Extremwetter sind längst Alltag in der Klimakrise, und Hitze spielt dabei eine zentrale Rolle. In diesem Sommer gab es in Deutschland vor allem zwei große Hitzewellen. Dazwischen haben viele den Sommer sogar vermisst. Während Südeuropa gebrannt hat, waren die Monate hier eher kalt und nass. Traurige Regen-Memes füllten im Juli und August die Social Media Kommentarspalten. Was für viele ein Grund für Frust ist, war für andere eine Erleichterung. Denn wer draußen arbeitet, erlebt die Hitze nicht nur im Freizeitkontext, sondern direkt am Arbeitsplatz. Für Bauarbeiter, PaketzustellerInnen oder Menschen in der Landwirtschaft ist der Klimawandel längst ein Härtetest für ihre Gesundheit. Darum geht es in dieser Folge: Arbeit und Hitzeschutz und warum gerade Menschen in prekären Beschäftigungen besonders unter der Klimakrise leiden. Ihr hört den Klimapodcast von detektor.fm mit mir, Ina Lebedjev. Hi, Mission Energiewende! Der detektor.fm Podcast zum Klimawandel und neuen Energielösungen in Kooperation mit Lichtblick, Deutschlands größtem reinen Ökostromanbieter mit Solarlösungen, intelligenter E-Mobilität und 100 % Ökostrom. Es ist Anfang September und draußen ist es gerade ziemlich angenehm, 20 Grad. Spätsommer, ich mag das. Man kann noch draußen unterwegs sein, Fahrrad fahren, Sport machen, Ausflüge – Dinge, die im Hochsommer bei 34 Grad eher unangenehm oder kaum möglich sind. Vor ein paar Wochen, Mitte August, da war es noch mal richtig heiß. So heiß, dass alle, die konnten, einfach drinnen geblieben sind. Der Asphalt hat geflimmert, die Luft stand still. Man hatte das Gefühl, die Hitze erschlägt einen wie ein Brett. Ihr kennt das: Man läuft an einer Straßenbaustelle vorbei, Bauarbeiter in voller Montur mitten in der Sonne reißen den Asphalt auf und müssen unter diesen extremen Bedingungen weiterarbeiten. Meine Kollegin Ronja Morgenthaler hat in genau diese Situation reingezoomt und mit Menschen gesprochen, die bei diesen krassen Temperaturen draußen arbeiten müssen. Hi Ronja! Hi Ina! Erzähl mal, wer ist dir begegnet und unter welchen Bedingungen? Ich hatte schon länger auf meinem Zettel, ausführlich zu Arbeit und Hitzeschutz für diesen Podcast zu recherchieren. Dann saß ich an einem dieser richtig heißen Tage im August in meinem abgedunkelten Büro. Es waren 34 Grad draußen, die Rollo waren unten. Ich habe durchs geschlossene Fenster den Presslufthammer gehört. In meinem Block ist seit geraumer Zeit eine Straßenbaustelle, wie du sie gerade beschrieben hast. Ich dachte mir, eigentlich muss ich nur rausgehen. Dann schlägt mir nicht nur die Hitze ins Gesicht, sondern auch die Arbeitsrealität von vielen Menschen, die nicht wie ich im Büro sitzen können und hauptsächlich Computerarbeit machen. Dann hast du mit den Leuten auf der Baustelle gesprochen? Genau, mit den Leuten auf der Baustelle und mit einem Paketzusteller, der gerade, als ich rauskam, stapelweise Pakete in ein Haus eingeschleppt hat. Der Stapel war ungefähr so hoch wie er selbst, und er war triefend nass vor Schweiß. Das waren zwei sehr unterschiedliche Gespräche, die aber viel über die Situation verraten. Bitte widmet eure Aufmerksamkeit doch kurz unserem Werbepartner. Ihr wollt 100 % Ökostrom? Dann wechselt jetzt zu Lichtblick, Deutschlands größtem reinen Ökostromanbieter. Hier bekommt ihr Ökostrom aus Sonne und Wind, intelligente