In Deutschland machen sich vor allem viele junge Menschen Sorgen um ihre Zukunft wegen der Klimakrise. Dürren, Starkwetterereignisse, neue Krankheiten – die Auswirkungen des veränderten Klimas lassen viele eher pessimistisch in die Zukunft blicken. Nicht so Cordula Weimann. Die Gründerin der Omas for Future Bewegung sagt, in der Klimakrise liegt die Chance, eine grünere, gesündere, lebenswertere und menschengerechtere Zukunft zu schaffen. Wir müssen sie nur ergreifen. Wie das gehen kann, darum geht’s heute. Ihr hört den Klima Podcast von detektor.fm. Ich bin Ina Lebethjeff. Hi, Mission Energiewende! Der detektor.fm Podcast zum Klimawandel und neuen Energielösungen in Kooperation mit Lichtblick, Deutschlands größtem reinen Ökostromanbieter mit Solarlösungen, intelligenter E-Mobilität und 100 % Ökostrom. Cordula Weimann setzt sich seit 2019 mit den Omas for Future für einen Bewusstseinswandel ein. Die Gruppen überall in Deutschland klären über die Klimakrise auf, sind bei Streiks dabei und beantworten Fragen an Infoständen. Ihr Ziel ist es, möglichst viele Menschen aus der Generation 50 plus zu erreichen und zu mobilisieren. Denn, so sagt Weimann, sie sitzen im Moment an den entscheidenden Stellen in unserer Gesellschaft. Ohne sie ist also kein Wandel möglich. Aber was genau müssen wir eigentlich tun, um der Klimakrise etwas entgegenzusetzen? Und welche Zukunft erwartet uns dann? Darüber spreche ich mit Cordula Weimann. Sie ist hier bei uns im Studio. Herzlich willkommen im Klima Podcast von detektor.fm. Schön, dass Sie hier sind. Ja, ganz herzlichen Dank für die Einladung und für die wunderbare Anmoderation. Also ich habe es selten so perfekt auf den Punkt gebracht gehört. Vielen, vielen Dank. Vielen Dank! Das werde ich auf jeden Fall weitergeben. Ich bin ein bisschen unterstützt worden von Marisa Becker, unserer Redakteurin, die das gemacht hat, sich gekümmert hat und ihr Buch sich vorgenommen hat. Hat sie super analysiert. Sehr schön. Sie haben selbst ja bis 2019 ein relativ durchschnittliches Boomer-Leben geführt, habe ich erfahren: Kinder gekriegt, Karriere gemacht, Haus, Auto, Urlaube. Was ist in diesem Jahr passiert, das bei Ihnen so einen Wandel angestoßen hat, hin zu – ich denke, man kann es schon sagen – zur Klimaaktivistin? Ja, es ist richtig. Ich habe wirklich bis zu meinem 60. Lebensjahr meinen Kopf tief in den Sand gesteckt, wenn es um Politik, Demokratie oder gesellschaftliche Verantwortung ging. Ich habe für mich ziemlich ökologisch gelebt. Also wir haben uns schon immer recht gesund ernährt und ich habe auch bei der Einrichtung oder auch beruflich darauf geachtet, Naturbaustoffe zu verwenden. Und ich hatte schon immer eine sehr, sehr große Liebe zur Erde, aber ich fühlte mich absolut politisch unwirksam. Ich habe auch immer gesagt, es lohnt gar nicht, da irgendwie Zeit zu investieren. Ich kann sowieso nichts ändern und bewegen. Und deswegen habe ich auch jahrelang wirklich kaum Zeitung gelesen, habe mich gar nicht für Politik interessiert. Natürlich habe ich gewählt, das kann man ja auch als Ahnungsloser. Aber ich fühlte mich absolut unwirksam und habe gesagt, bevor ich da irgendwie Zeit reingebe und verschwende, mache ich lieber gar nichts und dann will ich es aber auch nicht wissen. Und ich habe es wirklich ausgeblendet. Ja, und was dann passierte, war, dass ich zum einen ja ab 2012/13 mich zunehmend mit einem Klimawissenschaftler traf, der mir so wirklich sagte, wie es um die Erde steht. Und ich weiß, dass ich immer gesagt habe: „Ja, Harry, aber weißt du, das muss die Jugend machen. In unserer Zeit war es auch die Jugend, da haben wir nichts mit zu tun.“ Und das hat mich wirklich, ich blieb außen vor, weil ich wirklich dachte, auf die Straße gehen, anklagen, laut werden, das kann nur die Jugend. Und wie dann die Fridays da waren, war ich zufrieden und habe gesagt: „Ja, super, jetzt läuft es doch.“ Und dann gab es zwei Momente, und die haben wirklich dazu geführt, dass es in meinem Leben eine 180-Grad-Wende gibt. Und ich glaube mittlerweile, ist sie sogar noch mehr als 180 Grad, wenn das geht. Das eine war ein Gespräch mit einer Journalistin, die zu mir sagte: „Weißt du, ihr die Boomer von damals, also die Jugend von damals und die heutigen Boomer, ihr seid einfach 58 Prozent der Wähler. Denn die Generation 50 plus, und mit 50, 52 werde ich Oma oder Opa statistisch durchschnittlich, die macht einfach 58 Prozent der Wahlberechtigten aus. Kommt ihr nicht mit ins Boot, hat die Jugend überhaupt keine Chance. Und ihr seid auch die, die mit denen auf Augenhöhe sprechen können, denn es ist euer Alter. Ihr seid mit denen herangewachsen. Denen könnt ihr nicht sagen: ‚Mach du erstmal meine Erfahrungen und komm du mal in mein Alter.‘“ Und das hat so richtig schon in mir was bewegt. Und der nächste Moment war dann wirklich, ja, wie ich mit meinem Enkel spielte in der Natur. Und er mich dann anschaute, ganz glücklich anschaute, und in seinen Augen lag ein unendliches Vertrauen, dass das Leben so weitergeht und dass es immer so schön sein würde. Und in dem Moment durchfuhr es mich wirklich, weil ich dachte: „Ich belüge ihn, ich bin nicht ehrlich zu ihm. So wird sein Leben nicht weitergehen.