Die Brände Anfang des Jahres in Kalifornien, die Überflutungen im vergangenen Jahr in Österreich, die Trockenheit in Südeuropa — bei diesen Extremwetterereignissen sprechen wir oft schnell vom Einfluss der Klimakrise. Dass es dadurch mehr Starkregen, mehr Trockenheit und auch immer stärkere Wirbelstürme gibt, ist wissenschaftlich schon ziemlich lange gut belegt. Was aber lange schwierig zu beurteilen war, ist, ob und wie ein einzelnes Extremwetterereignis durch den Klimawandel beeinflusst wird. Man konnte also kaum sagen, ob ein Wetter-Phänomen etwas mit dem menschengemachten Klimawandel zu tun hat oder ob es sich dabei wirklich nur um extremes Wetter handelt.
Wetterereignisse dem Klimawandel zugeordnet
Ein relativ neuer Forschungszweig, die sogenannte Attributionsforschung, hat das verändert. Der Begriff Attribution kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Zuschreibung oder Zuordnung: Ein Wettereignis wird dabei dem Klimawandel zugeordnet. Im Hitzesommer 2003 wurde zum ersten Mal eine Attributionsstudie durchgeführt, seit 2014 veröffentlicht die wissenschaftliche Initiative World Weather Attribution Schnellstudien nach extremen Wetterereignissen. Verantwortlich für diesen Fortschritt ist maßgeblich die deutsche Wissenschaftlerin Friederike Otto, sie hat den Forschungszweig vorangetrieben und setzt sich auch dafür ein, dass Forschungsergebnisse schnell veröffentlicht werden.
So funktionieren die Analysen
In einer Attributionsstudie wird ein Extremwettereignis von Forschenden erst genau analysiert und dann in Klimamodellen durchleuchtet. Dabei vergleichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Wie oft kommt ein solches Ereignis in der aktuellen Welt vor, die schon um rund 1,3 Grad Celsius aufgeheizt ist? Wie oft würde es in einer Welt ohne Klimawandel vorkommen? Daraus ergibt sich dann, ob und wie ein Wettereignis durch die Klimakrise wahrscheinlich geworden ist. Nicht alle Extremwettereignisse lassen sich gleich gut zuordnen. Dazu erklärt Miriam Tivig vom Deutschen Wetterdienst:
Hitzeereignisse sind momentan die, die am einfachsten attribuierbar sind. Einfach weil die Temperatur das Erste ist, was sich tatsächlich auch verändert hat, da gibt es auch die meisten Daten. Das fängt schon an mit Niederschlag, also Regen oder Schnee ist schon schwieriger. Da ist auch einfach die Variabilität noch deutlich größer. Das heißt, da ist es manchmal auch schwieriger, bestimmte Trends zu erkennen.
Miriam Tivig, Deutscher Wetterdienst
Wie funktionieren Attributionsstudien? Revolutionieren sie die Klimaforschung? Und warum hilft die Attributionsforschung bei der Klimakommunikation? Darüber sprechen in dieser Folge von „Mission Energiewende“ detektor.fm-Redaktionsleiterin Ina Lebedjew und Klima-Journalistin Lisa Kuner. Einschätzungen bekommen sie von Miriam Tivig vom Deutschen Wetterdienst.