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Bild: TaniaKitura | Shutterstock

Forschungsquartett | Geschlechtersensible Medizin

„An vielen Stellen fehlt das Weibliche in der Medizin“

In der Medizin gilt der cis Mann immer noch als Norm — mit gesundheitlichen Folgen für alle. Geschlechtersensible Medizin will daran etwas ändern und die „Gender Health Gap“, die Forschungslücke in der Gesundheitsversorgung, schließen.

Bedeutung der geschlechtersensiblen Medizin

Krankheiten zeigen sich bei Menschen unterschiedlich und ebenso unterschiedlich können Menschen auf Behandlungsmethoden und Medikamente reagieren. Dafür gibt es verschiedene Gründe — einer davon sind gender- und geschlechtsspezifische Unterschiede. Zustande kommen diese wegen biologischer Unterschiede wie der Anatomie oder dem Hormonhaushalt, aber ebenso spielen soziale Faktoren eine Rolle. Das weiß man zwar schon lange — trotzdem werden geschlechtsspezifische Unterschiede in der medizinischen Forschung und Behandlung noch immer zu wenig berücksichtigt.

Im Moment ist es ja so, dass der mittelalte Mann als Standard gilt. Es ist schon erkannt worden, dass das nicht korrekt ist, aber weitestgehend bleibt das die Norm. Und alles andere wird dann eben weniger berücksichtigt.

Sylvia Stracke, Leiterin des Projekts „Inklusive Exzellenz in der Medizin“

Sylvia Stracke, Leiterin des Projekts "Inklusive Exzellenz in der Medizin"Foto: Wally Pruß

Genau da setzt die geschlechtersensible Medizin an. Durch sie sollen die Unterschiede sichtbar gemacht und mitgedacht werden, damit am Ende möglichst individuelle Behandlungen stattfinden können. Denn derzeit ist es noch so, dass zum Beispiel viele Medikamente nicht ausreichend an Frauen getestet werden — somit ist oft nicht bekannt, ob die Dosierungen und Nebenwirkungen für nicht-männliche Körper angepasst werden müssten. Auch bestimmte Krankheiten wie etwa Herzinfarkte werden später erkannt, wenn sie sich nicht mit den klassisch „männlichen“ Symptomen äußern. 

Medizin ist männlich dominiert

Damit sich das ändert, braucht es mehr Forschung und mehr Daten über geschlechtsspezifische Unterschiede. Ein Projekt, das sich dem annimmt, ist „Inklusive Exzellenz in der Medizin“. Das Ziel des Projekts ist, dass sowohl soziale als auch biologische geschlechtsspezifische Unterschiede von Anfang an in der Forschung berücksichtigt werden. Alles andere wäre auch gar nicht realitätsabbildend, erklärt Prof. Sylvia Stracke. Sie leitet das Projekt und wünscht sich insgesamt eine Änderung der Kultur in der Medizin. Die geschlechtersensible Medizin sei eine Ausprägung, aber das Weibliche fehle in vielen Bereichen.

Es fehlen Frauen in Führungspositionen in der Medizin, es fehlen Frauen bei den Studienleitungen. Bei den Publikationen sind die Erst- und die Letztautorschaften wichtig — auch da fehlen die Frauen. Man kann überall hingucken und findet was.

Sylvia Stracke, Gleichstellungsbeauftrage der Universitätsmedizin Greifswald

Das beeinflusst die medizinische Versorgung und auch die Forschung insgesamt. Das Ziel der geschlechtersensiblen medizinischen Forschung: individualisierte Behandlungen für alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten. 

Wofür brauchen wir geschlechtersensible Medizin und in welchen Bereichen bestehen Ungleichheiten? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Karolin Breitschädel mit ihrer Kollegin Charlotte Detig im „Forschungsquartett“.  Prof. Sylvia Stracke kommt als Leiterin des Verbundprojekts „Inklusive Exzellenz in der Medizin“ der Universität Greifswald und Universitätsmedizin Greifswald zu Wort. Sie ist die stellvertretende Klinikleitung der Universitätsmedizin Greifswald und Bereichsleitung der Nephrologie, Dialyse und Hochdruckkrankheiten. Außerdem ist sie stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Universitätsmedizin Greifswald.

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