“ Und ich trage sogar, ja, noch täglich dazu bei, denn wenn ich in Deutschland geboren bin, kann ich das auch überhaupt nicht verhindern. Weil unser Grundrucksack, also unser Umsatz an CO2, einfach weil ich hier geboren bin, ist ja schon irre hoch. Und dieser Gedanke: „Ich belüge mein Enkelkind, das ich doch liebe, und ich trage dazu bei, dass er keine Zukunft hat“, das hat mir wirklich den Boden weggezogen. Und dann war mir aber auch klar, ich bin nicht die einzige Frau, die so empfindet: Frau, Mutter, Oma. Und ich wollte mich so einer Bewegung anschließen, und ich sah, sie gab es nicht. Also habe ich sie kurzerhand gegründet. Und das hat mein Leben wirklich so komplett verändert, wie ich es mir in dem Moment auch nicht geträumt habe oder ausgemalt habe. Ich habe da nicht lange drüber nachgedacht, und das war wahrscheinlich gut so. Haben Sie mal ein Beispiel, wo Sie sagen, das läuft heute völlig anders als früher? Naja, zum einen, ich bin ja seit 45 Jahren Unternehmerin. Ich habe also zugesehen, weil ich merkte, die gesamte Energie muss jetzt in diesen Aufbau der Bewegung gehen, dass ich jemanden fand. Das hat am Anfang nicht gut geklappt, das hat zwei, drei Jahre gedauert, bis das lief. Aber auch mein Weltbild hat sich komplett geändert. Also ich habe angefangen zu lesen und zu lernen, und ich behaupte heute, ich habe in diesen letzten sechs Jahren mehr gelesen und mehr gelernt als in meiner gesamten Schul- und Studienausbildung zuvor, weil ich jetzt wissen wollte. Es hat mich gezogen. Und ich war am Anfang in der Weltuntergangsstimmung. Ich habe wirklich Albträume gehabt, wie die Menschheit wie Lemminge auf den Abgrund zuläuft. Und ich stehe da einsam am Rand und rufe und sage: „Stopp, da geht es in den Abgrund, wir müssen umdrehen.“ Und ich war auch tagelang oder wochenlang wirklich fassungslos, dass wir diese Erde für Geld opfern, diese wunderschöne Erde. Das ging überhaupt nicht in meinen Kopf rein in der Dimension. Ja, und heute, seit ich mich damit beschäftige, also irgendwann habe ich dann erkannt, dass es Länder gibt. Deutschland war ja mal bei uns, wurden ja die Erneuerbaren erfunden. Wir waren ja die Führenden bis 2005, bis unsere Politik dann den Rückwärtsgang eingelegt hat. Und dann haben ja andere Länder unser Wissen, unsere Konzepte übernommen, und die sind weiter in die Zukunft gegangen und wir nicht. Und als ich das gehört habe und ich mich mit diesen Ländern und auch den Städten und auch der Art der Gesellschaft dort und der Politik beschäftigt habe, da konnte ich wirklich sehen, dass wir hier heute in Deutschland gerade auf die lebenswerteste, die gesündere und die grünere Zukunft verzichten, weil wir am Weiter-so kleben. Und dass bei uns diese Probleme so unglaublich immens sind, weil wir nicht hinschauen, sondern weiter so machen. Weil die Masse der Menschen, die denken: „Ja, es war doch alles gut“ und die auch viel verunsichert sind, es einfach nicht wissen und nicht den Mut haben. Und seitdem sagen wir, wir müssen davon erzählen. Denn die Menschen stecken in diesen Krisenproblemen, in den Katastrophen fest und die haben Angst. Und die denken dann lieber, das noch mitnehmen, was wir jetzt haben und das noch schnell genießen. Oder auch, ob ich was ändere oder nicht, ist doch auch egal. Also kann ich fliegen oder mache ich Kreuzfahrten. Und sie wissen, sie haben keine Bilder, wie die Zukunft aussieht. Denn ich hatte sie auch nicht. Und dann gehe ich davon aus, andere haben die auch nicht. Und darum haben wir vor zwei Jahren unseren Kurs nochmal geändert. Wir haben immer schon Bildung zum Wandel gemacht und informiert zur Selbstwirksamkeit, dass man aus dieser Ohnmacht rauskommt. Aber jetzt erzählen wir wirklich davon, wie das Leben in diesen Städten und auch in den Dörfern der Zukunft ist und wie die Menschen sich dort fühlen. Und das ist eben überhaupt nicht um, wir reduzieren es auf Verzicht. Wir nennen es wirklich einen Lebensstil mit mehr Wohlbefinden, mehr Miteinander, mehr Lebensqualität. Und die Leute sind einfach glücklicher, und das ist signifikant bewiesen. Das haben wir uns nicht ausgedacht, das steht fest. Und wir verzichten darauf. Also ich habe ein paar Gespräche, die Sie schon in anderen Podcasts geführt haben, mir angehört. Und Wohlstand und Wirtschaft können nicht das Credo sein, dem wir, wie wir es jetzt aktuell tun, hinterherlaufen. Oder naja, was ist Wohlstand für uns? Wohlstand verbinden viele damit, dass sie sich vieles gönnen können, vieles leisten können. Aber Wohlstand verbinden wir vor allen Dingen auch mit einem zunehmend bequemer werdenden Leben. Das fing also damit an, dass das sicherlich nett war, die Erfindung der Rolltreppe und des Aufzugs. Und dann den nächsten Wohlstandsschub brachte sicherlich das Auto. Ich konnte ganz bequem und trocken und warm überall hin und zwar bis vor die Türe fahren. Dann war es auf einmal, dass das Essen fertig im Regal war, schon vorgekocht. Ich brauchte gar nicht mehr, wie meine Mutter