E-Mobilität und Solaranlagen für günstigen Strom vom eigenen Dach. Dann lass uns doch gleich mal mit der Baustelle anfangen. Wir arbeiten von 7 bis 16 Uhr, so sind unsere Arbeitszeiten. Und gerade wenn es so heiß ist, müssen wir längere Pausen einhalten. Heute haben wir zum Beispiel noch eine Eispause gemacht, gestern auch schon. Da haben wir schon noch eine zwischendurch Pause gemacht, wo wir Eis gegessen haben. Und vor kurzem noch unsere Arbeitszeit, wenn wir dann bis 14, 15 Uhr heute arbeiten, das können wir dann selber entscheiden, wie unser Baufortschritt ist. Und dementsprechend bei der Hitze machen wir dann eher Feierabend. Der Arbeitgeber muss uns auch Getränke bereitstellen, das macht er auch schon das ganze Jahr über, egal ob es heiß ist oder nicht. Und dementsprechend die Arbeitszeit noch anpassen manchmal. Hier staut sich auch die Wärme durch die Häuser, die rechts und links mit dran sind. Bis zum Mittag sind wir hier im Schatten, da haben wir es noch recht gut. Und jetzt nachmittags ist voll die Sonne hier. Aber wir sind es langsam ein bisschen gewöhnt. Krass, das klingt natürlich schon sehr nach einem Knochenjob. Aber immerhin gibt es da auch Flexibilität, und der Arbeitgeber achtet offenbar auf seine Leute. Ja, so habe ich das auch verstanden von dem, was er mir gesagt hat oder wie ich die Situation eingeschätzt habe. Die Männer waren in einem kleinen Betrieb angestellt. Das waren fünf Leute insgesamt, die einer größeren Firma zuarbeiten. Und ihr Chef, der passt tatsächlich auf, dass sie nicht komplett ausbrennen. Also es gibt Pausen, manchmal auch früher Feierabend, Eispausen, wie er eben beschreibt. Aber das ist am Bau eben keineswegs selbstverständlich. Es gibt vom DGB, vom Deutschen Gewerkschaftsbund, eine Initiative, die heißt faire Mobilität. Die kümmert sich vor allen Dingen um Menschen am Bau, die eher prekär beschäftigt sind. Und die berichten, dass gerade die Baubranche eben für ihre prekären Arbeitsbedingungen ja bekannt ist. Und oftmals durch ganz weit verzweigte Subunternehmerstrukturen da viele Menschen in extrem prekären Verhältnissen arbeiten. Schwarzarbeit ist da ein Riesending. Eben die sogenannten entsendeten Beschäftigten aus dem Ausland, die oftmals ganz schlechte Arbeitsbedingungen haben. Und da ist mit Hitzeschutz leider wirklich sehr wenig. Aber bei dem Beispiel, das ich angetroffen habe, scheint es einen Chef zu geben, dem nicht egal ist, wie es seinen Angestellten geht. Und dem Paketzusteller, dem erging es anders? Ja, das war auf jeden Fall eine ganz andere Geschichte. Der wollte eigentlich erst mal gar nicht mit mir sprechen und meinte, zu seinen Arbeitsbedingungen darf er sich nicht äußern, das sei ihm von oben untersagt. Und ich finde ehrlich gesagt, das sagt schon recht viel aus. Denn im Gegensatz zu den Bauarbeitern hat sein Arbeitgeber so gut wie keine Maßnahmen ergriffen, dass es ihm bei dieser Hitze gut geht. Und in seinem Transporter hat er berichtet, wird es extrem heiß. Im Laderaum messen Kolleginnen im Sommer 60 bis 70 Grad. Man kann sich das vorstellen, das sind diese Kästen hinten, die so eingegittert sind, da kommt kein bisschen Luft rein. Und die müssen da immer rein, die Pakete rausholen und dann wieder raus in die Hitze. Und ich habe für diese Folge ja mit dem Gewerkschafter Norman Schulze von ver.di gesprochen. Und er