Wer prägt die Kunst, zum Beispiel durch herausragende Ausstellungen, Kooperationen, Positionen und Werke? Wer geht neue Wege oder stößt Veränderungen an? Und wer macht Kunst überhaupt möglich? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die KollegInnen von Monopol Magazin immer zum Ende eines Jahres. Gemeinsam mit einem Netzwerk von Expertinnen und Experten erstellen sie so eine Liste der Top 100 einflussreichsten Menschen in der Kunstwelt. Marktwert und Auktionsrekorde spielen eine Rolle. Entscheidend ist jedoch, wie sehr diese Menschen den Diskurs prägen. Wer das in diesem Jahr ist, darum geht es in dieser Folge. Mein Name ist Sarah Marie Plekat. Hallo! Es ist immer so 50/50: 50 KünstlerInnen und 50 Menschen, die Kunst ermöglichen, also in Museen arbeiten, Galerien, Kunst sammeln, Kunst kritisieren. Mit der Liste der Top 100 kann man immer auch nochmal zurückschauen: Was war denn eigentlich alles in diesem Jahr 2025? Darüber spreche ich jetzt mit Elke Bohn und Silke Hohmann von Monopol Magazin. Hallo, ihr beiden! Hallo! Hallo! Folge Nummer 1 war für euch eine echte Überraschung, für mich ehrlich gesagt auch. Gerhard Richter führt ja seit Jahren sämtliche Rankings an, zählt zu Deutschlands erfolgreichsten Künstlern. Er ist etabliert, bekommt viel Aufmerksamkeit, und seine Werke wurden auch kunsthistorisch schon vielfach besprochen. Seit Oktober zeigt die Fondation Louis Vuitton eine Retrospektive in mehr als 30 Sälen. Unter den Top 100 war er für Monopol noch nicht. Warum ausgerechnet jetzt, Silke? Ich glaube schon, dass er bei uns in den Top 100 schon war. Wir machen das ja auch schon ziemlich lange, aber er war noch nie die Nummer 1. Und wie du schon ganz richtig sagst, er ist die Nummer 1 auf allen möglichen Listen von Forbes und Capital. Er ist der Künstler schlechthin, er ist der erfolgreichste, der teuerste noch Lebende und so weiter. Er ist eigentlich so ein Künstler der Superlative. Und wir hatten, glaube ich, immer so ein bisschen das Gefühl, das ist einfach ein bisschen zu offensichtlich. Und diesmal hat sich aber etwas verändert, und zwar in der Fondation Louis Vuitton ist wirklich ein Lebenswerk ausgestellt. Das älteste Bild ist von 1962, da war er gerade aus der DDR geflohen, und das jüngste Bild ist im Juli 2024 entstanden. Gerhard Richter ist hochbetagt, und er hat hier in einer so umfassenden Ausstellung, wo kein Leihgeber sich hat lumpen lassen, aus aller Welt sind Werke zusammengekommen, aus allen wichtigen Museen, aus allen wichtigen Privatsammlungen. Hier war der Anspruch wirklich, das alles mal komplett zu zeigen. Und da musste ich dann auch feststellen, man kann hier sehen, warum das so gut ist, warum das so bekannt ist, warum er so wichtig ist. Und zwar nicht als Selbstläufer. Gerhard Richter, man erkennt seine Bilder auch im kleinsten Format. Jedes Auktionshaus zerrt seine Bilder hervor und macht Anzeigenmotive draus, weil man es eben auch sofort wieder erkennt, sondern weil er jemand ist, der die Gegenwart immer ganz, ganz wachsam begleitet hat und immer gewartet hat, bis er ein Motiv zu einem Bild hat werden lassen. Er ist also nie in die Aktualität so reingegangen, er hat sich aber zu ganz vielen, gerade zur deutschen Geschichte geäußert, zum Nationalsozialismus. Es gibt ganz viele bekannte Werke aus den 60er Jahren, wo er die Verstrickung auch seiner Familie in den Nationalsozialismus gemalt hat, ohne sich da groß jemals verbal zu äußern. Und zur Geschichte der RAF, der Deutsche Herbst aus den 70er Jahren, da hat er auch 10, 11 Jahre gewartet, bis er das als Thema bearbeitet