immer noch, zum Markt gehen, den Kohlkopf holen, schnibbeln. Gebratene Tiefkühleier, also Spiegelei vorgebraten, eingefroren. Ja, und dass da aber jedes Mal Konservierungsstoffe drin sind, ganz oft eben Essig als Konservierungsstoff, den ich mit Zucker ausgleichen muss, dass wir an dieser Ernährung krank werden. Und dann hat das ja nochmal eine Beschleunigung bekommen, als das Leasing eingeführt wurde. Ich konnte mir auf einmal alles sofort leisten und musste nicht mehr, wie in meiner Jugend, darauf hinsparen und mich darauf freuen, fünf Jahre, dass es eine neue Küche gab. Jetzt gab es die neue Küche sofort. So, und das nächste war dann, dass jetzt Lieferando mir das Essen ins Haus bringt, dass ich mit dem Kreuzfahrtschiff ganz bequem an den Zielen vorbeigefahren werde, dass ich Homeoffice machen kann. Eigentlich brauche ich ja mein Haus gar nicht mehr verlassen. Und das verbinden wir mit Wohlstand. Aber das macht uns nicht glücklich. Was uns glücklich macht, ist Wohlbefinden, nämlich wie fühle ich mich. Und da wissen wir heute aus der Glücksforschung, aus der Verhaltensforschung: Ich brauche ein Dach über dem Kopf, ich brauche Essen. Und wenn ich diese existenziellen Bedürfnisse befriedigt habe, dann kann mich nur noch Gemeinschaft, eine sinnerfüllte Aufgabe und das Verwirklichen meiner Talente und meiner Potenziale glücklich machen. Darum geht es aber in unserer Gesellschaft überhaupt nicht. In unserem Wirtschaftssystem geht es um Konsum. Wir verbinden Wohlstand mit Konsum. Das macht uns nicht glücklich. Wir werden da wirklich durch die Werbung seit 50 Jahren in eine Richtung manipuliert, die unsere Gesellschaft krank gemacht hat. Wir sind wohlstandskrank. Wir haben über 45 Prozent der Erkrankungen, sind Wohlstandserkrankungen. 80 Prozent. Aber der Anteil 45 Prozent unserer Bevölkerung ist krank am Wohlstand. Das kann doch nicht sein. Der ist doch dazu da, uns glücklich zu machen und gesund. Aber das macht er nicht. Also wir sind da wirklich in eine Sackgasse gelaufen. Und das zu erkennen und zu merken: Noch ist es möglich, noch haben wir die Chance und andere leben das schon vor. Darüber klären wir auf. Sie sagen auch, Ihre Generation hat den jungen Menschen noch was voraus, nämlich auch die Tatsache, dass sie sich daran erinnern, wie es früher war. Wie prägt das denn Ihre Weltanschauung oder die Art, wie Sie für eine bessere Zukunft kämpfen? Naja, zum einen wissen wir, es ist möglich. Also ich mache es jetzt mal ganz konkret: In meiner Kindheit haben wir abends auf der Straße Völkerball gespielt. Dort wurde Federball gespielt. Dort wurde auch Fußball gespielt. Wenn Sie sich heute Straßen angucken in unseren Städten, da stehen so viele Autos, da kann keiner mehr spielen. Weil die Mutter und der Vater erstarren, falls der Ball an das Auto kommt. Autos fahren durch oder der Federball kommt irgendwo gegen, weil der Kratzer am Auto kostet dann sofort ein paar tausend Euro. Das heißt, wir haben unseren Raum, wo Gesellschaft sich eigentlich trifft, haben wir den Autos geopfert. Ich rede überhaupt nicht mehr über CO2. Natürlich ärgere ich mich, wenn ich jetzt nicht mit dem Fahrrad hingekommen bin, wie viel stinkender Auspuff ich vor mir hatte auf der Straße. Die Abgase, die ärgern mich sehr. Aber das Entscheidende ist, dass wir mit dieser Bequemlichkeit gerade im Straßenraum, nämlich da, wo eigentlich uns die Stadt gehört, haben wir den Autos gegeben. Und die Autos machen am Verkehr vielleicht 20 oder 25 Prozent Anteil aus, aber sie brauchen 75 bis 85 Prozent unserer öffentlichen Flächen. Einfach weil jeder Parkplatz so groß ist wie ein Kinderzimmer und jedes Auto im rollenden Verkehr 70 Quadratmeter wie eine Wohnung. Das ist Fläche, die uns Menschen fehlt. Und das ist ja genau das, was wir von den Glücklichen lernen. Sie haben den Menschen wieder die Städte zurückgegeben. Dort kann Mensch sich wieder treffen. Ich habe gerne dieses Bild: Städte der Zukunft sind wie große Parks. Ich komme aus der Haustür, kann mich wieder auf die Bank setzen, kann mich mit Nachbarn treffen. Die Kinder können spielen. Es fährt vielleicht mal ganz langsam ein Auto vorbei, aber wir haben uns die Natur in die Stadt zurückgeholt, weil wir die Natur brauchen, um glücklich zu sein und auch um uns zu spüren. Wir sind nun mal auch Natur. Und unsere Wirtschaft trennt das. Und unsere Gesellschaft auch. Da gibt es den Menschen und da gibt es die Natur. Und da machen wir Umweltschutz. Ich bin auch Natur, 100 Prozent. Und was ich der Natur antue, das tue ich mir an und umgekehrt auch. Ich habe neulich so ein Feature mir angehört. Da ging es um die Gestaltung von Spielplätzen. Und da war so die Debatte, haben sie so ein Beispiel gebracht, dass man in Berlin mehrere Jahre lang darüber gestritten hat, wann man so eine Spielstraße mal freigeben kann. Also für eine bestimmte Straße eben gab es einen Streit darum, wer darf die nutzen und wann. Und dann hat man wirklich nach mehreren Jahren sich auf ein Minimum von fünf Tagen im Jahr einigen können, die die Kinder mal auf dieser Straße spielen können. Weil sonst die AutofahrerInnen eben diese Straße für sich beansprucht haben. Und auch das war noch weiterhin ein Streitthema, dass man fünf Tage lang im Jahr das hergeben soll. Und das ist eigentlich krank. Ich meine, von dem Jan Gehl, dem Architekten von Kopenhagen, gibt es ja den Satz: „Wir haben unsere Städte gebaut, als müssten wir die Autos glücklich machen.