Deutsche Bahn: Marode Eisenbahnbrücken
Eine kleine Anfrage der Grünen im Bundestag hat im vergangenen Jahr auf einen Schlag sehr viele Informationen zum Zustand der deutschen Eisenbahnbrücken öffentlich gemacht. Der Startpunkt für Kai Biermann, Sascha Venohr und das Team aus Investigativ-Journalisten bei Zeit Online. Sie haben sich mehrere Wochen lang deutschen Eisenbahnbrücken gewidmet. Denn die Daten der Deutschen Bahn enthalten interessante Informationen. Dafür mussten sie aber erst einmal in ein sinnvolles Format übertragen werden.
Datenjournalismus – ein Blick hinter die Kulissen
Die Journalisten haben versucht, aus der Fülle an Informationen ein sinnvolles Bild zu erstellen. Im Fall der Eisenbahnbrücken wollen die Journalisten zeigen, welche Dimension das Problem für die Deutsche Bahn tatsächlich hat. Sie haben anhand der Daten eine interaktive Karte mit vier Zoomstufen erstellt. In der ersten Zoomstufe sieht der Nutzer all jene Brücken, die ersetzt werden müssen. Zoomt man weiter rein, werden die weniger geschädigten Brücken sichtbar. Gut ein Drittel der 26.000 Brücken hat laut den Daten der Deutschen Bahn gravierende Mängel. Knapp 1200 müssen demnach komplett abgerissen werden.
Leser als natürliche Qualitätskontrolle
Nutzer von Zeit Online können die aufbereiteten Daten selbstständig durchstöbern und etwa Brücken in ihrer Umgebung suchen. Darüber hinaus können sie dabei helfen, Fehler zu finden. Ein Nutzer bemängelte etwa, dass eine Brücke in Mecklenburg-Vorpommern verortet war, tatsächlich aber in Nordrhein-Westfalen steht. In diesem Fall lag der Fehler bei der Deutschen Bahn. Denn im Datensatz der Deutschen Bahn sind die Brücken jeweils im bahninternen Koordinatensystem verortet und das Bundesland oft scheinbar händisch zugeordnet. Das kann schon einmal zu Fehlern führen.
Kai Biermann wundert sich über das dem Bundestag von der Deutschen Bahn übergebene Format:
Die Bahn tut alles, das in einem möglichst unverständlichen Format, an einem möglichst unzugänglichen Ort abzulegen. – Kai Biermann
Letztendlich ist es den Datenjournalisten aber gelungen, die Daten sinnvoll zu verbinden und die Dimension der Brücken-Probleme aufzuzeigen.
Im Beitrag von detektor.fm-Redakteurin Ronja Hoffmann erklären Kai Biermann und Sascha Venohr ihre Motivation bei diesem Projekt, die merkwürdigen Daten der Deutschen Bahn und die Herausforderungen bei unverständlichen Datensätzen.
Redaktion: Ronja Hoffmann