Digitaler Wahlkampf
An den Nutzer angepasste Werbung ist das Geschäftsmodell von Internetfirmen wie Google und Facebook. Aber auch im US-amerikanischen Wahlkampf hat personenbezogene Werbung, auch Microtargeting genannt, bereits eine Rolle gespielt. Zeitweise sollen bis zu 400.000 Twitter-Bots im Einsatz gewesen sein, um gezielt Wahlkampf in Communities zu betreiben. Was bei Konsumenten funktioniert, soll auch bei Wählern klappen, so die Annahme der Parteien. Aber ist ein digitaler Wahlkampf wie in den USA auch in Deutschland vorstellbar?
Es ist sehr teuer, Psychogramme von Wählern zu erstellen und im Gegensatz zu den USA fehlt den Parteien hierzulande dazu das Geld. Vor diesem Hintergrund brauchen wir noch keine Angst vor Manipulation seitens der Parteien zu haben. – Karsten Schramm, GMX-Gründer
Einfluss von Microtargeting unklar
Inwieweit der digitale Wahlkampf in den USA den Wahlausgang tatsächlich beeinflusst hat, ist schwer zu sagen. Dennoch steht fest, dass die Daten jedes durchschnittlichen Internetnutzers dazu ausreichen, umfangreiche Psychogramme über ihn anzufertigen. Manche IT-Firmen sind darauf spezialisiert, personenbezogene Daten zu sammeln, zusammenzuführen und diese zu verkaufen. Die Werbe-Aussage der Firma Cambridge Analytica, sie hätte mithilfe von Microtargeting den US-Wahlkampf mitentschieden, hat vor ein paar Monaten für viel Wirbel gesorgt.
Die Voraussetzung für eine umfangreiche Manipulation ist, dass sich die Menschen vor allem über Social Media informieren. In Deutschland wird zum Glück noch über die sozialen Netzwerke hinaus Recherche betrieben. – Karsten Schramm
Über den Einsatz von Algorithmen im deutschen Wahlkampf hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Karsten Schramm gesprochen. Er ist einer der Erfinder des GMX-Mailsystems und ein Kritiker der personenbezogenen Datenanalyse.
Redaktion: Joel Lander