“ Es gibt uns Menschen. Und Autofahren macht uns nicht glücklich. Es ist bequem. Aber es ist erstens nicht gesund. Radfahren ist viel gesünder. Es stresst mich sogar. Im Auto kann ich Stress aufbauen, aber nicht abbauen. Ich bin isoliert vom Außenraum. Wenn man mit dem Fahrrad fährt, nimmt man die Umgebung ganz anders wahr und man kommt ganz anders an. Der Körper hat sich schon bewegt. Das Autofahren macht uns krank. Das müssen wir einfach mal sehen. Aber weil das eine bequeme Gewohnheit ist, ich nenne das immer so, das ist immer so mein Joey, mein innerer Schweinehund, der verwechselt wirklich Wohlstand gleich Bequemlichkeit und Wohlbefinden. Aber der kann das nicht sehen, weil der sieht nicht, dass hinter ihm das Glück wohnt. Wenn ich den überwunden habe, ich komme doch ganz anders an. Jetzt bin ich da wirklich schon mittlerweile leidenschaftlicher Radfahrer geworden. Aber was für mich das Schlimme ist, dass wir dem Auto mehr Platz einräumen als unseren Kindern. Und das ist Berlin und das ist Deutschland. Wir sind ein Autoland. Und ich finde es traurig, dass in Berlin bei hervorragendem ÖPNV nach wie vor auf den Straßen so viele Autos sind. Und dass so etwas nicht möglich ist. Ich meine, in Leipzig kennen wir es hier. Da ist eine Bürgerinitiative, die kämpft seit sechs Jahren dafür, eine einzige Straße zu einem Superblock zu machen. In den fünf oder sechs Jahren, da hat die Idalgo ganz Paris umgebaut. Ich war gerade in Paris fünf Tage und bin da geradelt und habe gemerkt, wie sie systematisch die Straßen wieder den Menschen zurückgeben. Indem sie die Bürgersteige dreimal so breit machen. Und dann können da die Menschen sich treffen. Die können ihre Hochbeete dorthin stellen. Oder die Kitas können sich eine Bank nach draußen stellen zum Basteln. Und es ist nur noch eine Spur drin, eine Einbahnstraße. Und die hat dann noch ein Tempolimit. Ich bin da wunderbar geradelt. Wer mal in Paris war vor zehn oder zwanzig Jahren, die hat es geschafft, dort in den letzten – die ist seit 2014 an der Regierung. In der Zeit wurden 1200 Kilometer Radwege angelegt. Und das hat sie gemacht, indem sie die systematisch den Straßen weggenommen hat. Aber sicher nicht wie bei uns mal eben so 80 Zentimeter. Ja, das ist auch ein Problem. Ich bin hier jetzt gerade vom S-Bahnhof MDR bis hierhin geradelt. Da radle ich neben dicken Allys und die 20 Zentimeter, das ist kein Fahrradweg. Das ist kein gutes Gefühl. Nein, das ist kein gutes Gefühl. Da fühlt man sich nicht sicher. Und das machen die anderen Städte anders. In Helsinki gibt es null Verkehrstote. Stimmt, das ist eine ganz frische Zahl. Ja, das war letztes Jahr auch schon. Die machen das jetzt zum zweiten oder dritten Mal, weil einfach die Radwege so gebaut werden, dass der Radweg – und das machen viele Länder. Die Niederlande, es haben so viele. Wir müssen mal rausgucken aus Deutschland. Wir meinen immer noch so: „Meine Generation hat immer noch, wir sind doch die Deutschen, wir sind doch G7. Ja, wir sind doch das Wirtschaftswunder.“ Das sitzt immer noch drin. Wir sind seit 2005 in die Vergangenheit gegangen. Und ich kann wirklich sagen, ich bin aufgewachsen in einem, ich nenne das immer Strauß-Haushalt. Also mein Vater war Strauß-Anhänger ohne Ende. Und so bin ich auch ins Leben gestartet. Ja, streng katholisch erzogen, Strauß. Und habe mich dann als Frau auch selbstständig gemacht. Ich bin heute auf der ganz anderen Seite, seit ich begriffen habe, wie bei uns Lobbyismus, also die Mächtigen der Wirtschaft, Politik machen. Und zwar nicht zu unserem Wohl, sondern für deren Profit. Seit ich das begriffen habe und seit ich gemerkt habe, wie die Mitte der Gesellschaft, die Bevölkerung seit 2005 keine Partei mehr hat, weil nämlich die SPD auch das Großkapital seitdem unterstützt. Also mein Wandel, der sich in den letzten sechs Jahren vollzogen hat, der ist so immens, ich hätte den nicht für möglich gehalten. Und deswegen bin ich sehr dankbar dafür. Bitte widmet eure Aufmerksamkeit doch kurz unserem Werbepartner. Ihr wollt 100 Prozent Ökostrom? Dann wechselt jetzt zu Lichtblick, Deutschlands größtem reinen Ökostrom-Anbieter. Hier bekommt ihr Ökostrom aus Sonne und Wind, intelligente E-Mobilität und Solaranlagen für günstigen Strom vom eigenen Dach. Sie haben ja gerade schon beschrieben, Sie haben ganz viel gelesen. Sie haben diese Gruppierung ganz spontan gegründet, wussten nicht, was da auf Sie zukommt. Sie haben sich ganz viel beschäftigt, wollten mehr erfahren. Gibt es in Bezug auf die Klimakrise oder auf das, was Sie sich erarbeitet haben in den vergangenen Jahren irgendwas, was Sie besonders überrascht, beeindruckt, schockiert hat, was Sie antreibt? Ja, der größte Schock war für mich wirklich, und da steckt auch heute noch richtig Wut in mir, da kann ich wütend werden, zu erkennen, dass Deutschland wirklich das Land war, wo die Erneuerbaren erfunden wurden. Dass unser Bundestag über die Parteien hinweg in den 90er Jahren dafür gesorgt hat, dass Deutschland Wortführer war auf den internationalen Konferenzen. Also dass wir dieses Klimarahmenprogramm in Rio de Janeiro haben, unsere Politiker und Wissenschaftler dort in die Feder diktiert. Und bei uns wurde das Energieeinsparungsgesetz erfunden. Und die anderen Länder haben alle gedacht: „Boah, die Deutschen, toll, wie die das machen.“ Und wir waren, wenn man sich jetzt alle Länder als eine Segelregatta vorstellt, dann waren wir das Schiff, das ganz weit vorne fuhr. Und die haben alle gedacht: „Wie machen die das?“ Und als der Nachhaltigkeitsindex erstmalig eingeführt wurde, da hat Deutschland den angeführt und zwar auf Platz 2. Das gibt es seitdem nicht mehr. Der vorderste Platz ist immer Platz 4, weil die Jury sagt: „Platz 1 bedeutet, das sind die Pariser Klimaziele. Wir bleiben unter 1,5 Grad. Kann keiner mehr.“ Deutschland war auf dem Kurs. Wir hatten in unserem Land, ich weiß nicht, an die 100.000 Arbeitsplätze in den Erneuerbaren schon aufgebaut. Und vielleicht waren es auch mehr. So viele Start-ups, so viel Mut, so viel Energie und gesunde Wirtschaft. Wir waren auf einem super Kurs. Und dann kommt mit dem Regierungswechsel 2005, kommen die Oligopole der Energiewirtschaft: RWE, E.ON, Wattenfall – eins habe ich noch vergessen. Steht alles in meinem Buch. Beeinflussen die Politik und sagen: „Ey Leute, wir haben die nicht für voll genommen. Wir haben immer gedacht, die Spinner, mehr als 2 % schaffen die doch sowieso nicht am Energieanteil. Jetzt steuern die gerade auf 10, 12, 13 % zu. Es wird eng für uns. Die nehmen uns unsere Marktanteile weg. Das Ganze müssen wir jetzt mal gerade stoppen, weil wir müssen jetzt erst mal nachrüsten und umstellen.“ Und daraufhin sind 100.000 Arbeitsplätze in den Erneuerbaren kaputt gemacht worden. Da hat kein Mensch drüber gesprochen. Ja, wenn bei VW 6000 Arbeitsplätze wegfallen, dann wird das Regierungsgespräch im Bundestag. Über die 100.000 hat keiner gesprochen, weil sie keine Lobby hatten. Auf einmal haben die Banken Kredite gestrichen von ganz sicher finanzierten Solarfirmen und Naturstromfirmen. Also was da lief, das hatte nichts mehr mit Demokratie und mit gesunder Sozialwirtschaft zu tun. Das war wirklich die Macht von Großkonzernen. Und ich vermute auch mal, dass die Autoindustrie auch ihren Anteil daran hatte, denn die wollten am Weiter-so noch Aktiengewinne und Renditen und Profite mitnehmen. Die hatten keinen Mut. Wir sind so satt in unserem Wohlstand, dass wir auch gar nicht mehr diesen Pioniermut haben, wie wir den vielleicht nach dem Krieg hatten, meine Elterngeneration. Wir sind satt und wollen unseren Wohlstand bewahren. Und darum wurde es ausgebremst. Und das ist eigentlich für die gesamte Welt verhängnisvoll. Und die Verantwortung tragen die Politiker der damaligen Zeit, die Regierung, die 2005 begann. Und das macht mich heute noch fassungslos. Denn wären wir weitergegangen in Deutschland, die Welt stünde heute woanders. Und Deutschland hätte nicht die Wirtschaftsprobleme, die wir heute haben. Weil unsere Wirtschaft wäre modern und die wäre in der Zukunft. Wir sind veraltet. Und das, was wir jetzt gerade erleben, ist alles hausgemachte Politik der letzten 20 Jahre, inklusive der Spaltung. Wie schöpfen Sie denn vor diesem Hintergrund denn Kraft und Hoffnung und Energie, da weiterzumachen? Also, weil das ist ja schon frustrierend und ätzend, oder? Klar, das ist frustrierend. Ich werde wütend. Ich bin darüber sehr wütend. Aber in meinem Alter, ich kann nichts mehr verlieren. Und ich sage es jedem Politiker ins Gesicht, wenn er mir zuhört: „Ich kann mit meiner Generation, die da oben gerade entscheidet, ja, mit denen haben wir im Sandkasten gespielt. In der Schule haben die von uns abgeschrieben, weil wir die besseren Hausaufgaben hatten, vor allen Dingen von uns Mädchen. Und in der Uni waren wir auch noch gleich auf. Und dann bekamen wir Kinder. Und das bedeutete vor allen Dingen im Westen, als ich Kinder bekam, gab es keine Kita. Die Kinder kamen mit… Mit vier Jahren kamen die Kinder in den Kindergarten und dann kamen sie mittags um zwölf nach Hause. Dann musste das Essen gekocht auf dem Tisch stehen oder man musste anfangen, Essen zu kochen. Dieses ganze Verpflegungssystem in der Schule und in Kitas gab es alles erst nach meiner Zeit. Und deswegen sind ganz viele Frauen, die eine hervorragende Ausbildung haben, durch diese Elternzeit und die Kinderzeit einfach nie wieder in ihre Etage einsteigen können. Aber wir sind genauso intelligent. Wir haben unsere Erfahrungen, auch wenn wir in den Entscheidungspositionen der Wirtschaft und der Politik nicht mitentscheiden, weil unser Jahrgang kinderbedingt und elternzeitbedingt einfach an der Karriere nicht anknüpfen konnte. Das war so. Und jetzt fehlen wir. Es fehlen für diesen Wandel. Was wir brauchen, ist ja nicht nur ein technischer Wandel. Die Technik