Sonja Anders: Theater funktioniert wie eine kleine Welt
Wenn die Tage kürzer werden, die Kastanien fallen und die Kultur aus der Sommerpause zurückkehrt, zieht es viele Menschen wieder vermehrt ins Theater. Doch was auf der Bühne für große Emotionen sorgt, ist hinter den Kulissen oft ein hochkomplexer Mikrokosmos: Hunderte Mitarbeitende arbeiten an einer Produktion, Budgets müssen geplant, kreative Prozesse gesteuert und nicht selten auch Konflikte gelöst werden.
Die deutsche Theaterlandschaft ist derzeit in Bewegung: von abgesagten Premieren über hitzige Führungsdebatten bis hin zu Diskussionen über Arbeitsklima und Machtstrukturen. Was macht diesen Arbeitsort so besonders und was bedeutet gute Führung in einem Umfeld, in dem Kunst und Organisation aufeinandertreffen?
Sonja Anders kennt das Theatergeschäft in all seinen Facetten: Denn nach Stationen als Dramaturgin in Stuttgart, Hamburg und Berlin hat sie sechs Jahre lang das Schauspiel Hannover geleitet. Seit dieser Spielzeit ist sie nun die erste Frau an der Spitze eines der renommiertesten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum, dem Thalia Theater in Hamburg. Rund 350 Festangestellte arbeiten vor und hinter der Bühne. Das Ensemble besteht aus 36 Schauspielenden. Rund 250 000 Menschen besuchen jährlich ungefähr 850 Veranstaltungen, davon 20 Premieren pro Spielzeit. Schon vor ihrem Leitungsantritt in Hamburg hat sie erklärt, dass der Job der Intendantin „zu 90 Prozent aus Problembewältigung“ bestehe.
Ich finde, dass Probleme lösen Spaß macht.
Sonja Anders, Intendantin des Thalia Theaters Hamburg

Es macht sie glücklich, in so einem vielschichtigen Unternehmen wie dem Thalia Theater dafür zu sorgen, gute Kunst auf die Bühne zu bringen. Wichtigstes Instrument dabei — wie überall — sei die Kommunikation. Das Theater funktioniere wie eine kleine Welt, die hochkomplex ist.
Der Führungs-Dreisprung: Macht, Organisation, Miteinander
Das werde aber häufig unterschätzt, selbst von der Intendanz. Und das führt dann zu den öffentlich ausgetragenen Konflikten zu Arbeitskultur, Machtmissbrauch und toxischer Arbeitsatmosphäre. Im Theater gebe es „per se eine große Machtkonzentration“, meint Sonja Anders.
Ich glaube, man darf gar nicht die Macht verleugnen, die man hat. Die ist einfach gegeben. Man kann aber natürlich Prozesse „gemeinsamer“ beschließen. Da bin ich ein totaler Fan von.
Sonja Anders
Wie sie die Balance zwischen Macht, Organisation und einem wertschätzenden Miteinander hält, darüber spricht Sonja Anders in dieser Folge des brand eins Podcasts mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert.