Viele gute Platten, aber kein Album das alles überstrahlt hat – so in etwa ist das Meinungsbild in der detektor.fm-Redaktion zum Musikjahr 2017. Viele alte Helden haben sich zurückgemeldet, aber es gab auch einige bemerkenswerte Debüts.
Wir haben uns alle Alben der Woche noch einmal angeschaut und einige Highlights herausgesucht.
Tanzmusik hatte wohl niemand von dem Trio aus London erwartet, das für seine minimalistischen Popsongs bekannt ist. Sich von solchen Erwartungen freizumachen ist eines der Ziele, das The xx mit ihrem dritten Album verfolgen. Eisige Synthies, Streicherarrangements und ein Chor-Sample – die Band hat sich anderen Einflüssen geöffnet. Trotz des volleren Sounds und der Hinwendung zum Dancefloor, die Grundstimmung bleibt melancholisch.
In seiner Heimat England hatte der Rapper Loyle Carner schon eine Weile von sich Reden gemacht. Mit seinem Debütalbum „Yesterday’s Gone“ beweist Carner, dass er einer der interessantesten aktuellen HipHop-Künstler ist. Er verzichtet auf großmäulige Posen und spricht in seinen Songs offen über seine Vergangenheit. Mit echten Instrumenten kreiert er einen warmen Sound, der an Common und Mos Def erinnert. Das hat ihm viele Fans und eine Mercury Prize-Nominierung eingebracht.
Seit über 20 Jahren machen Spoon aus Austin Musik zwischen Indierock und Postpunk. Auf ihrem neuen Album „Hot Thoughts“ lassen sie die Gitarren größtenteils weg. Es schimmern die Synthies, mal gibt eine zarte Marimba den Ton an, dann wummert das Schlagzeug in altbekannter Manier direkt in den Magen. Der neue Sound ist gewöhnungsbedürftig, aber Spoon haben immer noch ein Händchen für Ohrwürmer und lässig-coole Rocksongs.
Vom plötzlichen Ruhm durch den Fernsehauftritt bei David Letterman hat sich die Synthiepop-Band Future Islands nicht unter Durck setzen lassen. Auch auf ihrem fünften Album „The Far Field“ gibt es leidenschaftliche Songs mit entwaffnend ehrlichen Texten. Die Songs sind opulenter arrangiert als zuvor, haben aber immer noch Ecken und Kanten. Natur spielt eine große Rolle – Sänger Sam Herring ist von der Poesie von Sonne und Mond inspiriert.
Ein Gegenmittel zur betrüblichen Realität sollen die Songs auf „Ti Amo“ von Phoenix sein. Inspirieren lassen haben sich die Franzosen von einem Fantasie-Italien aus antiken Marmor-Statuen, sonnengebleichten Stränden und jeder Menge Gelato. Ein bisschen softer Yacht-Rock, New Wave, Blue-eyed Soul und natürlich Italo-Disko – „Ti Amo“ ist der musikgewordene Rimini-Urlaub.
Jahrescharts
Von euch wollen wir wissen: Was war eurer Soundtrack zum Jahr 2017? Was waren eure Alben des Jahres? Stimmt ab und kürt die Top10 in den detektor.fm-Jahrescharts!