brauchen wir auch, ja, aber wir brauchen einen Bewusstseinswandel. Wir müssen den Menschen in den Vordergrund stellen. Aktuell dienen wir der Wirtschaft und dem Wirtschaftswachstum. Dafür sind wir nicht geboren. Aber so leben wir. Wir stellen immer die Wirtschaft in den Vordergrund. Und wenn wir hören, die Wirtschaft schrumpft, dann zucken die Menschen zusammen und bekommen Angst. Wir können von den glücklichsten Menschen der Welt lernen. Die haben alle kapitalistische Systeme. Die haben Demokratien. Autokratien sind nicht glücklich. Aber sie stellen den Menschen in den Mittelpunkt. Und es geht. Es geht. Und dort werden die Reichen viel stärker besteuert. Die Schere zwischen Arm und Reich ist kleiner. Auch Kinder aus sozial schwachen Familien haben die Chance, ein Abitur zu machen. Die Chancengleichheit ist für alle viel größer. Und jeder in dieser Gesellschaft ist wichtig. Es geht. Und dafür braucht es uns Frauen. Denn wir sind die Menschenexperten. Wir sind zu 85 Prozent in den karitativen, in den erzieherischen, den pflegerischen und den pädagogischen Berufen. Wir wissen, was der Mensch braucht. Und dieses Wissen braucht es für den Wandel. Und darum ist ein Bestreben unserer Bewegung, und auch vor allen Dingen, wenn ich jetzt durch die Lande reise, ich mache sehr viele Vorträge im Moment. Wir müssen die Frauen 50 plus ermuntern, ihre Stimme zu erheben und in die Politik zu gehen, in den Kommunen mitzumischen. Und ich weiß von der Bewegung Omas for Future, dass Frauen sich das oft nicht trauen, dass sie sagen: „Ich weiß doch nichts. Der Bürgermeister weiß doch so viel.“ Nee, der weiß was anderes. Aber mein Wissen als Frau hat er nicht. Und wenn wir Deutschland in die Zukunft bringen wollen, ja, und ich habe Hoffnung. Ich weiß, wir spielen Russisch Roulette mit unserer Erde. Aber ich weiß von den Ländern, die schon in der Zukunft sind. Ich gucke mir konsequent an, die, die weiter sind und wie die leben. Wer ist das? Zum Beispiel, das sind sämtliche skandinavischen Länder. Also ehrlich gesagt, die mit dem beschissenen Wetter, die mit dem beschissenen Wetter und den miesen Wintern. Die sind am glücklichsten, ja, weil die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Ja, und die Niederlande sind aufgerückt, sind auf Platz 5 mittlerweile. Costa Rica auf Platz 6 ist ein Land, das zu 95 Prozent den Strom aus Erneuerbaren produziert, was ganz weit vorne ist. Wir Deutschen sind auf Platz 22 in diesem World Happiness Report. Und die Länder, die am glücklichsten sind, sind auch führend in der Nachhaltigkeit oder weit vorne. Das schwankt immer mal ein bisschen. Aber auch die Niederlande haben da enorm aufgeholt. Wer gerade sehr aufholt, ist England. Diejenigen, die am glücklichsten sind, leben am nachhaltigsten und sind am weitesten in der Umsetzung dieser 17 SDGs, also der Bildung zur nachhaltigen Entwicklung von der UNESCO. Und die leben es uns vor. Die leben es uns vor, dass es geht und dass sie zufriedener und glücklicher sein können. Und das macht mir Hoffnung. Ich bin vom Prinzip her ein Hoffnungsmensch. Ja, ich kann ganz schlecht in den schweren und Bedenkenträgern und weiter so und Schlechtredner ist nicht meine Welt. Das zieht mir Energie weg. Und darum müssen wir ganz viele Menschen sein, die davon erzählen, auf was wir gerade verzichten, nämlich auf diese lebenswerte Zukunft. Und da haben wir übrigens ein Riesenprojekt jetzt gerade vor. Dazu frage ich Sie gleich noch mal. Aber eine Anschlussfrage habe ich noch. Sie haben es gerade gesagt: Mädchen, Frauen, Sie haben Ihre Bewegung Omas for Future genannt. Wie feministisch ist denn Ihr Unterfangen? Das ist etwas, worüber ich momentan wirklich sehr lächle, weil ich weiß, dass ich bis zu meinem 60. Lebensjahr, ich habe von diesem ganzen Emanzipation und dem Feminismus, dieses alles, was mit „muss“ aufhört oder mit „muss“, das ist nicht so meins. Und das hat mich nie interessiert. Da war ich nie. Ich habe mein Ding gemacht. Ich war Unternehmerin. Ich habe mein Leben gelebt und ich glaube, ich war damit ziemlich emanzipiert als Frau. Und wahrscheinlich auch ein Vorbild für viele, wahrscheinlich. Aber ich habe mich nie als Emanze oder als Feministin bezeichnet. Also ich bin mit vier Brüdern aufgewachsen und da ging es schon immer darum, dass ich ein bisschen schauen musste, dass ich nicht unterging in diesem Männerhaushalt. Und jetzt erlebe ich wirklich, aber ich nenne es noch nicht Feminismus oder Emanze. Für mich ist es ich weiß, es braucht uns Frauen. Es braucht unser Wissen. Und wir brauchen uns nicht verstecken gegenüber denen, die da mehr Titel haben und die da angeblich so viel Erfahrung haben. Es braucht unser Spüren, wie Leben funktioniert, nämlich dass wir mit der Natur verbunden sind und dass es eigentlich um den Menschen geht. Wir sind geboren, um hier in Freude, Gemeinschaft und Liebe zu leben und Erfahrungen zu machen und nicht, um der Wirtschaft zu dienen. Und dieses Wissen haben die Frauen. Und ja, vielleicht ist das Emanze oder feministisch. Ich weiß nicht. Ich brauche nicht in der Schublade. Ich will, dass die