Margaret Hamilton und die Apollo-11-Mission
Der 20. Juli 1969 ist als Tag der ersten Mondlandung in die Geschichte eingegangen — doch beinahe wäre es nicht so weit gekommen. Denn als sich die Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins immer weiter der Mondoberfläche nähern, beginnt auf einmal der Bordcomputer zu blinken. Fehlermeldungen trudeln ein. Die Astronauten und die Mitarbeitenden im Mission Control Center auf der Erde sind alarmiert. Einen Moment lang hält das ganze Apollo-11-Team den Atem an, doch dann greift das Sicherheitsnetz, das in weiser Voraussicht in die Software hinter der Mondlandung eingebaut wurde: eine Notfallsoftware, von deren Notwendigkeit die NASA anfangs gar nicht überzeugt war — entwickelt von Margaret Hamilton.
Dass die Mondlandung stattfinden konnte und dass Armstrong und Aldrin dann wirklich auch sicher gelandet sind nach den ganzen Fehlermeldungen, das liegt vor allem an Margaret Hamilton.
Demian Nahuel Goos, Mathematiker
Foto: Chris CoeHeute ist Hamilton als Software-Pionierin bekannt — als die Frau, die die Mondlandung gerettet hat. Doch in den 1960ern wird sie von den Ingenieuren bei der NASA zunächst belächelt. Software wird im Gegensatz zur Hardware als weniger wichtig erachtet, aber mit der Zeit begreift man: Für die Mondlandung ist die Software ebenso bedeutsam. Und diese Software — eine große Menge Code — entwickelt Margaret Hamilton, angestellt am Massachusetts Institute of Technology (MIT), für die NASA.
Programmieren in den 60ern
Wer heute an Softwareentwicklung und ans Programmieren denkt, stellt sich wahrscheinlich vor, wie jemand in einer Programmiersprache wie Python oder JavaScript den Code in einen Computer eintippt. Doch Hamiltons Arbeit sieht vollkommen anders aus. Sie programmiert in den 1960-Jahren noch mit Binärcode. Also: mit Nullen und Einsen. Für ihre Arbeit am MIT muss sie die Nullen und Einsen in einen sogenannten Lochstreifen stanzen, einen langen Papierstreifen mit Löchern darin. Das Fehlen eines Loches steht für eine binäre Null und ein Loch für eine binäre Eins. Für die Raumfahrt wird das Prinzip auf einen Datenträger aus einem weniger empfindlichen Material übertragen.
Für die Apollo-Missionen wurden die Nullen und Einsen eines Computerprogramms in einen Kupferdraht übersetzt. Du hast da so kleine Ringe und für eine Eins gehst du mit dem Kupferdraht durch den Ring und für eine Null außen rum.
Manon Bischoff, Mathe-Redakteurin bei Spektrum der Wissenschaft
Foto: privatDass die USA den Wettlauf ins All gegen die Sowjetunion gewonnen haben, und das mit der Technik der 60er-Jahre, wirkt heute wie ein kleines Wunder. Insbesondere die Landung auf dem Mond war eine technische Herausforderung, die ohne Margaret Hamiltons Code nicht zu meistern gewesen wäre. Aber woran wäre die Mondlandung fast gescheitert? Wie sah Margaret Hamiltons Sicherheitsnetz aus? Und warum wird sie erst 20 Jahre später für ihre Leistung geehrt? Darüber sprechen detektor.fm-Moderatorin Karolin Breitschädel, Spektrum der Wissenschaft-Redakteurin Manon Bischoff und Mathematiker Demian Nahuel Goos in dieser Folge von „Geschichten aus der Mathematik“.
„Geschichten aus der Mathematik“ ist ein detektor.fm-Podcast in Kooperation mit Spektrum der Wissenschaft. Die Idee für diesen Podcast hat Demian Nahuel Goos am MIP.labor entwickelt, der Ideenwerkstatt für Wissenschaftsjournalismus zu Mathematik, Informatik und Physik an der Freien Universität Berlin, ermöglicht durch die Klaus Tschira Stiftung.