Wären die Zwillingsschwestern Claudia und Alejandra Deheza nicht die Frontfrauen von School of Seven Bells, sie könnten locker als Geschichtenerzähler ihre Brötchen verdienen. Denn die Texte ihrer Songs klingen nach erstklassigen Fantasiegespinsten: mysteriös und geheimnisvoll, ein bisschen düster, aber trotzdem fesselnd. Als Hörer irrt man durch lange Gänge in einem Labyrinth aus nymphengleichem Gesang und elektronischem Laptop-Gewirbel.
Dahinter steckt Methode. Songschreiberin Alejandra Deheza verarbeitet in ihren Texten ihre nächtlichen Träume. Das ist deshalb bemerkenswert, weil die Dame eine sogenannte Klarträumerin ist. Das heißt, sie kann den Inhalt ihrer Träume selbst steuern und mit allen fünf Sinnen wahrnehmen. Sie ist also selbst im Schlaf bei vollem Bewusstsein.
Die Themen Traum, Schlaf und Halluzination ziehen sich wie ein roter Faden durch die Songs von School Of Seven Bells. Wenn nicht explizit in den Texten, dann zumindest in den Melodien. Keyboard und Synthesizer wabern hypnotisch unter dem Gesang der Zwillinge. Die Gitarren sind zurückhaltend, dafür aber mit sämtlichen Effekten ausgestattet, die das Effektgerät hergibt. Der Sound von School Of Seven Bells schwebt zwischen elektronisch-spärischen Klängen (Dust Devil) und tanzbaren Clubhits (Windstorm).
Disconnect From Desire ist das zweite Album der New Yorker Band. Kennen gelernt haben sich Benjamin Curtis und die Zwillingsschwestern bei einem Interpolkonzert. Alle drei waren Support von Interpol: Curtis mit seiner texanischen Combo Secret Machines und die Zwillinge Dehaza mit dem Postrock-Trio On!Air!Library!. Es muss Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, denn alle drei gaben ihre Ursprungsbands auf, mieteten sich eine gemeinsame Wohnung und richteten sich in deren Keller ein Homestudio ein. Dort wuchs School Of Seven Bells heran und nahm das Debutalbum Alpinism auf.
Ihr Zweitling Disconnect From Desire knüpft da an, wo Alpinism aufgehört hat. Die Texte sind ein bisschen weniger osbkur als noch am Anfang. So kommen die Zwillinge am Ende der Platte sogar – fernab von Traum und Halluzination – zu ganz irdischen Themen, wie dem Ende einer Beziehung (Bye Bye Bye).