sagt, die Beschäftigten in der Logistik fühlen sich oft, als wären sie nur noch eine Nummer. Und Fürsorge vom Arbeitgeber? Absolute Fehlanzeige. Huiuiui, ja krass, das klingt heftig. Also bevor wir uns anhören, was Norman Schulze zu sagen hat, sag doch noch mal, was müssen Arbeitgeber eigentlich tun? Gibt es da feste Regeln? Nein, so richtig verbindliche Hitzeschutzgesetze gibt es nicht. Es gibt natürlich den allgemeinen Arbeitsschutz, und ein bisschen ist da was zur Hitze geregelt. Innenräume sollen nicht über 26 Grad warm werden. Ab 30 Grad müssen Maßnahmen ergriffen werden. Und ab 35 Grad, ohne Gegenmaßnahmen, darf eigentlich nicht mehr gearbeitet werden. Aber ein richtiges einklagbares Recht auf hitzefrei oder verkürzte Arbeitszeit, das gibt es nicht. Also ja, krass, wenn du beschreibst, da sind 60, 70 Grad im Transporter. Auch wenn man da nur kurz reingeht und wieder raus, wirkt sich das ja auf den Körper aus. Und wie ist es, wenn man draußen arbeiten muss? Genau, für den Außenbereich gilt, dass ab 25 Grad im Schatten Arbeitgeber informieren müssen über UV-Strahlung. Sie müssen Sonnenschutz bereitstellen, passende Kleidung, Mützen, Sonnensäge, Sonnencreme. Aber das, wie viele Recherchen zeigen, zum Beispiel von der Taz, ist eher Theorie und in der Praxis passiert oft nichts. Okay, und die Paketzusteller sind ein gutes Beispiel für diese Lücke. Genau, Norman Schulze von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi betreut seit vielen Jahren Betriebsräte im Bereich Postdienste und Logistik, und er kennt die Probleme sehr genau. Ich weiß nicht, ob du das mitgekriegt hast, wir haben ja in den letzten Monaten damit zu kämpfen, dass die Deutsche Post zum Beispiel 8000 Arbeitsplätze abgebaut hat. Aber die, die an Bord sind, machen jetzt das, was die anderen vorher gemacht haben, und zwar mit oben drauf. Wir haben eine Situation, dass neben der Hitze, die gerade draußen ist, wir durch den Personalmangel einfach eine körperliche Belastung haben, weil die Autos einfach voll sind morgens. Und wir haben einen Arbeitgeber, der versucht zu flexibilisieren. Das ist übrigens nicht nur bei der Post, das macht DPD genauso, das macht UPS genauso. Also eine doppelte Belastung: weniger Personal, mehr Arbeit und dann noch die Hitze oben drauf. Ja, und das wirkt sich massiv auf die Gesundheit aus. Paketzusteller steigen bei 35 Grad ständig aus ihren aufgeheizten Autos aus, laufen die Treppen hoch, wieder runter, zurück ins Auto, das sich in der Zwischenzeit wieder aufgeheizt hat. Und viele Fahrzeuge haben eben gar keine Klimaanlage. Das heißt, es ist ein permanenter Hitzeschock. Also Zusteller und Zustellerinnen haben oft keine Klimaanlage im Auto. Sie müssen das Auto jedes Mal abstellen, müssen die Türen verschließen. Es ist eine Sicherheitsmaßnahme, dass auch niemand was klaut. Was im Umkehrschluss bedeutet: Da steht ein Auto, alle Scheiben sind zu, die Tür ist zu, ich gehe drei Etagen hoch, drei Etagen runter, bringe das Päckchen oder den Brief weg, komme wieder, und dann ist das Auto warm. Und das geht die ganze Zeit hin und her. Da sind so Momente, da würde ich mir manchmal mehr Verantwortung von Arbeitgebern wünschen. Wir haben bei uns eine Situation, dass wir völlig unterschiedlich sind. Wir haben wenige Niederlassungen, wo Führungskräfte Verantwortung übernehmen, wo sie auch mal einen Kasten