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Bild: bogdandimages | Shutterstock.com

Spektrum-Podcast | Dopamin

Das Schweizer Taschenmesser im Gehirn

Dopamin gilt als Glückshormon. Doch seine Wirkung im Gehirn ist deutlich komplexer. Über einen missverstandenen Botenstoff und seine faszinierenden Effekte.

Dopamin ist der wohl bekannteste Botenstoff des Gehirns. Das Molekül hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erregt. In Popkultur und Selbsthilfe-Ratgebern gilt Dopamin als Treiber für Motivation, Lust und auch Sucht.

Häufig als „Glückshormon“ bezeichnet, werden ihm verschiedenste Effekte zugeschrieben. In den sozialen Netzwerken machen sich Konzepte wie „Dopaminduschen“ oder auch „Dopamin-Detox“ breit. Doch die Neurowissenschaft zeichnet ein differenzierteres Bild.

Entdeckt wurde Dopamin bereits 1910, zunächst aber nur als Vorstufe von Noradrenalin abgetan. Erst in den 1950er-Jahren zeigte Arvid Carlsson, dass der Botenstoff essenziell für Bewegungskontrolle ist. So führt ein Mangel an Dopamin etwa bei Parkinson zu den typischen Bewegungsstörungen — eine Entdeckung, die später mit dem Nobelpreis geehrt wurde.

Dopamin als Schweizer Taschenmesser

In den 1960er- und 70er-Jahren verknüpften Forschende Dopamin dann zunehmend mit Belohnung und Glücksgefühlen. Experimente mit Ratten schienen zu zeigen, dass elektrische Stimulation bestimmter Hirnregionen intensives Wohlbefinden auslöste. Daraus entstand der Mythos vom „Glückshormon“.

Doch neuere Befunde widersprechen: Auch Menschen mit stark vermindertem Dopaminspiegel können Freude empfinden. Heute gilt: Dopamin ist weniger für das „Mögen“ zuständig, sondern vielmehr für das „Wollen“ — also Motivation, Antrieb und den Drang, Ziele zu verfolgen.

Besonders deutlich wird das im Zusammenhang mit Sucht. Drogen wie Kokain oder Amphetamin führen zunächst zu Euphorie, doch langfristig verändern sie das dopaminerge System, was zu Toleranz, Abhängigkeit und zwanghaftem Verhalten führt — auch wenn der Konsum längst keine Freude mehr bereitet. Dennoch warnen Experten davor, Sucht ausschließlich auf Dopamin zu reduzieren. Andere Neurotransmitter, psychosoziale Faktoren und Lebensumstände spielen ebenfalls eine zentrale Rolle.

Forschende betonen deshalb, dass Dopamin kein einheitliches „Glücksmolekül“ ist, sondern je nach Hirnregion und Kontext unterschiedliche Funktionen erfüllt — ein vielseitiges „Schweizer Taschenmesser“ des Gehirns.

Wir brauchen Dopamin. Es ist lebenswichtig für uns.

Liesa Bauer

Liesa Bauer

Liesa Bauer ist Redakteurin bei Spektrum der Wissenschaft und spricht mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer über die vielseitigen Effekte von Dopamin. Sie klärt auch über weit verbreitete Missverständnisse zum Thema auf.

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