Hier ist der Antritt, der Fahrrad-Podcast vom Podcast Radio detektor.fm. Ich bin immer noch Christian Bollert und Gerolf ist immer noch im Urlaub. Diese Ausgabe hier ist für mich gleich aus mehreren Gründen besonders faszinierend, weil ihr, wenn ihr uns regelmäßig hört, vielleicht auch wisst, dass ich eher die kurzen Distanzen bevorzuge. Schön, mal zwei, drei Stunden Fahrrad fahren und dann aber auch mal wieder andere Sachen machen, vor allem Kuchen essen, natürlich. Und gleichzeitig ist aber auch in mir so eine große Faszination für diese extrem langen Distanzen. Paris-Brest-Paris, zum Beispiel, finde ich nicht nur wegen des Gebäcks interessant. Nein, tatsächlich finde ich auch das irgendwie unfassbar in allen Dimensionen, die das so mit sich bringt. Und da ist irgendwas, was mich auch daran fasziniert. Ich schaue auch ab und an mal gerne Punkten auf einer Landkarte zu. Expertinnen und Experten nennen das ja gerne Dot-Watchen. In diesem Sommer habe ich wirklich so viel Zeit wie noch nie eigentlich beim Dot-Watchen verbracht. Und irgendwie, ich weiß auch gar nicht, warum es so war, hat mich das diesjährige Transcontinental Race von Anfang an eigentlich so richtig in seinen Bann gezogen. Und als dann nach ein paar Tagen es auch noch so eine Art Zwischenfinale gab um die Fähre in Bari, da habe ich wirklich teilweise Stunden oder Abende vor der Karte verbracht. Vor allem diesen einen Abend, wo dann eben noch unklar war, schaffen es die beiden Führenden auf die Fähre oder nicht. Und genau deshalb habe ich mich auf das Gespräch mit Martin Moritz so gefreut, der neben Viktor Bosoni und Jana Kesenheimer einer der Gründe für diese Begeisterung war in diesem Jahr. Und deswegen freue ich mich auch besonders auf diese Episode, die ihr jetzt hören könnt. Denn Martin und ich sprechen gut eine Dreiviertelstunde lang über ganz verschiedene Aspekte des extrem langen Fahrradfahrens. Antritt, der Fahrrad-Podcast von detektor.fm. Wir haben hier im Podcast ja schon häufiger am Rande oder manchmal auch ziemlich konkret beispielsweise mit Fiona Kolbinger über das Transcontinental Race gesprochen. Anfang des Monats ist die mittlerweile elfte Ausgabe des TCA zu Ende gegangen und ich bin mir ziemlich sicher, dass sehr viele von euch ziemlich intensiv die Punkte auf der Landkarte verfolgt haben. Die Strecke ging ja von Santiago de Compostela in Spanien nach Constanza in Rumänien und gewonnen hat der Franzose Viktor Bosoni. Die bestplatzierte Frau ist wie im vergangenen Jahr wieder Jana Kesenheimer aus Deutschland gewesen. Die Nummer 297 hat in diesem Jahr auch für sehr viel Aufsehen gesorgt, denn zusammen mit dem späteren Sieger Viktor Bosoni hat sich Martin Moritz aus Österreich einen super spannenden Kampf geliefert, insbesondere beim Rennen um die Fähre am Sonntagabend, dem sogenannten Race to the Ferry. Er hat für die knapp 5000 Kilometer mit einem 24er Schnitt am Ende gut elf Tage gebraucht und ist mittlerweile schon seit einigen Tagen wieder in Österreich angekommen. Ich freue mich sehr, dass Martin Moritz, der deutschsprachige Shootingstar des diesjährigen Transcontinental Race, in dieser Ausgabe des Antritts zu Gast ist und ich sage Hallo und herzlich willkommen, Martin. Hallo, freut mich, hier sein zu dürfen. Jetzt, wo wir sprechen, ist das Rennen ja schon ein paar Tage zu Ende. Du kommst gerade wieder im Alltag an, muss man wahrscheinlich sagen. Wie klappt das denn bisher so? Ja, eigentlich bin ich immer noch ziemlich auf dem Hoch und bin begeistert, dabei auch mit den Arbeitskollegen Geschichten auszutauschen bzw. viel erzählen zu dürfen. Ich arbeite im Schichtdienst, also habe jetzt schon am Wochenende wieder gearbeitet, nachdem ich ziemlich Glück hatte und noch eine Woche in Konstanz nach dem Rennen habe recoveren können. Hatte ich allerdings auch bitter nötig, denn ich bin schon ziemlich platt im Ziel angekommen. Ja, du sagst auch selber über dich, dein Leben ist in vielen Bereichen ein Chaos. Wie passt das denn zusammen mit so einer scheinbar minutiös geplanten Rennstrategie? Ja, das mag vielleicht ein bisschen Widerspruch sein, aber bei den Sachen, die mir dann doch sehr wichtig sind, und da gehört vor allem das Radfahren in den letzten Jahren eindeutig dazu, da stellt man dann gerne eben alles andere hinten an. Deswegen ist der Rest wahrscheinlich auch sehr chaotisch. Und wenn ich am Rad bin, dann ergibt sich eins nach dem anderen und da kann ich, glaube ich, nirgends anders im Hier und Jetzt sein. Und da fügt sich alles einfach zusammen. Jetzt hast du hier natürlich jemanden mit mir als Moderator, der irgendwie das gar nicht verstehen kann. Also ich habe eine totale Faszination, ehrlicherweise, für diese Distanzen. Und schon bei Paris-Brest-Paris denke ich so, krass, wie kann man denn das nur tun? Aber das ist ja nochmal eine Schippe drauf. Also wie kommt man denn auf die Idee? Oder anders: Was ist denn deine Faszination für diese extrem langen Strecken? Puh, gute Frage. Ich erinnere mich noch gut, also ich komme aus Deutschland und lebe seit zehn Jahren in Wien. Aber ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich vor, das muss bestimmt 15 Jahre oder so her gewesen sein, in der Tagesschau einen Bericht gehört habe: Christoph Strasser gewinnt zum wiederholten Mal das Race Across America. Und er hat das ja über mehrere Jahre dominiert. Und ich habe mir nur gedacht, wie kann man so verrückt sein, acht, neun Tage, ich glaube sein Rekord sind siebeneinhalb, am Stück am Radl zu sitzen, mit wirklich reduzierten Schlafpausen und praktisch nur aufs Durchkommen zu fahren, bis ich dann mal nachgelesen habe, wie schnell er eigentlich fährt und was da eigentlich alles dahinter steckt. Und für mich war das absolut unvorstellbar. Und ich hätte mir nie erträumen können, dass ich da irgendwie mal in eine ähnliche Richtung mich entwickeln wollen werde. Bin eigentlich wie wahrscheinlich viele Radsportler zum Radsport gekommen. Ich habe eine klassische Verletzung, eine Knieverletzung im American Football tatsächlich erlitten. Das erste, was halt wieder ging, war Radfahren. Und dann bin ich mit einem Kumpel tatsächlich, haben uns einen Kindheitstraum erfüllt, sind zur Tour de France gefahren als Fans und haben da die ersten Alpenpässe überquert und haben uns dann mit Baguette in der Trikottasche an den Streckenrand gesetzt und begeistert den Profis zugeschaut. Das haben wir seitdem jeden Sommer gemacht, bis auf diesen leider. Da war ich ein bisschen anders beschäftigt. Und so ist dann nach und nach die Faszination entstanden. Die Bergmomente, das Radeln selber hat mich einfach viel mehr gepackt, sodass das Tour de France schon vielleicht ein bisschen in den Hintergrund geraten ist und ich einfach selber immer mehr Radfahrten gemacht habe. Und ja, dann ist das also es war nicht geplant, dass die Touren immer länger werden. Aber ich habe einfach bemerkt, nach zwei, drei Stunden, wenn man eine Kaffeepause macht und dann wieder weiterfährt, die