Frauen, wir brauchen dringend die Frauen 50 plus. Und das wird auch ein Fokus in unserer Bewegung sein, zunehmend Frauen dazu zu ermutigen. Und wir werden auch versuchen, jetzt Fördergelder zu kriegen oder so, dass wir Frauen ausbilden können darin, wie funktioniert das? Was begegnet dir? Wo sind Tricks und wo musst du aufpassen, dass du nicht in der Kommunalarbeit aufgerieben wirst, sondern wie kannst du ein Leuchtstern bleiben? Da wollen wir jetzt hin. Aber wenn man ein gemeinnütziger Verein ist, dann braucht man Geld dafür. Wir können viel mit Gemeinnützigkeit machen, aber für Schulungen und für Experten brauchen wir einfach auch Geld, um das zu finanzieren. Und es muss organisiert werden. Dafür haben wir ein tolles, junges Team, die das einfach ganz anders gelernt haben als meine Generation und die das in der Zentrale machen. Und das wird unser Ziel sein, in die Richtung zu gehen. Ich habe Sie gerade unterbrochen. Sie haben erzählt, Sie haben was Großes vor. Erzählen Sie mal, was ist das für ein Projekt, an dem Sie gerade arbeiten? Ja, mir ist irgendwann wieder aufgefallen, als ich mit meinem Enkel zusammensass und er mir eins seiner Bücher zeigte. Und da lernte ich dann irgendwas. Ich weiß es gar nicht mehr über Technik, Raumfahrt. Es war auf jeden Fall in einer Sprache gemacht, die sofort in meinen Kopf ging. Ich habe es verstanden. Und ich weiß, in der Schule habe ich es nicht verstanden. Und dann kam so wirklich die Idee, ein Vorlesebuch zu machen, ein Kinderbuch, ein Vorlesebuch, wo wir Omas und Opas die Kinder mit in die Zukunft nehmen. Und das Buch, also es wird eine Serie werden. Das heißt: „Oma, erzählen wir von der Zukunft.“ Und das ist eine Abenteuergeschichte um Lilly, die bei ihrer Oma die Sommerferien verbringt und die eben auf Florie trifft, dem Blasenregenwurm, der seine Farben verloren hat. Und weil die Erde nicht gut ist, weil die Luft nicht gut ist, weil es ihm einfach nicht mehr gut geht. Und damit er seine Regenbogenfarben wiederkriegen kann und auch die Regenbogenwürmer in Deutschland zurückkommen können, braucht es einfach das Wissen aus diesen Städten der Zukunft. Und darum müssen Oma und Lilly mit Florie, dem Regenbogenwurm, da hinfahren. Und bei diesen Reisen in die Städte machen wir dieses Leben in diesen Städten erlebbar und fühlbar. Natürlich immer kindgerecht. Es gibt immer ein kleines Abenteuer dabei. Aber es gibt für die Erwachsenen dann immer eine Sachinfo-Box auf jeder Seite noch. Und es gibt auf unserer Webseite eine Landingpage mit noch mehr Informationen. Und auf diese Art und Weise wollen wir dieses Wissen zu den Städten der Zukunft niedrigschwellig zu unserer Generation, aber auch zu den Kindern bringen. Denn das ist was Besonderes, dass wir Omas und Opas unsere Kinder in die Zukunft führen oder unsere Enkelkinder. Ja, eigentlich sind wir von gestern und erzählen vom Krieg. Na, meine Generation jetzt nicht mehr. Aber trotzdem, wir werden damit verbunden. Wir verjubeln die Rente, wir gehen zum Arzt und wir backen zwar den besten Kuchen, aber ansonsten kann man auf uns nicht groß zählen. Wir Omas for Future, wir verstehen uns als die Omas der Zukunft, die Gesellschaft mitgestalten, die sagen: „Wir nehmen unsere Kinder und unsere Enkel mit in die Zukunft. Wir zeigen ihnen, wie es geht.“ Und wir selber können uns daran erinnern, wie es war, als meine Mutter noch das Essen frisch zubereitete. Das kann man gerne auch in größeren Küchen machen. Da muss hier nicht jede Frau zu Hause kochen. Das zeigt wunderbar Kopenhagen, wie die das machen in Großküchen. Wir haben auf der Straße gespielt. Wir haben uns in der Nachbarschaft getroffen. Wir hatten eine funktionierende Gemeinschaft vor Ort und trafen uns dort. Und da können wir sehr viel von früher, von unserem Leben, wie wir früher gelebt haben, einbringen. Denn ganz vieles davon taucht in veränderter Form ja in dem Leben in der Zukunft auf. So, und unser Ziel ist jetzt, am 21. November ist der bundesweite Vorlesetag. An dem Tag wollen wir mindestens 50.000 Kinder bundesweit mit in die Zukunft nehmen. Das mag im ersten Moment jetzt viel klingen, aber wenn eine Oma in eine Kindergartengruppe geht, also zu Vorschulkindern oder in die Grundschule geht, hat sie in einer Klasse sofort 25 Kinder. Und wenn sie morgens um 8 Uhr anfängt und mittags um 1 Uhr aufhört, hat sie schon 125 Kinder erreicht. So, und wenn das 100 Omas machen, dann haben wir ja schon 11.000 Kinder. Also wir brauchen bundesweit gar nicht so wahnsinnig viel, wenn wirklich Frauen und Männer sagen, und das können auch gerne Lehrer und ich weiß nicht wer sein. Also es kann jeder mitmachen. Wir haben dazu eine Landingpage auf unserer Webseite. Also Omas for Future ist ja unsere Webseite. Und dann Omas for Future slash Vorlesetag. Dann landet man da sofort, kann dort sich eintragen und kann sagen: „Hier, ich möchte mitmachen. Ich möchte in der Schule lesen.