Wasser hinstellen. Wir haben ganz wenige Niederlassungen, wo zum Beispiel auch mal Sonnencreme mitgegeben wird. Wo ich persönlich sage, das ist eigentlich das A und O. Wir wirtschaften in unserer Kampagne, das kostet ja kein Geld, das sind Artikel. Wir haben so eine kleine Sonnencreme organisiert, und wenn wir unterwegs sind, dann verteilen wir die. Das müsste eigentlich ein Arbeitgeber machen. Das klingt nach einem riesigen Unterschied zum Bauarbeiter, den du getroffen hast. Absolut. Und hier wird die soziale Dimension deutlich. Während eben manche Betriebe sich um Hitzeschutz kümmern, sind viele Prekärbeschäftigte komplett ungeschützt. Und befristete Arbeitsverträge beispielsweise verstärken das. Also wer unsicher angestellt ist, wagt es nicht, Überlastung zu melden oder eben früher oder zum Zeitpunkt, an dem sie dürfen, Feierabend zu machen und macht zusätzliche Überstunden. Das spielt ein Stück weit Angst mit einer Rolle, weil es unsicher ist. Das geht aber bei jedem so in jeder Branche. Wenn du einen befristeten Arbeitsvertrag hast, bevor du nicht durch bist und die Verlängerung hast bzw. in den unbefristeten Arbeitsvertrag reingehst, spielt es eine Angst mit einer Rolle. Was ich bestätigen kann, dass Arbeitgeber damit auch spielen. Also wir haben oft Situationen, wenn Kolleginnen und Kollegen in der Befristung länger oft krank werden oder wenn sie sich nicht an die Anordnung, in Anführungszeichen, das der Displayleiter, das der Zustellstützpunktleiter oder wie auch immer richten, dass sie dann mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht übernommen werden, dass sie dann keinen unbefristeten Arbeitsvertrag kriegen. Also Hitzeschutz wird auch zur Klassenfrage. Menschen mit stabilen Arbeitsverhältnissen sind besser geschützt, während andere das Risiko stillschweigend tragen. Und was oft unterschätzt wird: Hitzestress ist medizinisch gesehen eine enorme Belastung. Der Körper kämpft darum, die Temperaturen zu regulieren. Herz-Kreislauf-Systeme laufen auf Hochtouren. Das Risiko für Dehydrierung und Kreislaufkollapse steigt massiv. Und Studien zeigen: Mit jedem Grad über 30 nimmt die Unfallwahrscheinlichkeit zu, weil die Konzentration sinkt und Fehler passieren. Wir haben ja hier im Klima-Podcast in den vergangenen Jahren auch immer wieder Folgen gemacht, die sich weitestgehend mit Hitze, Gesundheit und Klima beschäftigen. Vor ein paar Monaten hat unsere Kollegin Charlotte Detig mit der Journalistin und Buchautorin Christina Berndt darüber gesprochen, dass Hitze eben nicht nur für alte Menschen, Kinder und Schwangere ein Problem ist, sondern dass es auch gesunde, fitte Menschen massiv belasten kann, wenn sie zum Beispiel im Hochsommer in der Mittagshitze joggen gehen. Und dann war Alea Rentmeister im vergangenen Jahr in Mexiko-Stadt auf Recherche unterwegs und hat in einer Folge gezeigt, wie belastend es ist, wenn man im Alltag um so etwas Grundlegendes wie Trinkwasser kämpfen muss. Und die Beispiele habe ich noch sehr im Ohr und kann euch nur empfehlen, in diese Folgen reinzuhören. Wir verlinken die natürlich in den Shownotes. Wir waren ja beim Thema Hitze und Unfälle. Gibt es denn da Zahlen dazu, wie groß das Problem ist? Ja, europaweit sind die Folgen dramatisch. Laut einer Untersuchung von Gewerkschaften sind die hitzebedingten Todesfälle am Arbeitsplatz seit dem Jahr 