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Monopol-Podcast | Einhorn

Ein wandelbares Wesen

Das Einhorn steht für Reinheit, Unschuld, aber auch für das Unbezähmbare. Von Darstellungen auf Altarbildern, oft in Zusammenhang mit der Jungfrau Maria, bis hin zum Emoji sind Einhörner bis heute allgegenwärtig. Und das, obwohl es sie doch eigentlich gar nicht gibt, oder? Woher kommt diese Faszination?

Mit Bedeutung aufladen

Ob als Emoji, als Symbol auf einer Kondompackung oder sprachlich in der Finanzwelt, wo Start-up-Unternehmen mit einer Bewertung von über einer Milliarde Dollar wegen ihrer Seltenheit als „unicorns“ bezeichnet werden: Das Einhorn fasziniert bis heute.

Das Einhorn hat die Fähigkeit als Fantasieprodukt starke emotionale und gedankliche Konstrukte an sich zu binden. Jeder assoziiert etwas damit.

Olaf Nicolai, Künstler

Olaf Nicolai, KünstlerFoto: Dale Grant

Für den Künstler Olaf Nicolai begann die Faszination in den 1990er Jahren bei einem Besuch im New Yorker Metropolitan Museum. 2006 entstand dann das Werk „La Lotta“, ein schwarzes, lebensgroßes, präpariertes Pferd, das auf der Seite sitzt. Auf der Stirn trägt es ein Horn. Im Inneren befindet sich ein Heizelement, das den Einhornkörper konstant auf 43 Grad erhitzt. Eine Körpertemperatur, die für ein Säugetier normalerweise den Tod bedeuten würde.

Wenn man es berührt, hat man durch die Wärme das Gefühl, dass es lebt. Auf der anderen Seite ist diese Temperatur — wenn man weiß, welche es ist — ein ganz klares Zeichen des Todes.   

Olaf Nicolai

Neben „La Lotta“ (2006) haben die Kuratorinnen und Kuratoren um Michael Philipp des Museums Barberini rund 150 Werke und Objekte von der Antike bis zur Gegenwart zusammengetragen — aus mehr als 4000 Jahren Kunst- und Kulturgeschichte. Darunter befinden sich Leihgaben aus dem Pariser Louvre, dem Amsterdamer Rijksmuseum und aus der Albertina in Wien.

Von Altarbild bis Emoji

Erste Erzählungen und Darstellungen des gehörnten Fabelwesens stammen aus Indien. Sie gelangen zuerst nach China und über Persien und Ägyten nach Europa. Hier ist das Einhorn vor allem in der christlichen Ikonografie verankert. Bis ins 17. Jahrhundert sind die Menschen von seiner Existenz überzeugt, schließlich kommt es in der Bibel vor. Auf unzähligen Altarbildern und Teppichen ist es vor allem in Begleitung der Jungfrau Maria abgebildet, denn in diesem Kontext steht es für die unbefleckte Empfängnis.

Dem Horn sagte man heilende Wirkung nach — pulverisiert sollte es gegen Pest helfen. Schon bevor die Wissenschaft im 17. Jahrhundert das Einhorn schließlich als Fantasieprodukt entlarven konnte, wussten die Menschen in Grönland aber bereits, dass es sich um einen Narwalzahn handeln musste. Seiner Beliebtheit tat das aber keinen Abbruch. Vielleicht auch weil das Einhorn in seiner Darstellungs- und Bedeutungsweise so wandelbar ist.

Wir haben es uns ausgedacht, dann können wir es auch immer wieder neu erfinden.

Saskia Trebing, Redakteurin des Monopol-Magazins

Saskia Trebing, Redakteurin des Monopol-MagazinsFoto: Kristin Loschert

„Einhorn. Das Fabeltier in der Kunst“ heißt die neue Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam. Saskia Trebing vom Monopol-Magazin hat sie sich angesehen. Warum das Fabelwesen bis heute so beliebt ist, darüber sprechen wir in dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin. Außerdem ist der Künstler Olaf Nicolai zu Gast, der mit seinem Werk „La Lotta“ (2006) in der Ausstellung vertreten ist. Besichtigen könnt ihr sie noch bis zum 1.Februar 2026.

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