Alles sieht nach einer entspannten Geburt aus. Doch dann ist das Kind größer als geschätzt, zu groß für ihr Becken: Die Geburt dauert rund 24 Stunden, berichtet die junge Mutter gegenüber Spektrum Gesundheit. Sie trägt eine Blasensenkung und eine Senkung der Gebärmutter bis zum Scheidenausgang davon, auch ihr Schließmuskel wird verletzt. Sie sagt: „Ich bin als gesunde Frau reingegangen und kam als Krüppel wieder heraus.“
Die Risiken der Geburt
Ähnlich traumatische Erfahrungen schildern viele Frauen, nachdem sie ein Kind zur Welt gebracht haben. Tatsächlich sind die Risiken einer vaginalen Geburt nicht unerheblich. Neben Verletzungen des Beckenbodens, Organsenkungen und Dammrissen können auch Inkontinenz oder Probleme beim Geschlechtsverkehr auftreten.
Wie groß das Problem wirklich ist, lässt sich aber nur schwer schätzen. Denn in Deutschland gebe es keine etablierten Standards zur Erfassung von Beckenbodenbeschwerden nach der Geburt, kritisieren Fachkundige. Die Häufigkeiten von Komplikationen und Folgeschäden schwanken von Studie zu Studie stark. 2022 wurden bei mehr als 350.000 Frauen die Geschlechtsorgane nach der Geburt „rekonstruiert“, also genäht.
Warum klären nicht alle Ärztinnen und Ärzte darüber auf? Warum wird nicht mehr über dieses Thema gesprochen? Eine mögliche Antwort: Man will werdende Mütter mit solchen Horrorgeschichten nicht verunsichern. Doch Schwangere haben heute viele Optionen, wie sie das Kinderkriegen angehen wollen. Deshalb sollten sie die Optionen und Risiken kennen, findet Christiane Gelitz.
Die Redakteurin von Spektrum Gesundheit hat zu den Risiken der natürlichen Geburt und auch zu denen von Kaiserschnitten recherchiert und mit betroffenen Frauen gesprochen. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer gewährt Gelitz Einblicke in die Recherche. Sie erklärt, warum das Thema Geburtsverletzungen noch immer ein Tabu ist und wie ein offenerer Umgang damit in Zukunft aussehen könnte.