hat. Aus Auschwitz-Birkenau hat er 70 Jahre gewartet, bis er sich da dran getraut hat. Und er hat es auch letzten Endes nicht wirklich, er hat es in ein Bild überführt, aber am Motiv ist er letztlich, und das ist auch richtig so, gescheitert. Und wir hatten das Gefühl, hier hat jemand so gut diese Bilder für uns gesammelt, aus der Welt, in der wir leben, aus der Vergangenheit, aus der Gegenwart, die wir bezeugen. Und ich habe geschrieben, er musste sie abkühlen lassen, bis er sie dann selber wieder zu Bildern machen kann. Was aber zur Folge hat, dass die immer noch brennen. Und das kann man jetzt sehen. Und das war, glaube ich, für viele Menschen, für mich auch, zum ersten Mal wirklich so spürbar, dass er auch durch die Zeit, in der wir uns jetzt befinden, nochmal eine ganz starke Aktualität hat, eine Aktualisierung bekommen hat. Und das ist eigentlich auch das, was so Meisterwerke, das ist nicht so ein gutes Wort, aber das, was wirklich gute Kunst ausmacht, dass sie sich immer wieder aktualisiert. Und das ist das, was hier passiert ist. Und da haben wir uns ein bisschen selbst überrascht damit, dass sie gesagt haben, Mensch, Gerhard Richter, unsere Nummer eins! Ja, Silke, ich hätte nie gedacht, dass ich mal so einen Vortrag von dir über Gerhard Richter hören würde. Du hättest es selber auch nicht gedacht. Das war wirklich ganz lustig. Aber es war dann wirklich so klar, nachdem wir so viele Gespräche auch hatten, auch in Paris von Künstlern, jüngeren Künstlerinnen und Künstlern, die in der Ausstellung waren, wo man auch nie gedacht hätte, dass die jetzt das so toll finden, dass die alle gesagt haben, okay, das ist jetzt der Moment. Und ja, jetzt haben wir halt mal Gerhard Richter auf der Eins, und wir stehen dazu. Bis wann kann man die Ausstellung noch sehen in Paris? Also die läuft noch bis ins nächste Jahr rein. Ein genaues Datum habe ich nicht parat, aber die läuft eine ganze Weile. Und ich kann, glaube ich, auch sagen, das wird so nie wieder so zusammenkommen. Das ist total einmalig, und wer die Gelegenheit hat, sollte das auf jeden Fall besuchen. Also ab in den Flieger nach Paris! Du steigst heute Abend in den Flieger, habe ich gehört, und zwar nach Abu Dhabi. Und das ist eine sehr schöne Überleitung zu eurem zweiten Platz, und zwar der auch recht ungewöhnlich, eigentlich eine ganze Region, die ihr beschreibt, die Golfstaaten. Da habe ich das Gefühl, beim Lesen gehabt, irgendwie da wird jetzt alle zwei Minuten ein Museum oder eine Galerie eröffnet, aber das ist ja weitaus mehr, was dort passiert. Warum das auf dem zweiten Platz? Ja, eben deshalb. Also wenn es eine Region gibt, die heute in Kunst und Kultur investiert, dann sind es einfach die Golfstaaten. Das ist auch noch intensiver als China zum Beispiel, die andere Region, wo man sagt, okay, da passiert gerade viel. Aber die Golfstaaten, die haben das wirklich zum Konzept gemacht, dass sie sagen, wir wollen Entwicklung durch Investitionen in Kunst und Kultur. Also letztes Jahr war ich in Saudi-Arabien, und da gibt es so ein Projekt, die haben 30 Museen gerade gleichzeitig in Planung. Und es ist auch so, was ich wirklich spannend fand bei der Recherche jetzt für das Thema Golfstaaten, was dann rauskam, dass es im Moment einen riesigen Geldtransfer gibt, also Vermögenstransfer von den westlichen Ländern in diese Region. Das ist natürlich nichts, was man jetzt irgendwie toll findet oder so, wenn da irgendwelche Milliardäre denken, sie können ihr Geld da besser parken, aber es ist halt so. Also es ist halt ein Fakt, und deswegen gibt es da so einen totalen