meisten anderen sind dann froh, wenn es bald vorbei ist. Und ich habe das Gefühl, mir taugt es gegen Ende immer noch mehr und ich möchte eigentlich am liebsten noch länger fahren und weiterfahren. Aber das würde ich gerne verstehen, weil ich bin der, der nach zwei, drei Stunden denkt: Och ja, war eine schöne Runde, fahre ich jetzt nach Hause und dann war es das für heute. Aber du willst dann noch weiter. Ja, ist natürlich auch nicht immer so, aber in sehr vielen Ausfahrten hat mir das Radeln einfach so sehr getaugt. Und ich habe natürlich auch gemerkt, ich habe noch Energie. Ich will noch hin, wohin mit der Energie. Gerade wenn ich dann nochmal aufgetankt habe, wenn ich was gegessen habe. Ich habe das Gefühl, das schießt bei mir direkt in die Beine. Und das beflügelt natürlich auch. Auch wenn man dann natürlich merkt, dass man gegen Ende hin vielleicht… Also ich bin schon immer sehr… Ich bin ein mittleres Kind. Ich habe einen kleinen Bruder und wir haben uns immer gebettelt in allen Sportsachen. Deswegen bin ich schon seit jeher kompetitiv. Und gerade wenn man dann natürlich am Ende der Ausfahrt vielleicht auf einmal merkt, dass man dann eher die Chancen hat, die Ortstafelsprints zu gewinnen, weil die Kollegen eben müde sind und man am Anfang vielleicht noch nicht mitsprinten konnte, dann macht das natürlich auch dementsprechend mehr Spaß. Da müssten wir vielleicht mal das Feld vom Transkontinenten mal durchsuchen, ob das alle so mittlere Kinder sind. Das ist vielleicht eine interessante These. Ich glaube, allein daran wird es nicht liegen, aber es ist vielleicht was dran. Ein Faktor vielleicht, ja. Aber lasst uns doch mal wirklich direkt mittendrin einsteigen, weil die allermeisten werden dich und deine Startnummer beim Race to the Ferry so richtig wahrgenommen haben. Zumindest ist das so in meiner Mastodon-Blase im Feli Verse gewesen. Da haben dann wirklich alle über dich geschrieben, auch natürlich über Viktor. Und dazu muss man vielleicht erklären, die Organisatoren haben in der Strecke eine Fährpassage eingebaut. Wer sich jetzt also nicht so intensiv vielleicht mit dem Rennen beschäftigt hat oder überhaupt vielleicht mit dem Transcontinental Race noch nicht, und eigentlich ging immer nur so kurz vor Mitternacht eine Fähre, meistens sogar zwei gleichzeitig, fast irgendwie eine Minute später oder so, aber eben nur einmal am Tag kurz vor Mitternacht. Und du hast auch in einem anderen Podcast, im Sitzfleisch-Podcast, gesagt, du hast von Anfang an den Plan gehabt, am Sonntagabend auf diese Fähre zu kommen. Warum? Absolut. Ja, wie gesagt, ich habe vorhin schon gesagt, mein Leben ist ein bisschen Chaos und ich habe ehrlich gesagt die Planung, die Zeitplanung, relativ kurz gefasst im Vorfeld. Ich wollte mich eigentlich nur mit dem bestmöglichen Fall beschäftigen. Ich hatte, wenn man ehrlich ist, keinen Plan B. Beziehungsweise ich habe Plan B, war: Ich werde unterwegs schon eine Lösung finden. Und mein Plan A sah halt so aus, dass ich von Bari zurückgerechnet habe mit dem täglichen Schnitt, den ich geglaubt habe, den ich fahren kann. Was natürlich nicht immer so leicht war, weil es dann natürlich diese technischen Parcours gab, wie zum Beispiel Strade Bianche in der Nähe von Siena und die Strade der Asietta, ein Gebirgskammstraße auf Schotter oberhalb von Cestrier, wo ich einfach nicht wissen konnte, wie lange das dauern wird. Aber ich habe da einfach sehr optimistisch gerechnet und so die Tage zurückgerechnet, habe mir gesagt, Sonntagabend, das ist theoretisch möglich, das kann machbar sein, wenn man konsequent aufsteht, nicht zu viel snoozt und regelmäßig seine Kilometer abspult. Und so habe ich mir dann den bestmöglichen Fall, also das optimale Szenario zurechtgelegt und die Tage zurückgerechnet. Die ersten Tage liefen auch erstaunlich gut, sogar ein bisschen besser als erhofft. Der erste Tag, da bin ich knapp 700 Kilometer gefahren. Man ist zwar abends gestartet, also 20 Uhr in Santiago, ging es in Santiago de Compostela los und mit die Nacht durch und den ganzen ersten Tag natürlich. Und dann hatte ich die nächsten Tage so einen kleinen Puffer. Den habe ich dann nach und nach auch aufgebraucht. Und das war dann so, dass ich eigentlich gehofft hatte, in der Nacht von Samstag auf Sonntag, also bevor die Fähre ging, sozusagen eigentlich noch vor dem Checkpoint oder dem Parcours 4B zu schlafen, also in der Nähe von Passentro. Dort hatte ich dann aber leider nicht mehr so den Zeitvorsprung, wie ich mir das gehofft hatte. Das war mir eigentlich schon in Siena klar, also am Samstagmorgen. Und so war mir klar, ich muss jetzt die Nacht durchfahren. Ich muss die ganze Nacht durchfahren und muss bis am Abend Vollgas geben, um irgendwie diese Fähre zu erreichen. Und die Fähre war für mich schon vor dem Rennen das absolute Highlight. Ich liebe taktische Elemente in so einem Rennen. Bin mit vielen Freunden aus Wien, der Vienna Crew, so werden wir immer genannt von den Spaniern, denn wir sind seit drei Jahren das Gran Guang gefahren. Das ist ein kleines Ultra-Rennen, ein sogenanntes Audax, wo man auch in einer Gruppe fahren darf, wo es über fünf kanarische Inseln geht. Und das ist also sehr taktisch, weil man natürlich immer wieder Fähren erwischen muss. Manche Inseln kann man bewusst langsamer fahren, manche muss man dann dementsprechend bewusst mehr andrücken, um eine Fähre zu erwischen, die vielleicht ein bisschen knapper getaktet ist. Und da bin ich auch schon ein paar Mal eingefahren. Ich erinnere mich sehr gut, letztes Jahr stand ich mit einem Kollegen, Mario, vor der Fähre. Die hat gerade die Klappe hochgemacht und ist vor unseren Augen weggefahren, obwohl wir eigentlich pünktlich waren. Und dieses Jahr bin ich es auch wieder gefahren und dieses Jahr ist alles glatt gelaufen. Und dementsprechend war ich schon gut vorbereitet, sozusagen, auf diesen Fähren-Sprint. Ja, das ist wirklich interessant. Und man muss auch dazu sagen, wenn man so die Diskussion im Netz dazu verfolgt hat im Vorfeld, aber dann auch vor allem während des Rennens, das ist ja durchaus auch eine Sache, die, ich sage mal, Emotionen weckt. Also die einen sagen, geil, so wie du, super schön, Taktik macht das Rennen irgendwie spannend. Gibt aber auch Leute, die sagen, ey, das zerstört komplett den Wettkampf. Also du bist aber ganz klar eher auf der Seite, das ist cool. Absolut. Ich bin der Meinung, jeder hatte die gleichen Bedingungen von Anfang an. Es war einem klar, dass wenn man die Fähre am Sonntagabend nicht erwischt, dass es praktisch… Ja, es gab noch ein paar andere Fähroptionen, Ankona oder Brindisi, aber die sind so… Ja, die Fährtzeiten waren so schlecht und man hat solch große Umwege fahren müssen nach Brindisi zum Beispiel, dass sie sich eigentlich nicht gelohnt haben. Und so war es mir klar, dass das All-in, alles oder nichts, Sonntagabend. Wenn ich die nicht erwischt hätte, wäre ich natürlich am Boden gewesen. Aber dann wäre das Rennen vielleicht am