Die Zeit zurückdrehen
Die Meisterpflicht hat lange Zeit geregelt, dass nur ein voll ausgebildeter Meister einen handwerklichen Betrieb führen darf. 2004 hat die Regierung aber beschlossen, diese Pflicht in vielen Berufen zu lockern. Durch kleinere Hürden im Markteinstieg sollten mehr Gründungen in kleinen und ausbildungsschwachen Berufen erfolgen. Und mehr Betriebe sollten wiederum mehr Arbeitsplätze schaffen. Dieser Wunsch ermöglicht bis heute, einen eigenen handwerklichen Betrieb zu gründen – ohne Meisterbrief.
15 Jahre ist die Reform nun her. Es sieht aber so aus, als kehre die Meisterpflicht schon bald für alle Handwerkerberufe zurück. Bayern hat nämlich während einer Sitzung des Bundesrats den entsprechenden Antrag gestellt.
Für und Wider Meisterpflicht
Die Befürworter meinen, die Reform hätte nicht gehalten, was sie versprochen hat. Es sind zwar viele neue Handwerksbetriebe entstanden. Einen ganz großen Teil davon bilden jedoch Solo-Unternehmen. Mehr Arbeitsplätze sind dadurch also nicht entstanden. Die Handwerkskammern beklagen außerdem, dass in den deregulierten Handwerksbereichen nun sogar die Ausbildungszahl zurückgegangen ist.
Wir haben herausgefunden, dass in den deregulierten Bereichen die Ausbildung tatsächlich etwas zurückgegangen ist. – Petrik Runst, Universität Göttingen
Die Monopolkommision hält gegen den Vorschlag. Sie befürchtet beispielsweise, dass die Rückkehr zur Meisterpflicht den Wettbewerb gefährdet. Auch die Kunden wären negativ betroffen. Schließlich haben sie jetzt noch die Möglichkeit, frei zwischen verschiedenen Qualitätsstufen und Preisen zu wählen.
detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber spricht mit ihrem Kollegen Lukas Gilbert darüber, warum die Meisterpflicht gerade ein so großes Thema ist.
Redaktion: Alexandra Boger
Die Themenwoche Handwerk
In der Themenwoche Handwerk richten wir unseren Blick auf die „Wirtschaftsmacht von nebenan“. Wir sprechen deshalb über folgende Themen: den Azubi-Mangel, die Meisterpflicht und die Rolle von Frauen im Handwerk. Außerdem beschäftigen wir uns mit Geflüchteten als Azubis im Handwerk und der Digitalisierung.