Sog. Interessanterweise sind es ganz viele Frauen, die da vorne sind, also internationale Frauen oder auch Frauen aus der Region, die dann diese neuen Institutionen leiten. Und der Kunstmarkt läuft natürlich hinterher bzw. denkt so, okay, da können wir jetzt auch noch was verdienen. Und die Art Basel eröffnet ja nächstes Jahr im Februar ihre erste Ausgabe in Katar, in Doha. Und die Frees hat gerade angekündigt, also der zweite große Messekonzern, dass sie die Messe in Abu Dhabi übernehmen nächstes Jahr. Und ja, außerdem gibt es noch, also es gibt halt die Messen, es gibt diese vielen neuen Museen, es gibt das Guggenheim in Abu Dhabi, was nächstes Jahr eröffnen soll. Und drumherum gibt es dann aber auch noch ganz viele Biennalen, Kunst im öffentlichen Raum und so. Also wirklich alles, was man sich vorstellen kann, wird da hoch und runter gerade investiert. Und das können wir uns gar nicht mehr vorstellen, weil in der westlichen Welt ist ja auch gerade die öffentliche Hand so, ah nein, ihr Geld in Kunst und Kultur investieren, auf keinen Fall, das wollen wir nicht, da haben wir kein Geld mehr für. Und da wird eben genau das gemacht, und die holen sich international die besten Leute, und da können wir einfach nur noch zugucken. Außerdem, was mir aufgefallen ist, sind viele Menschen dabei, die in den USA sind, die sich dort auch einsetzen, gerade politisch. War das jetzt ein bestimmter Fokus, den ihr bewusst gesetzt habt, oder ist es einfach in der Recherche so rausgekommen? Ich glaube, das ist ja immer beides. Also es ist etwas, was uns interessiert, aber wir haben ja dieses sogenannte Advisory Board, wo Leute uns auch immer sagen, der und der, den fanden wir interessant. Und ich glaube, dass halt international im Moment die ganze Kunstszene oder die westliche Kunstszene, von uns aus gesehen, sehr intensiv auf die USA guckt und dass wir alle irgendwie hoffen, wo ist denn jetzt die Person, die jetzt diesem Trump und diesem Totalitarismus, der sich da entwickelt, etwas entgegensetzt. Und es gibt halt, also es gibt so ja nicht so die breite Bewegung, auf die wir, glaube ich, alle gehofft hatten in der Kunst- und Kulturszene, aber es gibt halt wirklich Personen, die viel geleistet haben. Also zum Beispiel Amy Sherald, ganz toll, die hat halt dieses, was wir auch abbilden, dieses Bild, sie hat sozusagen eine schwarze Trans-Person als die Freiheitsstatue gemalt. Und dann sollte sie ihre große Ausstellung im Smithsonian in Washington haben. Und dann ging es darum, dass dieses Bild vielleicht zensiert werden würde. Und dann hat sie gesagt, so, nein, unter diesen Umständen macht sie die Ausstellung nicht. Und solche Leute oder Kara Walker, die gerade eine große Ausstellung gemacht hat, wo sie sich mit diesen Denkmälern von Südstaaten generell beschäftigt, die Trump ja jetzt einfach wieder aufbauen lässt, und dass sie die dann wieder dekonstruiert und eine große Ausstellung daraus macht. Also solche Leute fanden wir jetzt einfach sehr wichtig in diesem Jahr. Kann man denn überhaupt sagen, dass es so, also es ist aber so ein bisschen schwierig, da irgendwie so einen Fokus rauszuziehen, aber kann man sagen, es gab so ein, zwei Themen, die haben irgendwie alle bearbeitet, oder die haben sich so auskristallisiert als so die wichtigsten, oder kann man das eigentlich gar nicht sagen? Nee, schwer. Also klar ist natürlich diese Frage, wie gehen wir mit dem Rechtspopulismus, mit dem Totalitarismus um, ist eine wichtige Frage, die man auch bei vielen Leuten, sozusagen die viele Leute repräsentieren, die wir in der Liste haben. Aber