nächsten Tag wieder losgegangen, wie mit den fünf anderen Fahrern, die dann am nächsten Tag auch wirklich sehr stark wieder am Balkan angegriffen haben und um Platz drei gekämpft haben. Ja, und wer das tatsächlich nicht verfolgt haben sollte, was durchaus vorkommen kann, der wird vielleicht auch gar nicht wissen, dass derjenige, der dann am Ende gewonnen hat, nämlich Viktor Bosoni, der hat es gerade so noch auf die Fähre geschafft. Du warst sozusagen zuerst da und der hat dann noch deine Fähre sozusagen mitgeschafft. Also ihr habt euch beide dort getroffen dann am Ende. Genau, ja, das war eine besondere Begegnung dann. Genau, also ich habe den Viktor einmal ganz kurz im Rennen vorher gesehen, kurz vor Sestria. Der Viktor hat eine sehr interessante Rennstrategie oder sehr beeindruckende Rennstrategie. Sie ist extrem jung, 23 Jahre, fährt wie vom Teufel geritten, wie besessen, fährt tagsüber unglaublich schnell, schläft dafür ein bisschen länger. Wir haben im Nachhinein nach dem Rennen eine Ferienwohnung gehabt und da haben wir ein paar andere Radler aufgenommen, unter anderem den Manu Rodatz, der auch Vierter geworden ist und den Jocelyn Ross. Und wir haben immer danach noch gescherzt, dass das die New School ist. Also der Ultra-Radsport, der verändert sich vielleicht jetzt in den nächsten Jahren durch solche Jungs wie den Viktor. Denn vor 15, 20 Jahren hat der Christoph Strasser den Ultrasport revolutioniert, indem er als erster angefangen hat, konsequent zu trainieren und das wirklich groß und professionell aufzuziehen, damals noch im Supported-Bereich. Und wer weiß, was jetzt die nächsten Jahre tun wird, vor allem im Unsupported-Bereich. Die Konkurrenz ist so groß, es drängen so viele junge talentierte Sportler nach. Durchs Dot-Watchen ist es natürlich auch einfach viel zugänglicher geworden und viel interessanter von außen. Dazu kommen vielleicht noch die Instagram-Stories und die Möglichkeiten, das medial zu begleiten. Und der Viktor ist an dem Tag, ich weiß noch genau, von Samstag auf Sonntag, als ich eben die Nacht durchgefahren bin und auf den Tracker geschaut habe, ich war dort führender und bin, ich glaube, in der Nähe von Aquila, mitten durch die Nacht einen Pass hochgefahren und habe natürlich die Punkte auch verfolgt, die mich gejagt haben und habe mir ausgerechnet, ja, ich bin schon knapp dran. Wenn ich jetzt voll durchziehe, kann ich die Fähre noch erreichen. Aber ich habe mir gedacht, die Jungs hinter mir, die werden es sehr schwer haben. Und der Viktor ist immer näher gekommen, schon in der Nacht. Ich habe es nicht gepackt, wie schnell er fährt, weil ich war am Anschlag. Und er war einfach schneller. Er hat aufgeholt. Und dann sehe ich auf einmal, dass sein Dot sich nicht mehr bewegt. Er hat sich schlafen gelegt. Dann stand sein Punkt, glaube ich, für, ich weiß nicht genau, anderthalb, zwei Stunden. Letztendlich habe ich gehört, er hat circa eine Stunde geschlafen, aber mit dem Hotel rein, ins Hotel rein und wieder aufstehen, Sachen zusammenklauen, so vergeht natürlich ein bisschen mehr Zeit. Und ich hatte hinten raus zwar noch einige sehr schwere Momente, habe da einiges an Zeit verloren, habe auch nochmal ein Powernap machen müssen, aber er hat unglaublich Zeit auf mich gut gemacht, obwohl er sogar noch die Schlafpause gemacht hat. Und circa sieben, acht Stunden, bevor wir dann nach Bari reingekommen sind, habe ich gesehen, die Lücke wird immer kleiner. Und ich mag natürlich nicht der Dumme sein, der den Vorsprung hat vor dem Rest des Feldes und dann mental gebrochen ist und es nicht zur Fähre schafft und werde überholt vom Viktor, der dazu noch… Der Viktor, ich schätze mal, 60 Kilo wiegt. Ich bin eher so Kategorie 80 Kilo. Im Flachen sollte ich eigentlich Vorteil haben, könnte man meinen. Aber der Junge kann andrücken. Wahnsinn. Und so wurde ich dann natürlich auch immer motivierter, da noch reinzutreten. Aber der eigentliche Knackpunkt war, bin mir hundertprozentig sicher, also ich war mental gebrochen auf dem Weg zur Fähre. Zehn Stunden vorher ich wusste, ich muss noch ungefähr einen 30er Schnitt fahren. Der Wind ist nicht unbedingt ideal. Später hat er dann zwar gedreht, aber am Anfang war es sehr viel Gegenwind und Seitenwind. Ich wollte nicht mehr. Ich habe meine Freundin voll geheult am Telefon. Ich habe gesagt, ich will das nicht mehr. Ich sehe keinen Sinn da drin. Ich weiß nicht, warum ich überhaupt Rad fahre. Warum tue ich das? Und dann hat sie gesagt: \“Martin, wenn du es nicht für dich machst, dann machst du es für alle, die daheim hocken, alle fünf Sekunden auf Refresh drücken und so sehr hoffen, dass du diese Fähre erwischst.\“ Und ja, hatte ich kurz ein bisschen Pipi in den Augen und dann gab es kein Ausreden mehr. Ich muss wirklich persönlich auch zugeben, ich kann mich an keine Situation erinnern, bei einem Transcontinental Race, wo ich so gebannt auch vor diesem Dot-Watching-Terminal saß und immer wieder aktualisiert habe und mich gefragt habe, schaffen die das noch? Ah ja, Martin schafft es sehr wahrscheinlich. Viktor, der kann das noch schaffen. Der kann das wirklich noch schaffen. Und er ist ja dann von Stunde zu Stunde, dann gab es irgendwie ganz am Ende auch noch ein bisschen Rückenwind und so am Anfang. Aber das war schon wirklich krass und spannend. Und ich habe das verfolgt, auch bei Mastodon und dem Feli Verse. Da waren so viele Leute, die irgendwie parallel gesagt haben: \“Nee, das schaffen die nicht mehr. Nee, das schaffen die heute nicht mehr auf die Fähre.\“ Und so. Und andere wieder: \“Ja, doch, auf jeden Fall.\“ Da waren schon wirklich viele, viele Leute sehr, sehr involviert und haben das irgendwie verfolgt. Aber ich finde das sehr, sehr spannend, wie du das beschreibst. Es war für dich schon auch so ein Über-die-Grenze-gehen. Definitiv. Es war ein sehr heißer Tag auch. Ich bin zwar kein Bergfahrer, aber ich liebe die Berge. Ich fahre am liebsten in den Bergen, allein weil bei jedem Anstieg man genießt die Aussicht. Der Sitzwinkel ist ein bisschen anders. Man kann in den Wiegertritt gehen. Das Radeln ist abwechslungsreicher. Man kriegt die Belohnung oben am Gipfel oder am Pass die Abfahrt im Anschluss. Also das sind für mich die Highlights im Radeln. Und dort unten in der Ebene in Apulien ging es nur schnurstracks geradeaus auf dem Seitenstreifen von der viel befahrenen Straße. Also das hat einfach gar keinen Spaß mehr gemacht. Und es war brennheiß. Ich bin eher ein sehr heller Hauttyp. Ich habe mich fünfmal täglich mit einer 50er Creme eingecremt. Trotzdem fühlte sich meine Haut aufgeplatzt an, Sonnenstich bekommen. Dann ging es die letzten drei, vier Stunden. Ich schaue auf meinen Radcomputer, auf meinen Wahoo und fahre in die erste Vorstadt rein von Bari. Ich dachte, es wäre eine Vorstadt. Man hat ja so das Gefühl, wenn man in die erste Vorstadt kommt: \“Ah ja, jetzt ist es bald vorbei, jetzt kommt das Vorstadtgeplänkel.