2000 um 42 Prozent gestiegen. Und in Südeuropa sterben immer wieder Bauarbeiter, StraßenkehrerInnen oder Landarbeiter während Hitzewellen. In Griechenland, das hat auch gerade eine Recherche der Taz gezeigt, gibt es jedes Jahr Fälle, bei denen Menschen direkt an ihrem Arbeitsplatz kollabieren und sterben. Und auch in Italien und Spanien hat es in den vergangenen Jahren tödliche Vorfälle gegeben, vom Bau bis zur Landwirtschaft. Und all das spüren wir mittlerweile eben auch mehr und mehr hier. Die Klimakrise ist eine soziale Krise, und es trifft die prekär Beschäftigten eben am härtesten. Ich habe vor vielen Jahren, vor der Uni, mal die Erfahrung gemacht und ein paar Monate lang den Arbeitsalltag in einer Ferienanlage in Südfrankreich erlebt. Und da gab es mittags drei Stunden Pause, und wir haben bis in den Abend hinein gearbeitet. Und ich dachte erst, wie doof, dann ist der Tag ja so zerrissen. Aber dass die Hitze eben körperlich an die Substanz geht und dass Mittagsruhe und eben leichte Kost mittags an einem schattigen Platz doch sehr wohltuend sind, das habe ich dann eben irgendwann erst später kapiert. Wir reden ja immer ein bisschen despektierlich über die Siesta, aber eigentlich ist sie total sinnvoll, und da kann man sich einiges abschauen. Im Zuge deiner Recherche habe ich gerade noch mal was nachgeguckt. Also in den vergangenen 20 Jahren hat sich natürlich die Situation auch noch mal viel stärker zugespitzt, was die Hitze angeht. Ich habe das diesen Sommer in den Nachrichten gesehen. Städte wie Barcelona und Madrid haben in klimatisierten Museen, in Bibliotheken, in Stadtteilcafés und auch in Parks sogenannte Hitzeschutzräume eingerichtet, also Orte, an denen sich Menschen kostenlos aufhalten können, wo sie eben nicht irgendwie ständig einen Kaffee bestellen müssen oder so. Und es wurden Sonnensegel aufgehängt, Sand auf öffentlichen Plätzen aufgeschüttet, um Menschen Linderung zu verschaffen, die eben unter der Hitze leiden und um Zuflucht zu bieten. Und ja, also das wirkt sich schon einfach massiv aus, und es wird gebraucht. Und die Frage ist natürlich, wenn es um Hitze im Arbeitskontext geht, dann formulieren ja Gewerkschaften und politische Akteure auch hierzulande inzwischen ganz klare Forderungen. Oder wie sehen die aus? Genau, also von eben hitzefrei über Arbeitszeitverkürzungen bei vollem Lohnausgleich, Arbeitszeitbegrenzungen an Hitzetagen, Verbot von Überstunden bei Hitze und zusätzlichen Schutzmaßnahmen bei auswärtiger Arbeit. Und dem schließen sich mittlerweile auch Grüne und Linke immer mehr an. Die Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt will zum Beispiel einen verbindlichen Arbeitsstopp im Freien ab 33 Grad Celsius. Und stattdessen sollen die Beschäftigten ein Klimakurzarbeitergeld bekommen, das wie das Schlechtwettergeld im Winter ganzjährig greift. Und was fordert Norman Schulze? Eben all das, aber im Zweifel auch Personal aufzustocken. Und wir wollen auf den Arbeitgeber zugehen und sagen, ob wir nicht zwischendurch eine Möglichkeit haben, bei so heißen Tagen eine Zwei-Mann-Zustellung zu machen. Das heißt einfach mal, man kann sich gegenseitig unterstützen. Einer kann im Auto bleiben, das Auto kann auch laufen, die Klimaanlage kann laufen, die Kühlung kann funktionieren. Das ist natürlich teurer, das ist uns auch bewusst. Man zahlt im Prinzip in