auf der anderen Seite schlägt natürlich auch der Backlash durch. Und die Tatsache, dass es jetzt Gerhard Richter ist, das ist natürlich auch praktisch eine konservative Wahl. Und ich glaube, dass das in vielen Bereichen sichtbar ist. Und wir wollen ja auch nicht die Liste so machen, wie wir sie uns wünschen, sondern die Liste bildet ja auch ab, was es gibt. Und insgesamt habe ich den Eindruck, also die Liste ist jetzt nicht so jung und total irgendwie revolutionär, wie man sie vielleicht auch schon mal hatte, sondern es gibt in der Kunstszene auch so einen Rückzug irgendwie auf so Positionen, die man kennt. Und dann deswegen Baselitz, Kiefer und so, also die großen alten Maler sind alle drin. Das ist schon auch so eine Entwicklung, die wir sehen. Oder, Silke? Ja, auf jeden Fall. Und die Frage nach einem Fokus, also wir haben ja auch alle Mühe, überhaupt zu fokussieren im Moment bei allen Problemen, die es gibt, bei allen Erregungsherden, die es gibt. Und dass jetzt so eine gemeinsame Sprache gesprochen würde, das ist ja gar nicht so, selbst in dieser winzig kleinen Kunstwelt. Ich würde gerne mal ganz kurz bei dem Thema bleiben, und das ist eigentlich eine Frage vom Ende, aber sie kurz vorziehen. Und zwar habt ihr auch Curtis Jarvin drin. Er ist Blogger und Softwareentwickler, der am liebsten die Demokratie in den USA abschaffen würde und gegen eine Monarchie ersetzen würde und ist auch so bei Peter Thiel und Co. sehr beliebt. Warum ist der mit drin? Naja, eben weil wir nicht die Augen verschließen wollen vor den Menschen, die Einfluss haben. Es geht darum, dass der Einfluss hat und dass auch in der Kunstszene viele den rezipieren, und sei es nur, um sich von ihm abzusetzen. Also wir wollten halt darauf hinweisen, es gibt da diesen Menschen, leider, und er hat nun mal, also auch gerade in dieser ganzen digitalen Sphäre, hat ja einfach wahnsinnig viel Einfluss. Und die Kunst muss auch gucken, mit wem spricht sie denn da eigentlich und wen lesen die Leute und so weiter. Also deswegen ist er da drin. Ich habe so ein bisschen das Gefühl, das ist auch so ein bisschen das Jahr der Retrospektiven. Wir haben gerade schon darüber gesprochen, es sind viele etablierte Künstler in der Liste. Es sind auch viele, die mit Malerei zu tun haben. Gerd Richter ist schon genannt worden, Wolfgang Tillmans, Kerry James Marshall, Tracy Emin. Was ist eure These? Warum schaut die Welt gerade so viel zurück? Silke? Ich weiß gar nicht, ob das so stimmt. Ich würde das mal demografisch erklären. Es gibt eben jetzt eine ganz breite Gruppe von wirklich starken Künstlerinnen und Künstlern, die jetzt so in ihren 50ern, 60ern sind, also so im richtigen Alter für eine Retrospektive. Und das sind eben Leute, die verfolgen wir schon seit den frühen Nullerjahren, und die kennen wir schon so lange. Und darum kommt es dann jetzt plötzlich so gediegen und rückblickend daher. Aber ich finde, man darf überhaupt nicht vergessen, dass es immer noch ziemlich neu und eigentlich auch sehr aufregend ist, dass es fast genauso viele Frauen oder vielleicht sogar mehr Frauen als Männer sind. Und das ist tatsächlich eine Entwicklung. Wenn du jetzt sagst Tracy Emin oder auch Sarah Lucas oder sowas, die gab es vor 20 Jahren in dieser Zahl und in dieser Qualität und in dieser irgendwie selbstverständlichen Darstellung in großen Institutionen einfach nicht. Und das ist eigentlich jetzt schon so, dass man sagen kann, hier wird jetzt so eine neue Wahrnehmung geschaffen, auch für die kommenden Generationen. Also man kann jetzt nicht mehr wie früher sagen, ja, wir würden