\“ Dann fährt man noch ein bisschen durch und in einer halben Stunde ist man da. Und dann schaue ich auf meinen Wahoo und da steht 70 Kilometer. Und ich denke mir, das kann nicht sein. Ich kann jetzt nicht noch 70 Kilometer von Bari entfernt sein. Hier ist doch schon die Stadt. Und so ging es dann aber weiter. Es war eine Stadt nach der anderen. Und die Seitenstreifen wurden schmaler. Der Verkehr wurde verrückter, wurde wilder. Sonntagabend, die Menschen feiern überall. Ich meine, das blühende Leben, eigentlich ein Genuss. Aber für mich halt nicht, weil ich musste durch so schnell wie möglich. Kopfsteinpflaster, Fußgängerzone. Ich bin da geweloblitzt. Und ich habe eigentlich gedacht, das ist eigentlich nur noch gefährlich, was ich da mache. Aber ich war so im Tunnel, ich war so auf die Mission konzentriert, dass ich alles andere hinten natürlich angestellt habe. Und so war es dann auch, dass ich bei der Fähre angekommen bin. Man musste die Tickets persönlich abholen, obwohl man sie online hat vorher buchen können. Ich bin dann am Schalter angekommen, ich glaube, es war 10 Minuten vor 11. Und ich habe gehört, offiziell konnte man sie bis ca. 11 Uhr abholen. Ich habe auch mit 11 Uhr geplant, aber ich war mir nie sicher, ob sie noch aufhaben. Weil auf dem Ticket selber, was man gebucht hat online, stand, man solle sich doch bitte 2-3 Stunden vorher einfinden. Das heißt, es war eh schon ein Gamble. Und ich komme an an diesem Schalter und habe mein Ticket noch abholen können. Habe danach noch versucht, mir irgendwas zu essen aufzutreiben im Hafen und fahre dann zum Schiff. Das war dann nochmal so eine im Hafen, eine Straße von 2-3 Kilometern. Da kommt mir der Viktor entgegen. Ich glaube, er ist dann 20-30 Minuten nach mir angekommen. Und bei ihm haben sie wohl schon den einen Schalter gerade geschlossen. Und die Frau hat gesagt: \“Ja, sorry, du bist zu spät.\“ Und daneben saß aber ihr Kollege. Und der sagte: \“Komm, ich mache dich noch so ungefähr.\“ Und sagte: \“Pass ab, oder so.\“ Also ich war nicht dabei, aber das wurde mir erzählt. Hat er gerade noch so sein Ticket bekommen. Also absolut verdient, weil er mich da getrieben hat, gejagt hat. Sonst wäre ich vielleicht auch nicht so schnell hingekommen. Und ja, er war einfach der stärkste Fahrer. Und natürlich hätte ich mich auch gefreut, wenn ich da allein auf der Fähre gewesen wäre. Das wäre ja praktisch gleichbedeutend mit… Naja, vielleicht wäre es der Sieg gewesen. Eine sehr, sehr hohe Chance auf jeden Fall. Genau, aber er hat das absolut verdient. Ich hätte ihm gerne noch ein Duell geboten auf dem Balkan. Aber er hat das deutlich besser weggesteckt als ich. Auf dem Balkan kommen wir noch zu sprechen. Aber wusstest du dann auf der Fähre eigentlich schon, und ich höre es so ein bisschen raus, das war es, dass ich da ziemlich sicher Zweiter werden würde, wenn ich es nicht komplett verbocke, war mir schon bewusst. Und aber auch, dass du nicht Erster werden kannst. Also dadurch, dass der Viktor… Also ich bin ja schon einige Ultra-Rennen vorher gefahren. Und ich habe noch kein… Also ich habe noch nicht wirklich was gewonnen. Einmal im Pair zusammen mit einem guten Freund, dem Bernhard. Aber abgesehen davon hat irgendwas nicht gepasst. Ich habe entweder zu lange geschlafen oder ich habe den Start verbockt. Aber ich wusste immer in den meisten Rennen, dass wenn ich fahre, dass es nicht zu viele Höhenmeter waren, dass ich eigentlich, wenn ich fahre, entweder der Schnellste oder zumindest einer der Schnellsten bin auf der Straße. Dass ich nur es schaffen muss, den Schlaf… zu reduzieren. Und das ist natürlich, mit diesem Wissen kann man natürlich sehr selbstbewusst in so ein Rennen gehen, weil man ziemlich einen Hebel hat. Und diesen Hebel hat mir der Viktor genommen. Denn im ganzen Rennen gab es niemanden, der so stark war wie der Viktor. Und sobald er eben seine Nacht mal ein bisschen reduziert hat, in erster Linie braucht man den Schlaf bei solchen Rennen ja für den Kopf. Der Körper hält viel, viel, viel mehr aus, als man sich zutraut. In erster Linie braucht man den Schlaf für den Kopf und dafür, dass man sane bleibt, dass man bei Sinnen bleibt. Und in dem Gewissen, dass der Viktor eigentlich jederzeit zwei Stunden kürzer schlafen kann und mir einfach fünf Kilometer pro Stunde davon fährt, war ich schon sehr geknickt zu dem Zeitpunkt, auf jeden Fall. Und dementsprechend habe ich dann schon ein bisschen zu knabbern gebraucht. Außerdem war ich physisch wirklich auf der Fähre am Ende. Ich stand vor dem Fahrstuhl und habe ein Plakat, das dort hing. Das war wie eine optische Illusion. Alles hat sich bewegt. Ich habe meine Vision nicht scharfstellen können. Ich habe gemerkt, dass ich sowas von drüber bin. Und der Viktor war lachend und freudig, dass er einfach die Fähre erwischt hat. Und er hat sich natürlich auch besser erholt. Ich würde gerne noch mal ein bisschen tatsächlich auf das, was du gerade angesprochen hast, auf diesen Schlaf und die Schlafreduktionen zurückkommen. Denn für alle, die sich vielleicht nicht so sehr mit Ultrasighting beschäftigen, es ist ja tatsächlich so, dass man die gute Balance finden muss zwischen: Ich fahre so viel es geht und ich schlafe aber auch. Und du hast vorhin schon gesagt, Snoozen ist auch so eine Herausforderung. Was ist da für dich so dein Geheimrezept? Ja, also bis zum TCA habe ich das eben nie so richtig in den Griff bekommen. Ich bin eben sehr undiszipliniert, was Schlafen und vor allem Aufstehen angeht. Generell bei so einem Ultrarennen ist es so, dass die Abläufe im Laufe des Rennens natürlich langsamer werden. Also die Handgriffe, wo stecke ich mein Kabel an, wo ist die Waschmaschine? Das ist eben ein Luxusproblem, dass ich meine Wäsche wasche. Wo sind meine Karbst? Also die ganzen Handgriffe nach dem Radeln, also vor dem Schlafen gehen und nach dem Schlafen gehen, die dauern natürlich im Laufe des Rennens ein bisschen länger. Habe ich aber ein bisschen mehr Zeit eingeplant, das ist okay. Aber wo ich mir einfach sehr schwer mit tue, ist morgens diszipliniert aufzustehen. Im Alltag wie aber auch in so einem Rennen. Und in dem Rennen habe ich es bis Bari, also die erste Woche, habe ich es wirklich für meine Verhältnisse sehr gut hinbekommen. Ich habe es also geschafft, nicht länger liegen zu bleiben. Lag auch daran, dass ich natürlich auf einer Welle geritten bin. Also es war für mich unglaublich motivierend, dass ich nach dem ersten Tag schon völlig unerwartet auf Platz zwei gefahren bin. Und morgens, als ich auf den Tracker geschaut habe, habe ich gesehen: Hey, die anderen schlafen noch. Wenn ich jetzt losfahre, bin ich erster oder zumindest noch zweiter und habe eigentlich nicht so viel verloren, wie ich gedacht habe. Ich habe halt regelmäßig meine drei Stunden geschlafen und war da sehr überrascht und natürlich dann auch motiviert, als ich auf den Tracker geschaut habe. Und da ist jetzt einfach alles zusammengekommen. Aber so ein richtiges Geheimrezept kann ich da nicht wirklich