Keine klassische Gentechnik
Die Genomeditierung gilt vielen Forschenden als Zukunftsmodell der Pflanzenzucht. Schließlich hat die Landwirtschaft hat mit den Folgen der Klimakrise zu kämpfen: Extremwetter, Schädlinge und Viren gefährden immer häufiger die Ernte. Mit Genomeditierung lässt sich das Erbgut von Pflanzen gezielt an die neuen Bedingungen anpassen. Um Gentechnik im klassischen Sinne handelt es sich dabei allerdings nicht. Denn bei der Genomeditierung werden meist keine fremden Gene in das Erbgut eingefügt, sondern punktuelle Veränderungen oder Löschungen vorgenommen. Das derart modifizierte Erbgut könnte auch durch natürliche Mutationen entstehen.
Der Mensch hat immer schon versucht, Pflanzen zu verändern. Frank Schubert, Biologe und Redakteur bei Spektrum der Wissenschaft
Foto: Spektrum der Wissenschaft
Mit Mutationen wiederum arbeitet der Mensch bereits seit Jahrtausenden, um seine Nutzpflanzen zu verändern — durch Auslese, Kreuzung und Mutationen wurden der Ertrag gesteigert oder die Pflanzen widerstandsfähiger gemacht. Früher brauchte man allerdings Generationen, um Pflanzen anzupassen. Die Genomeditierung gilt vielen Forschenden nun als eine neue, präzisere und vor allem schnellere Methode zur gezielten Anpassung des Erbguts von Pflanzen. Häufig werden dabei moderne molekularbiologische Werkzeuge wie die Genschere CRISPR/Cas eingesetzt, deren Entdeckerinnen 2020 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurden.
Genomeditierung als Zukunftsmodell?
Trotz der Chancen wird über das Thema kontrovers diskutiert. Während in China, Japan oder den USA bereits auf die Technologie gesetzt und viel daran geforscht wird, ist das in der Europäischen Union derzeit noch anders. Rechtlich wird die Genomeditierung in der EU ähnlich wie klassische Gentechnik behandelt, was den Einsatz stark einschränkt. Kritikerinnen und Kritiker warnen zudem vor möglichen Risiken für Umwelt und Biodiversität, wenn veränderte Pflanzen in natürlichen Ökosystemen ausgebracht werden. Angesichts der Herausforderungen der Klimakrise debattiert die EU-Kommission allerdings eine weniger strenge Regulierung der Genomeditierung. Ist das der richtige Weg?
Genomeditierte Pflanzen lassen sich von natürlich mutierten Pflanzen molekularbiologisch gar nicht unterscheiden, nach der geltenden Rechtslage soll man sie aber unterschiedlich behandeln.
Frank Schubert
Darüber spricht detektor.fm-Moderator Marc Zimmer mit Frank Schubert, Biologe und Redakteur bei Spektrum der Wissenschaft. Er erklärt im Podcast, wie die Genomeditierung funktioniert und welche Chancen und Risiken sie birgt.