ja gerne gute Künstlerinnen zeigen, aber es gibt sie nicht. Also das ist jetzt tatsächlich bis ganz oben angekommen. Ich würde gerne auch auf Berlin als Kunststadt zu sprechen kommen, ganz kurz dahin zu schwenken. Wir gehen ja so ein bisschen durch die große Kunstwelt durch, deswegen da auch an Sprechstechern natürlich zu. Seit diesem Sommer ist Marion Ackermann neue Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Es ist wirklich keine leichte Aufgabe. Zuletzt gab es trotzdem Grund zu feiern beim Richtfest des Berlin Modern Mitte Oktober. Was glaubt ihr, braucht die Kunststadt Berlin gerade, und was kann sie vielleicht da auch einbringen mit ihrem Wirken? Ja, Marion Ackermann, du hast es gesagt, hatte wirklich nicht den beneidenswertesten Job. Ich meine, sie hat da angefangen und hat dann erstmal genau nachgeguckt und ein relativ großes finanzielles Defizit gefunden im Budget, mit dem sie jetzt irgendwie umgehen muss. Und sie hat halt, also die ganze SPK, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, ist ja eine einzige Baustelle, im Sinne von, muss eigentlich strukturell reformiert werden, da muss sie sich drum kümmern. Und dann hat sie irgendwie diesen Kulturstaatsminister vor der Nase, Wolfram Weimar, von dem man auch nicht so richtig weiß, was er eigentlich unterstützt. Also wir haben sie eigentlich auf die Liste genommen, um sie anzuspornen, zu sagen, so, das wird schwierig, aber wenn man jemandem sagt, du schaffst das, dann steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass er es schafft. Also insofern ist es, glaube ich, eher die Herausforderung, die wir da sehen. Und die Kunststadt Berlin, ja, die Kunststadt Berlin braucht einen Regierungswechsel. Also es ist ja wirklich im Moment, es ist ja so ein Elend. Jetzt gerade hängen wir ja auch noch in diesem Skandal fest, dass sich halt herausstellt, dass die CDU-Politiker Joe Chalo und so weiter Gelder praktisch ungeprüft an irgendwelche Antisemitismus-Aktionen gegeben haben, wo man gar nicht weiß, was sind das überhaupt. Also es ist wirklich, man fasst sich an den Kopf. Also einerseits wird halt krass der Etat eingespart, niemand wehrt sich so richtig dagegen, es ist fast wie so eine Strafaktion. Auf der anderen Seite werden dann die Millionen rausgeworfen für, naja, es ist wieder Klüngel, natürlich auch, und es ist halt politisch motiviert. Und ja, es ist alles ein Elend. Und man kann froh sein, dass viele Berliner ja trotzdem gleichzeitig eine tolle Arbeit machen. Also da kann ich wiederum auf unserer Liste weit nach vorne gerückt, sind ja Sam Buddery und Till Ferhat, die Direktoren des Hamburger Bahnhofs, die wirklich ein super Jahr hingelegt haben, damit, dass sie Chanel als Sponsor für die große Hosnetlover-Ausstellung gewonnen haben, dass sie wirklich, ich war gestern auch da im Hamburger Bahnhof, das ist wirklich, man weiß gar nicht, wo man hingehen soll, weil überall sind gute Ausstellungen. Und gleichzeitig noch die Taipeh Biennale kuratiert und so weiter. Also das heißt, im Moment kommt eigentlich die Energie in Berlin von den Menschen, die da arbeiten und natürlich nicht von der Politik. Und ja, wir hoffen, dass Marion Ackermann sich da einreiht und das Ganze zum Positiven wendet. Eine Person, die gerade auch im Zusammenhang mit Berlin genannt wird, viel ist Maurizio Cattelan. Allerdings auch von vielen Seiten, auch aufgrund von Kritik. Und zwar geht es um den Preis der Nationalgalerie, den er im kommenden Jahr bekommen soll. Gleichzeitig, glaube ich, heute fängt die Kaution zu seiner goldenen Toilette an, The American. Eigentlich