erzählen. Da bin ich, glaube ich, der Falsche. Von der Jana zum Beispiel ist ja überliefert, dass sie sich sehr strikt vorher schon überlegt hat, wo übernachtet sie, wie viel schläft sie, wann fährt sie weiter und so. Also dass sie sich das im Prinzip im Vorfeld schon sehr genau überlegt hat. Das klingt bei dir nicht ganz so, sondern du hast auch so ein bisschen spontan entschieden. Definitiv. Also ich glaube, die Jana ist da absoluter Vollprofi. Die hat das über Jahre hinweg ja immer wieder bewiesen. Ich habe mich auch viel mit ihr unterhalten, hatte auch auf der Fähre dann die perfekte Strategie. Sie ist bereits viel früher als alle anderen eingecheckt und konnte dementsprechend schon vorher schlafen, ist dann wieder aufgewacht, hat ein bisschen was gefuttert und hat dann nochmal die nächste Schlafeinheit eingeläutet, sozusagen. Das war bei mir leider nicht mehr möglich, weil ich einfach so hinüber war. Dann spulen wir mal noch ein bisschen zurück. Also es muss ja diesen einen Tag gegeben haben, wo du entschieden hast: Ich fahre jetzt dieses Rennen, ich fahre diese knapp 5000 Kilometer. Was war das Ausschlaggebende? Wann hast du gesagt: Ich mache das jetzt? Ich bin letztes Jahr das Three Peaks gefahren. Das geht jedes Jahr in Wien los. Da ich in Wien lebe, war das irgendwie so natürlich ein Traumziel. Ab dem Moment, wo ich gemerkt habe: Hey, mir taugen diese langen Rennen. Dann ging es von Wien nach Nizza, über einige Umwege natürlich, über viele Berge, wunderschöne Alpenpässe dabei, Vogesen und vorher quer durch Österreich. Da ging es mir ganz am Anfang nicht gut. Da hatte ich ein bisschen Magenprobleme. Da musste ich am ersten Tag sehr langsam machen oder in der ersten Nacht vor allem. Ab dem zweiten Tag ging es mir besser und habe nach und nach Leute aufgeholt. Hinten raus hatte ich die schönsten Momente überhaupt. Ich habe letztens mit Robert Müller geschrieben und er sagte, er ist beeindruckt davon, wie emotional bei mir diese Rennen immer sind und wie emotionsgetrieben ich auch Rad fahre. Ich habe solche Hochs während dieser Rennen manchmal, leider nicht immer. Das kann ich mit so einem Runner\’s High, also das ist ein Witz dagegen für mich zumindest. Da habe ich das Gefühl, ich bin auf einem Trip und das macht natürlich irgendwie ein bisschen süchtig. Da habe ich auch ein bisschen Angst vor, dass ich irgendwann diesem Gefühl nachjage und das vielleicht nicht mehr in dem Maße sein wird. Beim Street X habe ich auf einem absoluten High gefinisht. Da war der Schlussparcours circa 400 Kilometer lang, 10.000 Höhenmeter. Das ging nur rauf und runter durch die französischen Rhonealpen bis in die Maritimenalpen nach Nizza hinunter ans Meer. Ich habe in einem wahnsinnigen Schluss-Sprint noch auf den drittplatzierten aufgeholt, den Lukas Neubeck. Wir sind dann zusammen ins Ziel gefahren. Das war für mich schon ein absolutes High. Dann dachte ich mir: Wenn ich jetzt so gut finishen kann nach fünf, sechs Tagen, vielleicht gibt es da noch was, was länger dauert, was noch mehr meinen Fähigkeiten entspricht, wo ich das vielleicht noch mehr ausleben kann. Ja, und dann überlegt man sich: Ach, da fahre ich einfach mal elf Tage lang und jeden Tag mehr als 450 Kilometer. Das ist doch irre. Naja, das war dann einfach der nächste Schritt. Sobald die Strecke rausgekommen ist und feststand, dass es eine Fähre mit im Plan ist, war für mich klar: Das ist perfekt, das ist auf mich zugeschnitten, ich muss das fahren. Ich bin super happy drum. Das war bisher das größte sportliche Ereignis meines Lebens. Ich habe mich ziemlich ins Ziel geschleppt, weil ich ziemlich viele Muskelprobleme am Ende bekommen habe. Vor einer Woche hätte ich noch gesagt: Nie wieder. Mittlerweile freue ich mich schon auf weitere Abenteuer. Mal schauen, was kommt. Für die, die sich vielleicht auch doch nicht so gut auskennen mit der ganzen Materie, das ist ja auch in der Vorbereitung echt ein ziemlich aufwendiges Ding. Also da geht es nicht nur darum, die Strecke zu planen, sondern da braucht man auch irgendwie formal ja für den Rennveranstalter, Versicherung etc. An was muss man denn da alles denken? Ja, da war ich dann auch ein bisschen überrascht. Also das Transcontinental Race ist nicht zu Unrecht das größte Ultraradrennen der Welt. Es ist auch in der Vorbereitung das größte Ultraradrennen, zumindest das, was ich mitgemacht habe. Ich glaube, es gibt noch einige Mountainbike- und Offtrack-Rennen. Zum Beispiel läuft jetzt gerade das Hillcrest Mountain Race. Da gibt es natürlich eine ganz andere Art der Vorbereitung, weil man viel mehr remote unterwegs ist und ganz andere Sachen beachten muss. Aber beim TCR, Transcontinental Race, ist es natürlich im Vorhinein auch Teil der Aufgabe. Ich habe mich echt gefühlt wie in einem Assessment Center, als ich mich im Dezember beworben habe. Man muss zig Fragebögen ausfüllen, über die Viennakarte lesen, was muss man Equipment mitnehmen. Wir müssten sogar eine Klingel mitnehmen, weil das laut italienischer Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben ist. Lauter so Kleinigkeiten, wo man bisher eigentlich ziemlich verschont geblieben ist. Und es ist einfach ein relativ großer Aufwand, sich im Vorhinein zu bewerben. Aber das ist alles natürlich ein Witz gegenüber der Streckenplanung und vor allen Dingen, man muss ja ehrlich sagen, das Rennen selber ist wie bei vielen Sportereignissen eigentlich nur die absolute Belohnung von dem Ganzen, was man im Vorhinein macht. Und da ist vor allen Dingen natürlich das Training, die mentale Vorbereitung und in dem Fall auch die Routenplanung mit eingeschlossen. Ich fand es immer ganz interessant. Ich habe mir schon einige Vorträge von Christoph Strasser angehört. Der tourt ja auch durch Österreich und Deutschland und ist ein großes Vorbild. Und er betont auch immer wieder, dass man natürlich in solchen Rennen viele Hochs und Tiefs durchmacht und mentale Stärke beweist, Resilienz. Aber eigentlich ist das Rennen eine Belohnung von dem ganzen harten Training. Einem harten Training, was man alleine daheim auf der Rolle macht oder an regnerischen Tagen oder wo man den Schweinehund überwunden hat, weil man alleine wieder irgendwie acht Stunden durch die Prärie reitet. Und insofern kann man eigentlich im Rennen, auch wenn man da harte Momente durchmacht, ist das eigentlich, wenn man sich dann vor allem gegenwärtigt, dass das die Belohnung ist dessen, worauf man so lange hingefiebert hat und dass man keine großen physischen Beschwerden hat, über die man nicht hinwegkommt, dann ist es natürlich auch möglich, auf so einer Welle zu reiten, wie das teilweise jetzt die ersten Tage bei mir war, zumindest. Muss ja so gewesen sein. Ist das schon der Haupttrick, den Fokus zu verschieben und zu sagen: Ja, das Rennen ist ja eigentlich eine Belohnung, wenn ich jetzt hier die elf Tage im Sattel sitze. Also hast du auch aktiv noch mehr mentale Vorbereitung gemacht? Wie muss ich mir das vorstellen? Also ich habe das große Glück, dass es jetzt mein erstes TCR war und dass natürlich meine kleine Bubble, meine Freunde, meine Familie völlig ausgerastet sind, als sie gesehen haben, dass ich da auf einmal ganz weit vorne mitspiele. Und das hat mich wiederum motiviert, weil ich natürlich ganz viele Nachrichten bekommen habe, extrem stolze Nachrichten, extrem motivierende Nachrichten. Und ich weiß nicht, ob man das so wiederholen kann, weil falls ich so etwas wiederfahren würde, würden natürlich auch die Ansprüche an mich selber steigen. Und das war, glaube ich, schon der entscheidende Punkt. Also ich bin da definitiv sehr emotionsgeritten während des Rennens. Aber man kann natürlich auch nur das dann abrufen, auch per positiven Emotionen, was man sich sozusagen vorher trainiert hat. Und es gibt ja viele Psychologen, die sich auch darauf konzentrieren. Und viele Spitzensportler, Olympioniken, bereiten sich ganz bewusst darauf vor, wie sie mit gewissen Situationen umgehen, visualisieren die Situation. Da könnte ich bestimmt auch noch viel machen. Aber ich glaube, dass die Tiefs dann teilweise so tief sind, ich weiß gar nicht, ob ich das abdrehen will. Ich habe das Gefühl, dass wenn die Tiefs richtig tief sind und man nicht scratcht, also nicht aufgibt, dann motiviert mich das umgekehrt, wenn es dann wieder bergauf geht, umso mehr. Und dann setzt das Energien frei, die sonst nicht ansatzweise möglich wären. Und deswegen brauche ich, glaube ich, diese Tiefs und die harten Phasen. Der Ritt nach Bari, das war meine härteste Radfahrt des Lebens. Aber als ich dann durch den Balkan gefahren bin, später Bulgarien, habe ich wieder Hochs erlebt. Und die wären nicht möglich gewesen, wenn ich vorher nicht so gelitten hätte. Dann sprechen wir doch über die Tiefs. Ich hatte so ein bisschen das Gefühl, dass nach der Fähre war auch nochmal ein Tief, oder? Oder war das gleich super duper? Nee. Also ich habe sportlich nicht das abrufen können, was ich vorher abrufen haben können. Ich habe die Tage vor der Fähre, bin ich im Schnitt knapp 500 Kilometer pro Tag gefahren. Also eine Woche, ich glaube bis Bari waren es circa 3500 Kilometer. Hätte mir das jemand vor ein paar Wochen gesagt, dass ich pro Tag 500 Kilometer fahre, hätte ich nie geglaubt. Und dann nach der Fähre wurde es von der Straße ein bisschen ruppiger und der Parcours war so eine Stichstraße. Da ist man jetzt vielleicht nicht ganz so schnell gewesen wie auf den guten Straßen Frankreichs oder Spaniens im Vorhinein. Da habe ich natürlich auch ein bisschen Zeit verloren. Und die Fähre ist erst ein bisschen verspätet angekommen. Ich glaube, ich bin morgens dann um halb zehn, zehn losgefahren. Das heißt, natürlich fehlen dann da schon auch ein paar Stunden. Aber ich habe dann tatsächlich am Tag nach der Fähre nur 200 Kilometer gefahren. Das ist im Vergleich zu vorher natürlich sehr wenig. Für die allermeisten die zuhören, trotzdem total Wahnsinn. Aber egal. Ja, natürlich. Also wenn ich jetzt sage, ich müsste jetzt eine 200 Kilometer Tour fahren, dann denke ich mir auch: Gott, das ist ja der ganze Tag. Das ist ja, ne, mag ich nicht. Aber im Rennen verschieben sich natürlich die Verhältnisse. Also ich möchte jetzt gar nicht überheblich klingen oder so. Es ist jetzt alles nur Rennbezug. Und da hatte ich dann auch noch ein paar Platten. Und da habe ich, da war für mich vom Kopf her, ich glaube, es war eher ein Problem vom Kopf, dass ich da so ein bisschen den Rennfokus verloren hatte, weil ich eben wusste, das, was ich jetzt erreicht habe, das ist schon Wahnsinn. Gleichzeitig wusste ich, der Viktor, den kann ich jetzt nicht knacken. Ja, vielleicht wäre ich da frischer gewesen im Kopf, vielleicht wäre ich dann eher bereit gewesen, noch zu racen. Deswegen habe ich da bewusst auch ein bisschen rausgenommen. Zu dem Zeitpunkt habe ich gedacht, das ist jetzt schlau, dass ich mich ein bisschen erhole, recover und auch ein bisschen mehr Zeit nehme in den Pausen. Dafür ein paar weniger Kilometer mache. Und der Plan wäre dann gewesen, dass ich am zweiten Tag wieder bewusst Gas gebe und dann wieder mehr Kilometer mache, um nicht ganz langweilig dahin zu krepieren. Dann kamen noch ein paar Platten dazu. Und vor allem, das war dann auch ein bisschen schwierig, weil ich dann auch nicht mehr so viel Zeit hatte, wie ich es jetzt habe. Aber unterm Strich, so viel Zeit haben die jetzt auch nicht gekostet. Und das passiert den anderen Radfahrern ja auch. Also es gab einige, die hatten, glaube ich, innerhalb von 60 Kilometern 11 bis 12 Platten. Also da habe ich eigentlich noch mega Glück gehabt. Ja, so habe ich dann die ersten zwei Tage tatsächlich wirklich gebraucht, um wieder ein bisschen in den Tritt zu kommen. Habe dann am Ende des zweiten Tages noch in Serbien übernachtet, an einem wahrscheinlich wunderschönen Bergsee. Ich habe nicht viel gesehen. Bin nachts angekommen, nachts wieder losgefahren. Aber am dritten Tag gut, da haben dann die Jungs von hinten, die fünf Rund und Christoph Strasser, schon richtig Druck gemacht. Da war mein Fokus dann auch wieder da. Also vielleicht brauchte ich auch einfach den Druck. Ja, vielleicht. Da habe ich dann auch Glück gehabt, weil ich echt eine super Route hatte. Die war ein bisschen kürzer als die von Viktor, David und Christoph. Die sind nördlich der Donau gefahren. Ich bin direkt nach Bulgarien und südlich der Donau, ein bisschen bergiger, dafür kürzer. Und ich hatte Glück. Ich habe vorher, als ich mir die Route angeschaut habe, per Satellitenbilder und so, natürlich nur punktuell, waren ein paar Schotterpassagen dabei. Und diese Schotterpassagen gab es alle nicht mehr. Es war frisch asphaltiert, komplett neu gemachte Straßen, super abschüssig. Also leicht abschüssig, so dass man richtig draufdrücken konnte. Und ja, da bin ich dahin geflogen und auf einmal habe ich gesehen, dass ich eigentlich doch wieder einen ganz guten Abstand habe nach hinten und dass der Viktor jetzt gar nicht mehr so ewig weit weg ist. Ich war schon überrascht. Ja, ich muss auch sagen, ich teile diesen Eindruck. Ich hatte dann so nach den ersten ein, zwei Tagen da im Balkan bei dir auch so das Gefühl: Okay, nee, das wird gar nichts mehr. Und dann aber auf einmal, du hast die Route angesprochen, fährt Viktor da so nördlich und die anderen eben auch. Du aber südlich. Du hast es gerade ganz gut beschrieben. Und Viktor kommt da nicht so richtig rüber, muss aber rüber in den Süden zum Schlussparcours. Da dachte ich auch: Jetzt gibt es nochmal so ein zweites Race to the Ferry. War ja dann auch so ein bisschen so. Da wurde es dann fast nochmal knapp. Also du hast im anderen Podcast, glaube ich, gesagt, du hattest das Gefühl, der Viktor will vielleicht mit dir spielen, aber wollte er ja gar nicht. Aber da war auf einmal nochmal so ein Window of Opportunity, würde man neudeutsch sagen. Ja, nein, ich glaube natürlich nicht, dass er mit mir spielen wollte. Aber es hat sich ein Gedanke war, dass ich mir nicht sicher