Auch in diesem Jahr sind viele gute Platten erschienen, aber wo sind die nächsten Arcade Fire? In der detektor.fm-Redaktion herrscht Uneinigkeit zum Musikjahr 2018. Einige alte Helden spalten neuerdings, am schönsten sind aber immer noch die Überraschungen.
Wir haben uns alle Alben der Woche noch einmal angeschaut und einige Highlights herausgesucht.
Superorganism sind acht Leute aus England, Japan, Australien, Südkorea und Neuseeland. Sie kreieren eine lustig bunte Weird-Pop-Collage irgendwo zwischen 90er Slackermusik, Easy Listening und Konsolenspiel. Gitarren und Schlagzeug werden mit einer Vielzahl von Samples zusammengefügt, wie zwitschernden Vögel und knallenden Sektkorken. Der überbordender Popkultur-Mashup von Superorganism ist so zeitgemäß wie es im Jahr 2018 nur möglich ist.
Mit seinem fünften Album „Freedom“ hat uns Damon McMahon alias Amen Dunes überrascht, aber die unerwarteten Entdeckungen sind immer noch die Besten. Zu einem unbeirrt groovendem Schlagzeug, hintergründigen Synthie-Flächen und Gitarrengenudel erkundet McMahon darauf die Frage, was es bedeutet, ein Mann zu sein. Das tut er mit Hilfe von teils reellen, teils erfundenen Charakteren wie klebstoff-schüffelnden Schulschwänzern oder kriminellen Surfern.
Raus aus dem Kellerstudio in Portland, einmal quer durch die Weltgeschichte. Ruban Nielson alias Unknown Mortal Orchestra hat „Sex & Food“ in Hanoi, Seoul und Reykjavik aufgenommen. Das Album klingt aber weder nach K-Pop noch nach isländischem Folk. Es ist ein wilder Stilmix aus süßlichem Psychedelic-Rock, Discobeats und Lo-Fi-Funk. Gespielt werden funkelnde Synthies, Streicher und eine dreckig-verzerrte E-Gitarre. „Sex & Food“ ist auch eine Art Zusammenfassung der letzten drei UMO-Platten ist, also für Bandneulinge ein super Einstieg.
DJ Koze will sich nicht auf irgendwas festlegen. Auf seinen Alben bedient er keine Erwartungen, sondern tobt sich künstlerisch aus. Auf „Knock Knock“ klingt kein Stück wie das andere und trotzdem wirkt alles homogen. R&B und Soul klingen durch: ein funky Groove, ein verschachtelter Beat, und mittendrin geradeaus stampfender Vierviertel-House. „Knock Knock“ fühlt sich an wie ein psychedelischer Roadtrip durch ein verschroben-buntes Paralleluniversum.
Ein echter Spalter dieses neue Arctic Monkeys-Album „Tranquility Base Hotel & Casino“. Den gitarrenlastigen Sound ihres Mega-Erfolgs „AM“ lassen die Engländer links liegen. Stattdessen machen sie jetzt Lounge-Pop. Alles begann mit dem Steinway Piano, das Sänger Alex Turner zum 30. Geburtstag geschenkt bekommen hat. Obwohl er an den Klavierunterricht keine guten Erinnerungen hat, steht das Steinway im Mittelpunkt der neuen Songs. Das gefällt nicht allen, aber immer nur auf der Tanzfläche gut aussehen kann eben auch keiner.