütter von den Produkten begeistert sind, weil sie ihnen und ihren Kindern mehr Freiheiten bieten, da sie jetzt beispielsweise nicht mehr Holz sammeln gehen müssen. Genaue bzw. weitere wirtschaftliche Folgen werden allerdings gerade noch untersucht, da wir ja immer noch in der Umsetzungsphase des Projektes sind. Eine weitere Gruppe, die beim Testen wichtig ist, sind übrigens Studierende. Einige kehren nach dem Studium in ihre Gemeinschaften zurück und können dann dort vor Ort helfen, die neue Energiequelle zu etablieren und vor allem auch über die Energienutzung aufzuklären. Ja, verstehe. Praktisch. Und was ist dann jetzt die nächste Projektphase, die ansteht? Also das Projekt neigt sich langsam dem Ende entgegen, aber ein, zwei Ziele gibt es noch, vor allem die Technologien und das Flüssiggas auf allen Ebenen zugänglicher zu machen. Das heißt also, dass erstens generell mehr Leute überhaupt Zugriff darauf haben und an zweiter Stelle, dass es günstiger als die Alternativen wird. Außerdem stehen Langzeitstudien zu den wirtschaftlichen und sozialen Folgen an, so die Wissenschaftlerin vom Helmholtz Zentrum Berlin. Wir versuchen weiterhin, diese Technologie günstiger zu machen. Wir setzen auch die Erstellung dieser Erfolgsgeschichte auf lokalem Niveau fort, damit sie sich verbreiten und replizieren kann und kritische Masken sammeln, um mehr sichtbar zu werden und zu sagen: „Hey, das funktioniert und es ist wertvoll.“ Wir müssen natürlich die Effekte brauchen, wir brauchen diese Studien im Mittel- und Langzeitbereich, um zu sehen, was für positive Effekte das in den Haushalten erzeugt, die von diesen Erfolgen profitiert haben. Und was können denn andere Länder von Green Quest noch lernen? Jimenez betont auch hier den Austausch. In vielen Ländern weltweit wird zu sauberen Energien, speziell auch zu Flüssiggas, geforscht. So könnte je nach Region eine nachhaltige Palette im Energiesektor entwickelt werden, so hat die Forscherin es genannt. Also Produkte, die an die Bedürfnisse einer Gesellschaft bzw. eines Landes und aber auch vor allem an dessen Ressourcen angepasst sind. Wie kann ein deutsch-südafrikanisches Projekt einen sauberen Energiezugang für Millionen Menschen in industriell schwächeren Ländern ermöglichen? Und welche Folgen hat das aus sozialer und wirtschaftlicher Perspektive? Darüber hat meine Kollegin Alina Metz mit Catalina Jimenez gesprochen. Sie ist leitende Wissenschaftlerin am Helmholtz Zentrum Berlin für Material- und Energieforschung und koordiniert unter anderem die internationale Initiative Green Quest. Ich danke dir für das Gespräch und für deine Recherche, Alina. Genau, das Forschungsquartett: Wissenschaft bei detektor.fm, in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum Berlin.