Das ewige Eis in der Arktis hat ein Ablaufdatum. Schon seit Jahrzehnten warnt die Wissenschaft davor, dass die großen Eisflächen schmelzen. Doch neue Berechnungen zeigen, dass es schneller geht, als lange prognostiziert wurde.
Früher war das Polarmeer selbst im Sommer weitgehend vereist. Heute taut und schmilzt es an vielen Stellen. Expertinnen und Experten warnen, dass der Tag droht, an dem die Arktis im Sommer zeitweise „eisfrei“ ist. Die symbolische Grenze dafür liegt bei unter einer Million Quadratkilometer Meereis, was etwa sieben Prozent der arktischen Ozeanfläche entspricht. Aktuelle Modelle und Messungen deuten an, dass das noch schneller passieren könnte, als beispielsweise vom Weltklimarat lange angenommen — möglicherweise bereits vor 2030.
Arktis in der Krise
Eine Arktis ohne Eisdecke wäre eine fundamentale Veränderung des Planeten, das einst ewige Eis das erste weithin sichtbare Opfer des Klimawandels. Die mit dem Eisverlust einhergehenden Effekte — etwa veränderte Wetterlagen auf der Nordhalbkugel durch einen gestörten Jetstream — sind jedoch bereits heute spürbar und werden sich mit dem weiteren Rückgang des Eises verstärken. Auch für das Leben in der Polarregion ist die Lage bedrohlich.
Den Zeitpunkt dieses Wendepunkts genau vorherzusagen, ist trotz modernster Technologien nach wie vor schwierig. Denn viele Faktoren spielen bei der Berechnung eine Rolle, darunter Wetterschwankungen, kurzfristige Warmlufteinbrüche und Tiefdruckgebiete. Diese Unsicherheiten in den Modellen und natürliche Klimaschwankungen erschweren konkrete Prognosen. Dennoch bleibt der Trend eindeutig: Die Arktis wandelt sich rasch — und das mit globalen Konsequenzen.
Dieser symbolische Tag X ist eine fundamentale erdgeschichtliche Veränderung. Lars Fischer
Trotz der dramatischen Veränderungen betonen einige Forschende auch, dass man den symbolischen ersten eisfreien Tag nicht überbewerten solle. Entscheidend sei vielmehr die langfristige Tendenz zur vollständigen Sommer-Eisfreiheit, die realistischerweise Mitte des 21. Jahrhunderts erwartet wird.
Lars Fischer ist Redakteur bei Spektrum der Wissenschaft. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer erklärt er, wie kritisch die Lage in der Arktis ist und was das für uns alle bedeutet. Er geht auch darauf ein, welche klimapolitischen Maßnahmen helfen könnten, die Folgen der Eisschmelze in der Arktis zumindest einzudämmen.