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Die Haifischinsel mit Blick auf die Hafenstadt Lüderitz in Namibia
Bild: Grobler du Preez I Shutterstock

Mission Energiewende | Energiekolonialismus

Grüne Zukunft, koloniales Erbe

Deutschlands Energiewende setzt auf grünen Wasserstoff. Doch die Produktion ist energieintensiv und verlagert sich zunehmend in den globalen Süden. In Namibia soll ein Großprojekt entstehen — genau auf dem Land, das einst Schauplatz des ersten deutschen Völkermords war.

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Grüner Wasserstoff aus dem globalen Süden

Grüner Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger der Energiewende. Er soll helfen, Industrieprozesse klimaneutral zu gestalten, Flugzeuge und Schiffe anzutreiben oder Stahl zu produzieren, ohne CO2 auszustoßen. Doch die Herstellung ist energieintensiv und der dafür nötige Strom muss aus erneuerbaren Quellen kommen. Da Deutschland nicht genügend grünen Strom erzeugt, sollen künftig Importe den Bedarf decken — aus Regionen mit viel Sonne und Wind, etwa aus Namibia. Dort planen ein britisches und ein deutsches Unternehmen das Hyphen-Projekt, das Namibia zu einem Exportland für grünen Wasserstoff machen soll. Das Vorhaben stößt jedoch auf Kritik.

Koloniale Verbrechen und historische Verantwortung

Das Projektgebiet liegt im Süden Namibias, in einer Region, in der das Deutsche Kaiserreich zwischen 1904 und 1908 den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts verübte. Kolonialtruppen töteten zehntausende Herero und Nama, vertrieben sie in die Wüste oder internierten sie in Lagern. Eines dieser Lager befand sich auf Shark Island bei Lüderitz, wo heute Teile des Wasserstoffprojekts geplant sind.

Zwischen 1904 und 1908 starben bis zu 50 Prozent des gesamten Nama-Volkes. Die Nama haben sich von dieser Verwüstung, von diesem Trauma nie erholt. Sie verloren Menschenleben, Land, Kultur, Erbe und ihre Lebensgrundlagen. Heute sind sie eine Minderheit in Namibia. Der Völkermord wirkt bis heute nach. Wir sind noch immer landlos, entrechtet und ohne politische Macht.

Paul Thomas, Mitglied der Nama Traditional Leaders Association

Paul Thomas, Mitglied der Nama Traditional Leaders AssociationFoto: privat

Auf dem Land, das den Nama einst genommen wurde, sollen nun Energieanlagen entstehen. Kritikerinnen und Kritiker sehen darin eine Fortsetzung kolonialer Strukturen, bei der wirtschaftliche Interessen aus dem globalen Norden im Vordergrund stehen.

Partizipation und gerechte Energiezukunft

Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft fordern, dass Energiepartnerschaften mit Namibia auf klaren rechtlichen Grundlagen und Beteiligung beruhen. Es fehle an Transparenz und Mitsprache bei der Planung großer Projekte.

Wenn Namibia so etwas in Deutschland tun würde, würde das niemand akzeptieren. Es sollte ein beidseitiger Prozess sein — mit gegenseitigem Respekt. So wie sie behandelt werden wollen, sollten sie auch uns behandeln.

Nafimane Manohamukoshi, Mitglied des Economic Social Justice Trust

Nafimane Manohamukoshi, Mitglied des Economic Social Justice TrustFoto: privat

Namibia gehört zu den Ländern, die besonders stark unter den Folgen des Klimawandels leiden. Dürren, Überschwemmungen und Energiearmut prägen den Alltag vieler Menschen. Während im Süden des Landes künftig Wasserstoff für den Export nach Europa produziert werden soll, fehlt es in vielen Regionen an sicherer Energieversorgung.

Die Hintergründe zu den deutschen Kolonialverbrechen und der Kritik an den geplanten Energieprojekten, hört ihr in der aktuellen Folge von „Mission Energiewende“ mit detektor.fm-Moderatorin Ina Lebedjew. Ihre Kollegin Ronja Morgenthaler hat dafür mit Paul Thomas von der Nama Traditional Leaders Association und Nafimane Manohamukoshi vom Economic Social Justice Trust gesprochen.

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