war, wo er da langfährt. Ich hatte diese Route, die die dann gefahren sind, auch mal kurz geplant, aber eigentlich nicht ernsthaft überlegt, weil der Umweg einfach groß war und eben ein Risiko bestand. Es gab da so eine, es ist jetzt schwierig in wenige Worte zu fassen, es gab eine knifflige Brücke, die im Vorfeld bei vielen U-Touren, gibt es eine WhatsApp-Gruppe im Vorfeld, wo halt viel kommuniziert wird, wo die Teilnehmer sich austauschen können. Beim TCR gibt es keine WhatsApp-Gruppe, da gibt es einen Discord-Server mit ich weiß es nicht, 15 Untergruppen zur Regeldiskussion, zu Equipment und so weiter. Also es ist riesig. Und da wurde sich im Vorfeld bereits ausgetauscht über diese Brücke bei Rousseau, die Friedensbrücke. Und viele hatten mit dieser Brücke, ob ich da nicht drüberfahre. Es war eine sehr heiße Diskussion und der Veranstalter hat gesagt, er kann nicht garantieren, dass diese Brücke safe ist. Es gibt nämlich vom Rennveranstalter ein ganz fixes Regelbuch oder eine Google Maps-Karte zusätzlich zu dem Regelbuch mit ganz vielen sogenannten Banned Roads, also Straßen, die wir als normaler Radfahrer, wenn man Bikepacking geht, fahren würde, vielleicht nicht so schön sind, aber die man fahren würde, die aber aus Sicherheitsgründen gesperrt sind für das Rennen. Zusätzlich hat er auf dem Balkan generell alle I- und A-Roads gesperrt. Also bei uns in Deutschland und Österreich sind das vor allen Dingen Autobahnen, die ja so eine europäische I-Nummer haben. Das sind aber im Balkan häufig auch einfach Schnellstraßen oder bessere Landstraßen, wo aber viel Verkehr drübergeht. Und die wurden aus Sicherheitsgründen rausgenommen. Und das macht das Routenplan teilweise sehr kompliziert, weil man nie definitiv weiß, ob man jetzt wirklich die schnellste Route hat, weil man das in keine Software so einfach eingehen kann. Also man muss wirklich sehr viel Planungsarbeit investieren. Und diese Brücke war eine E-Road, das heißt, über die Straße hätte man nicht fahren dürfen. Man konnte aber, man hat diversen Videos gesehen von Motorradfahrern, dass es einen Fußgängerweg gibt, den man als Fahrradfahrer natürlich auch nehmen könnte und dann eventuell schiebt. Der Veranstalter hat aber gesagt, er weiß nicht, ob dieser Fußgängerweg wirklich safe ist und hat dann vor Ort, als er vor Ort war, diesen Fußgängerweg auch gescoutet und angeschaut und eindeutig gefunden, dass der absolut unsafe ist. Der war komplett baufällig, da waren teilweise nur noch Metallstäbe und gar kein Beton mehr, gar kein Bodenbelag mehr. Und der stechende Punkt war wohl, dass laut Reglement diese Fußgängerwege, wenn man sie nutzt, immer baulich getrennt sein müssen von der Schnellstraße. Und das war dieser Fußgängerweg nicht durchgehend. Und so hat der Veranstalter diese Brücke dann in Augenschein genommen und gleichzeitig ist der Viktor angekommen im Prinzip und dann haben sie dem Viktor gesagt: Hey, du darfst da nicht rüber, die Brücke ist unsafe, wir sperren sie komplett fürs Rennen und haben das dann auch für alle kommuniziert. Aber Viktor war natürlich der erste Leidtragende sozusagen. Er hatte damals Stunden vor mir Vorsprung, ich weiß es nicht genau, aber er war eigentlich safe durch. Und dann hat der Veranstalter ihm gesagt: Hey, du darfst da nicht rüberfahren. Und dann wurde es auch spannend, weil dann musste er die nächste Fähre nehmen. Und die nächste Fähre war mehrere Stunden Richtung Osten, ungefähr auf Höhe des Schlussparcours, wo der Schluss der Finishparcours losging. Und die Fähren fahren nur tagsüber. Das heißt, er ist dann zwar hingefahren, zu der Fähre, ist aber nicht rechtzeitig angekommen. Gleichzeitig war ich zwar viele, viele Kilometer südwestlich, aber ich war halt südlich der Donau schon. Das hat in dem Moment bedeutet, dass wenn ich die Nacht durchgefahren wäre, ich potenziell anderthalb, zwei Stunden vor ihm in den Schlussparcours hätte fahren können. Und das wäre natürlich ein gehöriger Vorsprung gewesen, den selbst ein sehr, sehr müder Martin vielleicht hätte verwalten können. Aber du konntest nicht. Ich konnte leider nicht. Bei mir sind natürlich wieder, habe ich natürlich Nachrichten bekommen von meiner Freundin: Martin, du hast doch immer wieder die Chance. Wahnsinn, dramatische Wendung, dies, das. Und ich selber, ich war vom Kopf da. Der Tag lief super. Ich habe mit der Streckenabkürzung mir ging es richtig gut. Ich habe draufdrücken können. Ich hatte wieder richtig Gusto am Radeln und ich wollte das Duell natürlich auch annehmen. Gleichzeitig habe ich irgendwie im Gefühl gehabt: Hey, das ist ja irgendwie auch falsch. Der Viktor hat das absolut verdient. Der ist ein wahnsinns Rennen gefahren. Ich will jetzt auch keinen Geschenkensieg, falls ich es überhaupt hätte gewinnen können. Und war ein bisschen im Zwiespalt. Aber ich habe gesagt: Wenn es dieses Duell noch mal geben kann, dieses, ich hätte nie mehr damit gerechnet, dann nehme ich das natürlich an. Dann fahre ich. Aber leider hat eine Stunde, anderthalb davor schon bereits angefangen, mein Oberschenkel unglaublich zu schmerzen. Nicht wie sonst so ein leichter Muskelschmerz. Denn meine Sattelstütze ist wiederholt leicht abgerutscht. Und die Klemme hat einfach nicht mehr richtig gehalten. Und ich habe so eine kleine Torxschraube drin. Ich habe immer wieder versucht, sie zu fixieren und sie in Position zu bringen. Das geht aber mit dem Multitool nur bedingt. Häufig habe ich festgestellt. Und irgendwann habe ich diese Schraube einfach durchgenudelt. Und das heißt, ich saß einfach zu tief am Rad. Immer wieder. Ich habe dann ich glaube in Zillistra, also im Schlussparcours am nächsten Tag am Start des Schlussparcours endlich einen Radländer gefunden, der mir gescheitert anziehen können. Aber da war es schon zu spät, denn meine Oberschenkel, ich habe jetzt immer noch Probleme. Ich kann keine Treppen runtergehen. Ich habe jetzt einen Ultraschalltermin die nächsten Tage. Ich befürchte, dass ich da irgendwie, ich hoffe, dass es nur eine Muskelfasergeschichte ist und ich einfach vielleicht ein bisschen wehleidig bin. Aber ich befürchte, dass es irgendwie was Gröberes ist, Muskelbündelgeschichte. Ich bin kein Arzt, das werdet ihr jetzt sehen. Auf jeden Fall ich habe es physisch nicht mehr gepackt, reinzudrehen. Ich bin nur noch mit dem einen Bein gefahren. Und das fing an dem Abend an. Und ich hätte das Duell so gern eingenommen, konnte aber nicht und habe mir dann ein Hotel genommen. Und am nächsten Morgen habe ich mich zum Schlussparcours gekrebst. Die ersten ein, zwei Stunden ging es noch und dann ging es wieder los mit den Schmerzen, sodass ich die letzten Stunden unglaublich langsam geworden bin und mich wirklich nur ins Ziel geschleppt habe. Und ja, ich bin super happy, dass ich es durchstanden habe, dass ich da irgendwie das noch habe retten können, den zweiten Platz. Der Herr Viktor hat das mehr als verdient. Und ja, alles Physische wird vergehen. Und ich habe auf dem Hoch