ist dieser Preis ja gedacht für Menschen, die ja aufstrebend sind und die ja genau noch nicht so etabliert sind. Bei ihm ist es genau das Gegenteil. Der von sich ja auch irgendwie sagt, der hat irgendwie keine wirklichen Ideen mehr selber. Ist er dann überhaupt geeignet für die Top 100 oder warum ist er geeignet? Also der Preis der Nationalgalerie, der war als so eine Art deutscher Turner-Preis angedacht, also für junge oder in Berlin oder in Deutschland lebende Künstler unter 40. Und das war im Grunde ein Förderpreis, nicht, aber so, um nochmal so den letzten großen Schubser auf die richtig große Karrierebahn zu geben. Und das wurde jetzt einfach umbenannt oder ja umformatiert in so eine Art Lebenswerk. Ist es nicht, aber für Leute, die was Großes für Berlin getan haben. Und bei Cattelan wurde gesagt, er hat die vierte Berlin Biennale kuratiert. Hat er aber auch nicht alleine, waren noch Ali Subotnik und Massimiliano Gioni dabei. Aber diese vierte Berlin Biennale war Anfang der Nullerjahre, die war bahnbrechend. Das stimmt natürlich auch, aber ja, also ich hatte so ein bisschen das Gefühl, man hätte einfach gerne große Cattelan-Ausstellungen in der Stadt, und jetzt muss man nicht wohl diesen Preis dafür geben oder so. Keine Ahnung, er ist ein super guter Künstler, und auch dieses Flirten mit der Ideenlosigkeit oder mit dem Ende, mit seinem eigenen Ende, mit seinem Ende als Künstler, das macht er schon richtig lange, und das macht er auch sehr gut. Er ist jemand, der die Klaviatur der Aufmerksamkeit so gut bespielt wie kaum jemand sonst. Insofern bin ich sicher, dass da was Gutes draus wird. Ob es die richtige Entscheidung ist, weiß ich nicht. Ja, also klar, es ist, glaube ich, total offensichtlich, dass es irgendwie Quatsch ist und dass es aus egoistischen Gründen gemacht wird, also nach dem Motto, wir können uns sonst die Cattelan-Ausstellung nicht leisten, also machen wir das jetzt als Preisausstellung und dann haben wir mal ganz viel Aufmerksamkeit auf Berlin und so weiter. Das macht alles keinen Sinn. In unserer Liste ist er natürlich genau deswegen, weil jetzt alle wieder über ihn reden und weil das Tolle ist, dass wir uns jetzt auch wieder ein bisschen an den Kopf fassen. Aber die halt gerade wichtig sind, wir können es nicht ändern. Und genau das schafft ja auch die Kommunikation darüber. Ich finde auch, wenn man da durchgeht, dann also viele Namen waren für mich bekannt, und da wusste ich auf jeden Fall, was da gerade passiert. Und dann andere, da war ich, okay, das ist für mich neu, und da möchte ich gerne weiter einsteigen. Also ich glaube, dafür ist es auch ganz gut, diese Liste zu haben, nicht nur, um natürlich Überblick zu bekommen, sondern einfach auch mal einzutauchen in was überhaupt alles da passiert in dieser großen Welt. Ich würde gerne abschließend mit Susanne Gensheimer, sie leitet die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Dort hat sie in den vergangenen Jahren einiges verändert: weiblicher, diverser, offener ist das Programm geworden. Aktuell kann man dort die Ausstellung Queere Moderne 1900 bis 1950 sehen. Das ist wirklich die erste umfassende Ausstellung in Europa zu genau diesem Thema, die eben den Beitrag queerer Künstlerinnen zur Moderne vorstellt. Was macht sie anders in ihrem Haus als ihre KollegInnen? Susanne Gensheimer hat zwei große Häuser, das K21 und das K20 in Düsseldorf, und das K20 hat eine fantastische Sammlung von Moderne und von US-amerikanischer Kunst. Das ist wirklich ein totaler Schatz, der da ruht und der eigentlich aktiviert werden muss oder