dem Moment eine zweite Person. Ich spreche ja nicht mal über eine dauerhafte Phase, sondern so wie jetzt. Jetzt geht es vier Tage lang, es ist eine Hochtemperatur angesagt, und am Wochenende sollen die Temperaturen ja wieder runtergehen. Bei uns gibt es perspektivisch immer drei Parameter, die man anpacken kann, wo ein Arbeitgeber auch reagieren muss. Das eine sind die großen Bereiche, wo ich zustelle, eine Zwei-Mann-Zustellung, Wasserzunfügung stellen ohne Ende und mehr Pausen. Und das Letzte klappt gar nicht. Klingt naheliegend, aber Fakt ist, momentan gibt es in Deutschland kein verbindliches Hitzeschutzgesetz. Ja, letztlich hängt es in der Praxis von der Kulanz der Arbeitgeber ab oder von Tarifverträgen. Und gerade dort, wo Menschen prekär beschäftigt sind, passiert am wenigsten. Leistung, Qualität, körperliches Wohlbefinden verschlechtert sich. Alle Parameter verschlechtern sich. Die Leute sind sehr unzufrieden im Verhältnis zwischen ihnen als Arbeitnehmer und ihrem Arbeitgeber, weil du sehr schnell das Gefühl entwickelst, als Beschäftigter, dass es deinem Arbeitgeber egal ist. Wir haben in dem Fachbereich Postdienste eine Ausfallquote zwischendurch, gerade in den heißen Tagen, von fast 40 Prozent. 40 Prozent von beschäftigten Kolleginnen und Kollegen sind krank. 40 Prozent krank, das ist natürlich enorm. Und das zeigt: Hitzeschutz ist eben nicht nur eine Frage von Komfort. Es geht um Gesundheit, um Menschenwürde und letztlich um die Zukunft der Arbeit in Zeiten der Klimakrise. Ein absolut elementares Thema. Also lass uns doch nochmal ganz kurz zusammenfassen, was du heute alles so zusammengetragen hast. Also der Klimawandel bringt immer mehr Hitzewellen nach Deutschland. Und für viele Menschen bedeutet das Arbeit unter Bedingungen, die krank machen und im schlimmsten Fall sogar tödlich enden. Das sind Bauarbeiter, PaketzustellerInnen und generell Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Sie stehen eben an vorderster Front der Klimakrise. Und noch fehlen hierzulande verbindliche Gesetze, um sie ausreichend zu schützen. Die Gewerkschaften fordern mehr Pausen, kürzere Arbeitszeiten bei Hitze und klare Regeln. Solange das nicht kommt, bleibt Hitzeschutz vor allem eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Meine Kollegin Ronja Morgenthaler hat zu Arbeitsschutz und Hitze recherchiert. Dafür hat sie mit Betroffenen auf der Straße und mit Norman Schulze von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gesprochen. Danke dir für die Recherche und für das Gespräch. Gerne! Bis zum nächsten Mal. Ja, mach’s gut! Das war Mission Energiewende, der Klimapodcast von detektor.fm für diese Woche. Hinter dem grünen Rollo im Sendezentrum hat geschwitzt, biebte stark. Die Redaktion lag bei mir, Ina Lebedjev. Und weil ich ihn selbst so sehr liebe beim Arbeiten, empfehle ich euch für jede Wetterlage und jeden Arbeitsplatz – Baustelle, Auto, Radio, Bootsanleger – den Musikstream vom Podcast Radio detektor.fm. Kein doofer Algorithmus, sondern handverlesener Sound aus unserer Musikredaktion. Ich schwöre, ich will nicht mehr ohne, und ihr dann bestimmt auch nicht mehr. Also danke euch fürs Zuhören, fürs Liken, Teilen, Ausprobieren und Weitersagen. Damit macht ihr eine Handvoll Menschen hier sehr glücklich, und ich bin nächste Woche wieder am Start. Macht’s gut! Bis bald! Tschüss!