gefinisht, wenn man die Beinschmerzen, die Oberschenkelschmerzen außen vor lässt. Ja, und das muss man wirklich sagen. Ich meine, du hast wirklich, also wenn man mal auf Wenn man deine Daten anschaut, das ist wirklich schon irre. Du hast eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 19,15 km pro Stunde und eine Bewegungsgeschwindigkeit von 24,32 km/h. Da war wirklich nur Victor schneller, ein ganzes Stück. Du bist 5.051 km gefahren. Da hat Victor ein bisschen weniger Kilometer gebraucht insgesamt. Ja, da muss ich kurz sagen, ich glaube, diese Daten sind leider nicht korrekt, weil der Tracker hat bei mir in der zweiten Nacht zum Beispiel weitergelaufen. Da habe ich dann vier Stunden geschlafen. Zusätzlich bin ich kürzer gefahren als Victor. Also eigentlich bin ich effektiv vielleicht 4.700 km gefahren. Ich habe es noch nicht zusammengerechnet, vielleicht 4.800 maximal. Die Fährfahrt hat bei Victor nicht mitgezählt, bei mir hat er irgendwie die Fährfahrt mitgetrackt. Also das war ein Tracker-Problem. Ich bin effektiv ein bisschen weniger Kilometer gefahren, aber dafür ist die Geschwindigkeit eigentlich höher. Das kann man aufs Drahwerk ganz gut nachvollziehen oder auf meine Daten, die ich mitgeschnitten habe. Ich habe es jetzt noch nicht ausgerechnet, aber ja, Victor hat eigentlich effektiv deutlich mehr Standzeit und ist deutlich schneller gefahren. Aber der Tracker ist da leider nicht ganz zuverlässig. Ja, das sind so ein bisschen die Tweaks und Twerks tatsächlich von den Trackern, logisch. Egal, du bist fast elf Tage unterwegs gewesen und auf Platz zwei eingefahren. Wenn du jetzt heute darauf zurückblickst, ein paar Tage wieder zurück in Österreich, was nimmst du mit von diesem Rennen? Oh, ich nehme so viel mit. Ich glaube, so vieles brauche ich noch sehr lange, um es zu verarbeiten. Aber was mich zum Beispiel auch sehr geflasht hat, waren einfach die Begegnungen am Balkan. Als ich gestürzt bin, haben die Leute direkt alle angehalten, waren super hilfsbereit, haben mir alles angeboten. Und das war so ein bisschen eine ambivalente Situation für mich. Ich durfte keine Hilfe annehmen, zumindest nicht, wenn es mir nicht wirklich schlecht geht. Ich muss für alles bezahlen. Also jeder muss diese Möglichkeit haben. Ich liege da aber gestürzt am Boden und muss den Leuten sagen: „Hey, sorry, bitte lasst mich in Ruhe. Es ist mega lieb, aber ich darf jetzt nicht.“ Es ist natürlich eine sehr komische Situation. Aber überall, wo ich hingekommen bin, die am Balkan, die Leute waren einfach unendlich nett, sehr gastfreundlich, auch wenn ich ja zeitlich nur sehr kurz angebunden war. Also das nehme ich mit. Ich hatte vorher echt Respekt vor dem Balkan, aber ich werde dort bestimmt noch mal Bikepacking gehen. Und das sind wunderschöne Gegenden, die man dort abfahren kann. Vielleicht nicht der Schlussparcours. Der war wirklich, wie man in Österreich sagt, schier. Er war einfach sehr flach und teilweise noch eine Schotterpassage dabei. Aber ja, was nehme ich mit noch? Ich bin unglaublich dankbar für mein Umfeld, für meine Freunde, für meine Familie, die mitgefiebert haben, mich gepusht haben. Und ich weiß einfach, dass ich mich darauf verlassen kann, wenn ich die Hilfe brauche. Und ja, ich habe einfach sehr viele schöne Momente erlebt. Ich habe gelernt, dass ich mir selber viel mehr vertrauen kann, was die gute Planung angeht und was meinen Körper angeht. Ich kann jetzt mit so einem Selbstbewusstsein da rausgehen, allein physisch, dass ich weiß, der Körper hält viel mehr aus, als ich ihm jemals zugetraut hätte, allein was Schlafdefizit angeht. Das ist keine Sache, die ich empfehle, langfristig zu machen. Und ich muss jetzt ganz viel Schlaf aufholen. Aber ja, dass der Körper zu so viel fähig ist und dass dieses Freiheitsempfinden, was ich mit dem Radeln durch Europa erfahren habe, und dass ich das alles mit eigener Kraft geschafft habe. Und das ist eigentlich auch genau das, was man die Tage danach auch im Ziel gemerkt hat. Und da möchte ich mich beschränken. Das ist so schön zu sehen. Und es sind so viele Teilnehmer, die ein Abenteuer fürs Leben erlebt haben, egal in welcher Position sie reinkommen. Dieser Freiheitsgedanke, den man bei diesen Rennen hat, wo man sich an seine eigenen Grenzen bringt oder manchmal auch darüber hinaus, ist unglaublich groß. Und dieses Gefühl, was man mit eigener Kraft erreichen kann, ist schon berauschend. Und das klingt so, als ob es auch nicht dein letzter Einsatz war. Ja, wenn man mich vor einer Woche noch gefragt hätte, hätte ich gesagt: „Nie wieder. Das war ein once-in-a-lifetime Abenteuer.“ Aber ja, jetzt habe ich schon wieder große Lust, auch wenn ich momentan nicht radeln kann. Ich bekomme große Lust auf ähnliche Abenteuer. Und ich habe auch große Lust, wieder zu racen. Das sagt Martin Moritz. Und ich sage vielen Dank, dass du im Antritt von diesem ja wirklich großen Abenteuer in diesem Jahr, vom Transcontinental Race, erzählt hast. Von all den vielen, vielen Punkten. Wir könnten wahrscheinlich noch viel, viel länger über dieses Rennen reden. Hat ja auch ein paar Tage gedauert. Dementsprechend ist da ja auch einiges passiert. Ich wünsche dir vor allen Dingen aber auch erst mal für den Oberschenkel gute Besserung und danke fürs Gespräch. Danke. Ja, ich danke dir auch vielmals. Ganz ehrlich, ich hätte mit Martin vermutlich noch eine Stunde oder noch länger auch über die Faszination des Transcontinental Race sprechen können. Alleine über die Pyrenäen, die Alpen, die Strade de la Sieta oder auch seine Route dann auf den Balkan könnte man vermutlich jeweils noch eine eigene Podcast-Episode machen. Und wenn man noch anfängt, darüber nachzudenken, wer da noch alles und welche Geschichten da irgendwie noch drinstecken in diesem Rennen, dann ist das schon einfach faszinierend. Im September hört ihr dann hier im Podcast auch Geroff wieder. Dann ist er nämlich aus seinem Urlaub zurück. Und ich kann euch so viel verraten: Das Fahrrad hat dabei natürlich auch eine große Rolle gespielt. Oder ja, nicht natürlich, sondern es hat eine große Rolle gespielt. Habe ich gesehen bei so diversen Direktnachrichten, die er mir geschickt hat. Mehr dazu dann in den kommenden Ausgaben dieses kleinen, aber feinen Podcasts hier. Die nächste Episode erscheint am 5. September planmäßig und etwas früher natürlich für alle Unterstützenden bei Steady und Apple Podcast. Bleibt uns gerne treu, unterstützt diesen Fahrrad-Podcast gern auch finanziell bei Apple Podcast, bei Steady als Dauerauftrag oder Paypal. Und wir können uns eben bald schon hier an dieser Stelle mit der Mikrofonkugel und euren Kopfhörern wiederhören. In diesem Sinne, bis dahin. Tschüss. Untertitelung im Auftrag des ZDF 2018. Trans Europa Express. Trans Europa Express. Trans Europa Express. Trans Europa Express. Trans Europa Express. Trans Europa Express. Trans Europa Express. Trans Europa Express. Trans Europa Express. 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