“ Und dann wird das auf unserer Webseite auf der Deutschlandkarte angezeigt und man bekommt dieses Vorlesebuch kostenlos zugeschickt. Das kostet nichts für niemanden. Und wir wollen dann aber nach Möglichkeit schauen, wo sind in einem Ort besonders viele Menschen, die lesen. Dann wollen wir dort lokale Presseartikel machen, dass wir zum Beispiel sagen: „In Mutzenhausen nehmen heute 30 Omas und Opas 2000 Kinder mit in die Zukunft“ oder „führen in die Zukunft.“ Und wir wollen es vor allem bundesweit schaffen, dass wir wirklich sagen: „Heute führen Omas und Opas, ich weiß nicht, 1000, 2000, 50.000 Kinder in die Zukunft.“ Das ist ein Imagewandel für unsere Generation, dass wir wirklich sagen: „Wir fühlen uns verantwortlich. Wir zeigen unseren Enkeln, wie Zukunft geht und lesen aus diesem Buch vor.“ Und damit wollen wir wirklich nicht nur diesen Mut auf morgen, die Lust auf morgen, das Wissen verbreiten, sondern wir wollen vor allen Dingen auch diese Generation 50 plus zeigen: „Wir können nicht einfach weg gucken. Wir können viel bewegen und wir können und wir müssen Gesellschaft mitgestalten. Unsere Kinder brauchen uns und ganz besonders die Stimme der Frauen. Und deswegen Omas for Future. Ja, bei uns sind auch 20 aktive Männer. Ich bin neulich bei einem Stadtteilfest tatsächlich in ihre Gruppe reingelaufen und das war ganz schön, weil ich ja wusste, dass wir uns treffen. Und es war auf jeden Fall spannend zu sehen, was sie so an Quiz angeboten haben und also wie sie Verbindungen knüpfen. Und ja, ich frage mich vielleicht einfach letzte Frage, weil Ihr Enkel und mein Sohn sind also mein Ältester sind gleich alt. Und ich finde es auch spannend, wie die sozusagen einem im Alltag den Spiegel vorhalten, sodass sie fragen: „Warum? Also wir haben zum Beispiel, unser Auto ist damals einfach kaputt gegangen und wir haben überlegt, leisten wir uns das jetzt noch, das zu reparieren? Welche Fahrten machen wir eigentlich überhaupt? Lohnt sich das oder ergibt es Sinn, so viel Geld auszugeben für vielleicht wenige Fahrten in der Woche oder so? Und dann haben wir es abgestoßen. Und ehrlicherweise war ich überhaupt nicht bereit dafür, weil für mich war Autofahren von jeher so Freiheit: einsteigen können, losfahren können, wann ich will, wohin ich will. So hat es schon irgendwie einen Wert für mich. Und ich kann aber das total nachfühlen, was Sie sagen, so dieses Fahrradfahren macht viel glücklicher. Man ist mittendrin, man kriegt auch viel mehr mit von der Natur oder von dem, was um einen rum ist, wie windig es ist, wie kalt es ist, ob die Sonne einem auf der Haut Wärme macht oder nicht. Jedenfalls habe ich aber den Eindruck, dass eben Kinder schon uns den Spiegel vorhalten: „Keine Ahnung, warum müssen wir jetzt ein Auto mieten für diesen Urlaub? Können wir das nicht anders machen? Oder du wolltest doch weniger Fleisch essen. Warum bestellst du jetzt dieses Gericht im Restaurant?“ oder so, wenn man sich mal was gönnen will. Oder keine Ahnung. Also jedenfalls, was lernen Sie von Ihrem Enkel für Ihre Projekte, für Ihr Weitergehen in der Bewegung? Ja, also da muss ich sagen, ich habe zunächst von meinen Kindern gelernt. Und jetzt muss ich sagen, meine Kinder sind doch in ziemlich viel Wohlstand groß geworden und All-Inclusive-Urlauben und was ich mir so alles damals als erfolgreiche Unternehmerin gegönnt habe. Und meine Kinder waren es dann, die konsequent gesagt haben: „Nein, wir haben ein Lastenrad und unsere Kinder werden im Lastenrad groß. Wir wohnen in der Stadt, es gibt kein Auto.“ Die Tochter, die in Kopenhagen lebt, sowieso nicht, aber auch in Regensburg, die hat ihre drei Kinder wirklich im Lastenrad durch die Stadt. Und dann wird mal ein Auto geliehen. Und die haben mir schon permanent den Spiegel vorgehalten und haben gesagt: „Mama, wir haben jetzt da so eine Seite, da kannst du super gebrauchte Kleidung kaufen. Da brauchst du nicht mehr neu kaufen. Und du, Mama, das kannst du auch da und da kriegen. Und Mama, warum hast du noch nicht?“ Und durch die Enkel wird es kontrolliert. Die haben eine ganz smarte Art, es zu kontrollieren. Ja, und das ist doch einfach schön. Ist das nicht toll? Das zeigt ja auch ein Stück, dass die uns auch in ihr Leben integrieren. Also: „Oma, du kriegst da jetzt keinen Freischein. Nur weil du Oma bist, darfst du das alles. Nein, für dich gilt das auch.“ Und ja, ich liebe es. Das sagt Cordula Weimann, die 2019 die Omas for Future gegründet hat, die inzwischen in mehr als 80 Regionalgruppen deutschlandweit aktiv sind, um die ältere Generation für mehr Klimaschutz zu begeistern. Vielen Dank, dass Sie da waren für das tolle Gespräch. Ja, ich sage auch vielen Dank für die Einladung. Das war der Klimapodcast von detektor.fm für diese Woche. Lasst uns gern ein Abo da, wenn euch gefällt, was wir hier machen. Damit sorgt ihr dafür, dass auch andere Menschen diesen Podcast finden, die sich für unsere Themen interessieren könnten und die uns eben noch nicht kennen. Ganz vielen Dank dafür. Die Redaktion für diese Folge hatte Marisa Becker, Audioproduktion Stanley Baldauf. Und ich bin Ina Lebedjev. Ich hoffe, wir hören uns nächste Woche wieder. Macht’s gut. Bis bald. Tschüss! Eure eigenen Ökostromanbieter mit Solarlösungen, intelligenter E-Mobilität und 100 % Ökostrom.