sollte. Und das hat sie geschafft, und mit solchen Ausstellungen wie der Queeren Moderne macht sie etwas, was in den letzten Jahren häufiger gemacht wird und was auch gut ist und wichtig ist, nämlich zu gucken, wie können wir denn die Themen oder wie können wir denn die Kunst aus der Vergangenheit wieder aktualisieren? Wie können wir da die Fragen von heute dran richten? Wie können wir das umgruppieren? Wie können wir vielleicht auch nochmal überdenken, was man damals so entschieden hat, was wichtig ist, und wie können wir das ergänzen und wie können wir das neu eigentlich framen? Mit der Queeren Moderne ist das jetzt so gelungen, dass man das überhaupt erstmal so als These so raushaut. Das gab’s, das ist ja für viele, glaube ich, auch überraschend. Moment mal, seit 1900, ach so, wer fällt mir denn da ein? Und dann kommt man da in eine Ausstellung, die gar nicht jetzt unbedingt so strenge Beweise über Queerness oder sowas anführen will, sondern die einfach ja so ein Fenster öffnet und sagt, so kann man da auch drauf schauen, und hier sind die Werke dazu. Und einige sind sogar auch in der eigenen Sammlung. Und ich glaube, das ist ein Modell des Kuratierens, des Sammelns und des Führens einer großen, wichtigen Institution, der genau richtig ist und eigentlich auch der einzige, der in die Zukunft führt, nämlich dass man sich auch immer wieder selbst befragt und immer wieder guckt, was war denn mal und was ist denn jetzt und wie bringt man das miteinander ins Gespräch. Ja, ich finde es auch immer wieder toll, wenn ich nach Düsseldorf komme, wie Susanne Gensheimer einfach diese Sammlung, von der Silke gesprochen hat, diese tolle Sammlung, die war halt super, waren aber leider nur so zwei Werke von Frauen drin. Und sie hat das wirklich in den letzten Jahren geschafft, die zu ergänzen und die dann auch in eine andere Richtung zu führen und die dann auch internationaler aufzustellen. Und so, und ohne das jetzt irgendwie allzu didaktisch zu machen, sondern so ganz selbstverständlich dann die komplette Geschichte zu erzählen oder es zumindest zu versuchen. Und hat dadurch auch ganz viele Tricks, wie sie dann die Ankäufe macht und so, dass sie dann auch mal ein Werk von Louise Bourgeois noch ankaufen kann und so weiter. Also das macht sie schon super, und ich freue mich auch immer total, wenn ich nach Düsseldorf komme und das sehen darf. Also ich habe auf jeden Fall auf meiner Reiseliste Paris und Düsseldorf. Das kann jetzt aber noch nicht alles sein. Komm ruhig auch noch nach Berlin und nach Abu Dhabi. Absolut, das stelle ich mir dann für das kommende Jahr vor. Jetzt geht es auf jeden Fall für mich erstmal nächste Woche nach Wien. Das ist doch auch schön! Da war ich auch gerade. Ja, vielen Dank euch beiden, Elke Bohn und Silke Hohmann vom Monopol Magazin, für dieses Gespräch und die Einblicke. Sehr gerne! Kunst und Leben, der Podcast in Kooperation mit dem Monopol Magazin, gibt es immer zweimal im Monat am Dienstag. In der letzten Folge, da habe ich übrigens mit Saskia Trebing vom Monopol Magazin und dem Künstler Olaf Nikolai über Einhörner gesprochen. Das war auf jeden Fall auch sehr, sehr interessant. Warum die Faszination für dieses Fabelwesen heute ungebrochen ist, das könnt ihr da nochmal nachhören. Also ihr könnt auch noch Potsdam mit auf eure Reiseliste packen, wenn ihr mögt. Die Folge könnt ihr hören, zum Beispiel bei Spotify, Apple Music, Deezer oder direkt bei uns, detektor.fm. Mein Name ist Sarah Marie Plekat. Macht’s gut und bis zum nächsten Mal. Tschüss! Kunst und Leben, der Monopol Podcast von detektor.fm.